Sprengstoff in Chemnitz: Ermittlungen gegen zweiten Syrer

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Nach dem Sprengstofffund im deutschen Chemnitz ermittelt die Polizei gegen einen zweiten Syrer wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Bombenanschlags. Bei dem Mann handle es sich um den Mieter der Wohnung, in der der hochbrisante Sprengstoff entdeckt worden war, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) im deutschen Bundesland Sachsen, Tom Bernhardt, heute.

Der Verdächtige sei einer der drei Bekannten des mutmaßlichen Haupttäters, die die Polizei gestern festgenommen hatte. Der Mieter befinde sich weiter in Polizeigewahrsam, die Haftprüfung laufe derzeit. Die beiden anderen Festgenommenen seien dagegen wieder auf freiem Fuß.

Gesuchter entkam nur knapp vor Polizeiaktion

Der gesuchte Terrorverdächtige ist der Polizei nach Informationen der dpa nur knapp entkommen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sei der Mann kurz vor dem Zugriff der Ermittler geflohen. Zuerst hatte darüber „Spiegel“ (Onlineausgabe) berichtet. Nach Informationen von „Spiegel“ habe die Polizei gestern Früh kurze Zeit nach Beginn der Beobachtung der Wohnung des Syrers dessen Flucht bemerkt und einen Warnschuss abgeben.

Das gehe aus einem vertraulichen Lagebericht des LKA hervor. Ein LKA-Sprecher habe das „Spiegel Online“ bestätigt. Unklar sei, ob der Verdächtige zufällig das Haus verließ oder ob er die beginnende Aktion bemerkt hatte. Die Polizei in Sachsen wollte den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Fahndung läuft weiter

Die Fahndung nach dem mutmaßlichen Haupttäter dauerte an. Der heute 22 Jahre alte Syrer halte sich seit 2015 in Deutschland auf und sei seit mehreren Monaten als Flüchtling anerkannt, sagte Bernhardt. Er sei in der Vergangenheit nicht polizeilich auffällig geworden.

„Wir müssen davon ausgehen, dass nach wie vor eine Gefahr von dieser Person ausgeht“, sagte der Sprecher. Die Polizei könne sich nicht hundertprozentig sicher sein, dass sie allen Sprengstoff in der Wohnung sichergestellt und vernichtet habe.

Gegen beide Syrer wird nach Paragraf 89a des Strafgesetzbuchs wegen des Verdachts auf die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Straftat ermittelt. Sollten sie verurteilt werden, droht ihnen eine Haftstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

Kontakt zum IS?

In Sicherheitskreisen wird vermutet, dass der gesuchte Syrer Kontakt zur Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) hatte. Bernhardt wollte das allerdings nicht bestätigen. Die Polizei werde sich dazu erst äußern, wenn sie konkrete Fakten habe, sagte er. Derzeit gingen die Ermittler in dem Fall zahlreichen Hinweisen nach.