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Etihad und TUI arbeiten an Verbund

Die Pläne des weltgrößten Touristikkonzerns TUI und von Air-Berlin-Großaktionär Etihad, der Fluglinie der Vereinigten Arabischen Emirate, bringen die TUI-Tochter TUIFly und damit auch Air Berlin in die Bredouille. TUI und Etihad wollen ein gemeinsames Problem lösen: das Engagement bei der hoch verschuldeten Air Berlin.

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Beide Unternehmen wollen daher den Schulterschluss in einer neuen europäischen Airline versuchen, um ihre Einsätze zu retten. TUI und Etihad bestätigten am Mittwoch, dass sie an einem gemeinsamen Ferienflieger arbeiten. Die Mitarbeiter bei TUIfly sind dadurch so verunsichert, dass sich die Krankmeldungen stapeln und Flugpläne durcheinandergewirbelt werden.

Bisher hat TUI ein Drittel der TUIfly-Flotte an Air Berlin vermietet. Die ins Trudeln geratene deutsche Billigfluglinie braucht das eigentlich nicht, kommt aber aus dem Vertrag nicht heraus. TUI sucht für seinen Ferienflieger aus Hannover zudem eine Lösung - aus Sicht des Managements ist er zu teuer.

Etihad sucht neue Wege

Auch Etihad will neue Wege beschreiten und gilt somit als komplementär. „Etihad ist ein Partner, der eine Lösung für sein Problem braucht und flüssig ist“, sagte der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg gegenüber der dpa. Das sieht auch die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) so.

VC-Sprecher Markus Wahl, der die Sorgen der Mitarbeiter gut nachvollziehen kann, mahnt mit Blick auf den finanzstarken Partner vom Golf zur Vorsicht: „Golf-Airlines haben sich bisher nicht besonders dadurch hervorgetan, dass sie sich an Tarifverträge halten - da gibt’s keine Gewerkschaften.“ Auch er muss aber zugeben: „Der Trend auf dem europäischen Luftfahrtmarkt geht eindeutig zur Konsolidierung - kleine Einheiten werden immer weniger überlebensfähig.“

Strikter Zeitplan

Der Zeitplan scheint eng getaktet. Schon Ende kommender Woche sollen den Arbeitnehmervertretern konkrete Pläne bei einer außerordentlichen TUIfly-Aufsichtsratssitzung vorgestellt werden. „Wir haben dann knapp zwei Wochen Zeit für die Bewertung - das ist ein Affront“, so TUIfly-Betriebsratschefin Karin Grobecker.

Sie kritisiert nicht nur die bisherige Informationspolitik des Konzerns, sondern auch ein „Aushebeln der Mitbestimmung durch den Vorstand“ und betont: „Wir hängen völlig in der Luft. Das wird eine Zerschlagung der TUIfly auf Raten.“ Notwendig seien keine Lippenbekenntnisse des Vorstands, sondern belastbare tarifliche Zusagen für die Mitarbeiter.

Experte: Zusammenschluss unumgänglich

„Es bleibt den Airlines letztlich aber nichts anderes übrig, als sich zusammenzutun“, so Schellenberg mit Hinweis auf die Tatsache, dass Billigflieger wie Ryanair gerade händeringend Besatzungen für neue Flugzeuge suchten.

Die irische Airline peilt eine Größenordnung von 500 Maschinen für ihre Flotte an - die rund 60 des neuen Verbunds wirken dagegen gering. Ryanair bringt sich bei deutschen Flughäfen auch schon als Alternative zu Air Berlin ins Gespräch und meint, das Wachstum im europäischen Flugverkehr werde „von Ryanair kommen“. Schellenberg: „Der Fluggast scheint das gut zu finden.“

Krisenstab bei Arbeitnehmervertretern

Der TUI-Konzern aus Hannover wertet die sich nun abzeichnende Lösung mit einem neuen Verbund als Chance. Dagegen reagierten die Arbeitnehmervertreter mit einem Krisenstab, in dem auch rivalisierende Gewerkschaften an einem Strang ziehen. „Letztendlich läuft es auf eine Betriebsverlagerung hinaus“, sagte Betriebsratschefin Grobecker. Sie wirft vor allem die Frage auf, wer in der angedachten neuen Einheit neben Etihad und TUIfly die verbliebenen 50 Prozent übernehmen soll.

„Nur Flugzeuge bündeln reicht nicht“

Skeptisch äußerte sich auch Schellenberg, der die Suche nach Synergien durchaus positiv bewertet. „Das Wort Verbund klingt zunächst einmal nach hohen Kosten: Was soll als wettbewerbsfähige Einheit herauskommen?“, fragte er und betonte: „Nur Flugzeuge bündeln reicht nicht.“

Er verwies zudem auf kartellrechtliche Gründe, die eine Etihad-Beteiligung in größerem Umfang ausbremsen könnten. Für denkbar hält er dagegen eine wie auch immer geartete Eurowings-Option, die später an die Plattform andocken könnte. „Es ist jetzt Zeit, dass der Vorstand bei all diesen Fragen Klarheit schafft“, sagte Betriebsratschefin Grobecker.

Ralf Krüger, dpa

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