Nervosität vor schwierigem Landemanöver
Auf dem Mars ist im Vergleich zu anderen Nachbarplaneten der Erde relativ viel Verkehr. Die Rover „Opportunity“ und „Curiosity“ bekommen mit der Landung der ersten russisch-europäischen Sonde nächste Woche Besuch von der Erde. Für Utopien wie die Stadt auf dem Mars fehlt aber noch viel.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Zunächst soll am Mittwoch kommender Woche die Raumsonde „Schiaparelli“, ein Testmodul, auf dem Nachbarplaneten landen. Die Mission „ExoMars“ ist eine Kooperation der Europäischen Raumfahrtorganisation (ESA) und ihres russischen Pendants Roskosmos.

APA/AFP/ESA/D. Ducros
Computeranimation der Raumsonde „Schiaparelli“
Die Sonde hat mehrere hundert Mio. Kilometer und sieben Monate Flugzeit hinter sich, das Landemanöver gilt als besonders kritisch. Es muss - computergesteuert - binnen weniger Minuten glücken. Zweite Chance gibt es keine, entsprechend groß wird die Nervosität in den Kontrollzentren sein. Zweck von „ExoMars“ ist einmal mehr die Suche nach Spuren von Leben. Allerdings ist ein Erfolg Pflicht, um Phase zwei, den Einsatz eines Rovers 2020, finanzieren zu können. Insgesamt kostet das Projekt an die 1,3 Mrd. Euro.
Neuer Eifer nach mageren Jahren
Auch in den USA ist der Eifer in puncto Reise zum Mars wieder erwacht, sollte er zwischendurch durch Sparvorgaben der Regierung infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise für die Weltraumbehörde NASA jemals wirklich gedämpft worden sein. Zuletzt bekräftige US-Präsident Barack Obama, dass er für sein Ziel, bis 2030 Menschen auf den Mars zu schicken, enger mit der Privatwirtschaft zusammenarbeiten wolle.

NASA/JPL-Caltech
„Curiosity“ („Neugier“), auf der Suche nach Spuren von Leben, bekommt Gesellschaft
Obama und der erste Mann auf dem Mond
Dabei gehe es zuerst um die Entwicklung von Astronautenunterkünften für lange Aufenthalte im Weltraum, schrieb Obama am Mittwoch in einem Gastbeitrag für die CNN-Website unter dem Titel „Amerika wird den großen Sprung zum Mars schaffen“. Die NASA hatte erst im Sommer wissen lassen, dass mehrere Unternehmen, darunter etwa Boeing und Lockheed Martin, an „Habitaten“ für das All tüftelten. Der Titel von Obamas Beitrag kommt nicht von ungefähr: Er dürfte wohl eine Anspielung auf das berühmte Zitat des ersten Mannes auf dem Mond, des US-Astronauten Neil Armstrong, sein: „Ein kleiner Schritt für einen Mann, ein großer Sprung für die Menschheit“.
Lange Reise in ein giftiges Klima
Für einen Flug zum Mars gibt es noch eine ganze Reihe von Problemen zu lösen, vor allem die etwa 225 Mio. Kilometer Mindestdistanz sind eine Herausforderung. Außerdem müssten Menschen während der Reise vor kosmischer Strahlung geschützt werden. Auch das Klima auf dem zweitkleinsten Planeten im Sonnensystem nach Merkur ist alles andere als einladend: Die Temperaturen schwanken zwischen minus 85 und plus 20 Grad, Teleskope zeigen immer wieder enorme Sandstürme, die Atmosphäre ist viel dünner als jene der Erde und enthält kaum Sauerstoff, dafür über 95 Prozent CO2.
Die NASA arbeitet derzeit an der Trägerrakete SLS zur bemannten Erforschung des Weltraums sowie an dem bemannten Raumschiff Orion für Mond-, Mars- und Asteroidenflüge. Der erste - unbemannte - Start der Rakete ist für 2018 vorgesehen. Zwei Jahre später soll eine bemannte US-Mission jenseits des Mondes folgen.
SpaceX träumt von Stadt auf dem Mars
Auch SpaceX ist beim Entwickeln eifrig, insbesondere da Unternehmensgründer Musk eine besondere Vision hat. Er träumt von einer „Kolonie“ auf dem Mars, wie er Ende September auf einem Astronautenkongress in Mexiko sagte. Die Erde werde möglicherweise irgendwann nicht mehr bewohnbar sein, bis dahin solle es Alternativen geben. „Die Menschheit sollte eine multiplanetare Spezies werden.“ Der Milliardär, der auch Gründer des E-Autoherstellers Tesla ist, will Raumschiffe bauen, die mindestens 100 Menschen und dazu noch große Mengen an Material transportieren können. Sie müssten im Weltraum beladen und betankt werden können, führte Musk aus.
Arbeit an neuem Triebwerk
Der Mars biete sich zur Besiedelung an, weil es dort Sonnenlicht gebe. Die Tageslänge sei vergleichbar mit der auf der Erde, und es sei möglich, Pflanzen zu züchten. Sein privates Raumfahrtunternehmen SpaceX, mittlerweile unverzichtbarer Partner der NASA für Flüge zur Internationalen Raumstation (ISS), will erst ein unbemanntes Raumschiff zum Mars fliegen lassen. Schon 2025 könnte ein bemanntes folgen. Auf absehbare Zeit könnten in einer Kolonie auf dem Mars eine Mio. Menschen leben, meinte Musk.
Für die Reise zum Mars entwickelt SpaceX das Triebwerk „Raptor“, das erst vor einigen Tagen erstmals in Betrieb genommen wurde. Es soll drei Meganewton (MN) Schub bringen - mehr als dreimal so viel wie das Triebwerk der aktuellen SpaceX-Rakete „Falcon 9“. „Raptor“ werde mit flüssigem Methan betrieben, das auch auf dem Mars gewonnen werden könne, hieß es. Zuletzt war im September eine Rakete von SpaceX auf dem Weltraumbahnhof in Cape Canaveral (Bundesstaat Florida) beim Start explodiert.
China will hoch hinaus
Neben NASA, ESA und Roskosmos haben auch Länder wie Indien und China Ambitionen in Richtung des Roten Planeten. China will 2020 einen Orbiter und ein Bodenfahrzeug auf den Mars schicken. Eine neue schwere Trägerrakete für Weltraummissionen mit der Typenbezeichnung „Changzheng 5“ wurde entwickelt und soll erstmals im November gezündet werden.
Immerhin hat Peking bereits „Botschafter“, die dafür sorgen sollen, dass die Marsbegeisterung auch in der Volksrepublik nicht abebbt. Zuletzt wurde Basketballstar Yao Ming in diese Position „befördert“. Der Spitzensportler, jahrelang beim US-NBA-Club Houston Rockets unter Vertrag, soll gemeinsam mit einer Reihe von Prominenten die Weltraumpläne seines Landes bekannter zu machen. China will bis 2022 eine eigene Raumstation errichten, auch ein bemannter Flug zum Mond ist geplant.
Links: