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Thronfolger deutlich weniger populär

Nach dem Tod des hoch verehrten Königs von Thailand Bhumibol Adulyadej hat die Militärregierung jede Spekulation über die Thronfolge sofort ausgeräumt. Der 64-jährige Kronprinz Maha Vajiralongkorn folge seinem Vater auf den Thron, gab Putschführer und Regierungschef Prayut Chan-o-cha am Donnerstag in einer TV-Ansprache bekannt.

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Vajiralongkorn habe gebeten, ihm vor seiner Thronbesteigung noch Zeit zu lassen, sagte Junta-Chef Chan-o-cha. Der Kronprinz habe ihm bei einer Audienz mitgeteilt, er wolle sich noch vorbereiten, bevor er zum König ausgerufen werde.

Zudem wolle Vajiralongkorn vorerst einmal zusammen mit dem thailändischen Volk um seinen am Donnerstag verstorbenen Vater trauern, fügte Chan-o-cha hinzu. Der Kronprinz sei mit den Pflichten eines Königs bereits vertraut und werde sie übernehmen, wenn „die geeignete Zeit kommt“. Chan-o-cha hoffe, „alle verstehen das und verursachen kein Chaos“.

Viel Zeit im Ausland verbracht

Bhumibol habe seinen Sohn am 28. Dezember 1972 zu seinem Nachfolger bestimmt, hieß es. Während Bhumibol als Garant der Einheit in dem politisch tief gespaltenen Land galt, ist sein Sohn deutlich weniger bekannt und populär als sein Vater. Bisher verbrachte er viel Zeit im Ausland, vor allem in Deutschland. Er ist als begeisterter Pilot bekannt und fliegt seine eigene Boeing 737. Theoretisch wäre auch eine Thronfolge etwa durch die unverheiratete Tochter Maha Chakri Sirindhorn (61) möglich gewesen.

Thailands neuer König Maha Vajiralongkorn

APA/AP/Sakchai Lalit

Vajiralongkorn bei einer Zeremonie 2016 in Bangkok

Belastungsprobe für ganzes Land

Für die thailändische Militärregierung, die 2014 die Macht ergriff, bedeutet Bhumibols Tod eine Belastungsprobe. Das Militär unterhält enge Verbindungen zum Königshaus. Viele Menschen in Thailand sehen den Militärcoup von 2014 als einen vorsorglichen Schritt, um eine mögliche Instabilität nach dem befürchteten Ableben des Monarchen verhindern zu können.

Bhumibol hatte zwar auf dem Papier nur repräsentative Aufgaben, doch hat der Palast hinter den Kulissen enormen politischen Einfluss. Keine Regierung konnte sich ohne das Wohlwollen des Königs halten. Viele Untertanen verehrten ihn aber fast wie eine Gottheit. Bücher, Schulen und Medien verbreiteten regelmäßig Berichte über Bhumibols Einsatz für sein Volk. Viele Thailänder können sich ein Leben ohne ihren König kaum vorstellen.

Ein Jahr Staatstrauer

Nach Bekanntwerden des Todes zeigte sich sofort beispiellose Trauer. Vor dem Sirijaj-Krankenhaus, wo Bhumibol verstorben war, knieten Tausende Menschen in den Straßen und beteten, viele von ihnen vor Trauer in Tränen aufgelöst. Viele hielten große Porträts des hoch verehrten Königs in den Händen. Die „Bangkok Post“ legte ihr Onlinelayout in Schwarz-Weiß auf.

Trauernde Menschen in Thailand

APA/AFP/Munir Uz Zaman

In Thailand herrscht tiefe Bestürzung

„Die blühende Regentschaft des Königs ist zu Ende“, verkündete Chan-o-cha. „Er hat das Leben aller auf das Tiefste berührt, wir schulden ihm große Dankbarkeit.“ Chan-o-cha ordnete ein Jahr Staatstrauer an. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden sollen 30 Tage auf halbmast wehen. In dieser Zeit sollen keine Feiern oder Festlichkeiten organisiert werden. Er empfahl Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes, ein Jahr Schwarz zu tragen.

Gelbhemden gegen Rothemden

Thailands Gesellschaft ist seit Jahren zerrissen. Auf der einen Seite stehen die Gelbhemden. Sie geben sich als Monarchietreue, die die alte Ordnung, in der wenige einflussreiche Familien die Geschicke des Landes bestimmten, aufrechterhalten wollen. Auf der anderen Seite stehen die Rothemden, unterstützt vor allem von der ärmeren Bevölkerung, die mehr Mitsprache und eine Politik zur Förderung der Armen fordern.

Sie haben es unter Bhumibol stets von sich gewiesen, weniger königstreu zu sein als die Gelbhemden. Beide Seiten werfen einander maßlose Korruption vor. Mit Demonstrationen und Blockadeaktionen haben beide Lager die jeweils andere Regierung immer wieder unter Druck gesetzt und deren Sturz herbeigeführt.

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