Ungarn: Tür bei eingestellter „Nepszabadsag“ bleibt zu
Erfolglos ist heute Nachmittag der Versuch der Mitarbeiter der ungarischen Tageszeitung „Nepszsabadsag“ („Volksfreiheit“) geblieben, ihre Arbeit trotz Einstellung der Traditionszeitung wieder aufzunehmen und die Montag-Ausgabe vorzubereiten. Lediglich der Chefradakteur des Blattes, Andras Muranyi, durfte das Gebäude betreten.
Außer den Beschäftigten von „Nepszabadsag“ hatten sich auch über 100 Sympathisanten vor dem Redaktionssitz im dritten Budapester Stadtbezirk versammelt. Muranyi bekräftigte: In der gegenwärtigen Situation bestünde die einzige Möglichkeit darin, Verhandlungen über den Verkauf von „Nepszabadsag“ zu beginnen. Dabei könne der Verkauf nur zu den seitens der Redaktion akzeptierten Bedingungen erfolgen.
Der Eigentümer der Zeitung, die österreichische Mediaworks AG, hätte einen konstruktiven Standpunkt zu den Entscheidungen und Vorschlägen der Redaktion eingenommen. Dennoch seien die langen Verhandlungen erfolglos geblieben, da die Zeitungen am Montag nicht erscheinen werde, zitierte Inforadio.
„Nicht ernsthaftes“ Angebot abgelehnt
Die Mitarbeiter von „Nepszabadsag“ hatten gestern nach Schließung der Zeitung von der Mediaworks AG ein Angebot erhalten. Wenn die Redaktion kurzfristig einen Geschäftsplan mit Nullsaldo vorstellen kann, sei der Eigentümer bereit zu Verhandlungen über die gemeinsame Zukunft.
Dieses Angebot wurde seitens der Redaktion als „nicht ernsthaft“ bezeichnet. Es sei laut Muranyi nahezu unmöglich, in zwei Tagen einen solchen Plan vorzulegen.
Während sich der Verlag hinsichtlich der Einstellung auf eine gesunkene Auflage und hohe Verluste berief, sehen Medien hinter dem Aus für „Nepszabadsag“ die rechtskonservative Regierungspartei Fidesz-MPSZ und Premier Viktor Orban. Mit der Aktion ginge es bereits um die Umgestaltung des Medienmarktes hinsichtlich des nahenden Wahljahres 2018.