Drastischer Umbau der Niki-Mutter
Seit Längerem befindet sich die Fluggesellschaft Air Berlin in der Krise. Nun soll die Mutter der österreichischen Fluglinie Niki drastisch schrumpfen: Bis zu 1.200 Mitarbeiter sollen entlassen werden, einen Teil der Flotte will Air Berlin an die deutsche Lufthansa abgeben, wie das Unternehmen in einer Mitteilung bekanntgab. Die Lufthansa will bis zu 40 Flieger für sechs Jahre anmieten.
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Für bis zu 38 Maschinen stellt Air Berlin dabei auch Piloten, Flugbegleiter, Wartung, Versicherung und Verwaltungsleistungen. Die Air-Berlin-Spitze erwartet dafür von der Lufthansa über die Laufzeit des Vertrags Zahlungen von mehr als 1,2 Milliarden Euro. Kosten wie Treibstoff und Flughafengebühren trägt die Lufthansa.
Die Abmachung soll mit dem Sommerflugplan im März 2017 in Kraft treten. Air Berlin wolle sich auf das Kerngeschäft mit einer Flotte von 75 Flugzeugen von den beiden Drehkreuzen Berlin und Düsseldorf aus konzentrieren. Neben der geplanten Vermietung von Flugzeugen will Air Berlin aber keinerlei Start- und Landerechte und Strecken an Lufthansa mitübertragen.
Air Berlin soll effizienter werden
Air-Berlin-Chef Stefan Pichler bedauerte die Entscheidung für Stellenkürzungen, begründete das aber mit der Notwendigkeit, das Unternehmen effizienter auszurichten: „Es fällt mir schwer, in einem dynamischen Arbeitsmarkt wie dem deutschen betriebsbedingte Kündigungen anzukündigen. Dennoch müssen wir leider Personal abbauen. Unser Ziel ist es, dies so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.“
Lufthansa fällt auf Vierjahrestief
Durch die Anmietung der 40 Flugzeuge will die Lufthansa ihre Billigtochter Eurowings stärken. Diese hält derzeit 90 Jets, nun soll das Netz ergänzt werden. Auch für Etihad scheint das Geschäft willkommen. Für die arabische Fluglinie ist Air Berlin bisher ein Fass ohne Boden. Nun könnten weitere Maschinen und Besatzungen zu einem neuen Ferienflieger geschoben werden, den die arabische Air-Berlin-Großaktionärin Etihad mit dem deutschen Touristikkonzern TUI plant.
Die mit fast einer Milliarde Euro verschuldete zweitgrößte deutsche Fluglinie Air Berlin steckt in einer desolaten finanziellen Lage und wird schon seit Jahren von Etihad mit immer neuen Millionenspritzen in der Luft gehalten.
Brussels Airlines wird übernommen
Für die Lufthansa war es eine weitere Erfolgsmeldung: Zuvor hatte der Aufsichtsrat der deutschen Linie bereits dem Erwerb der verbleibenden 55 Prozent an der belgischen Brussels Airlines zugestimmt. Damit übernimmt Deutschlands größte Fluggesellschaft die Belgier zur Gänze, nachdem sie zunächst 45 Prozent hielt. Der Deal soll Anfang 2017 abgeschlossen sein. Auch Brussels Airlines soll früheren Aussagen zufolge künftig für die Lufthansa-Billigmarke Eurowings an den Start gehen.
Die Entscheidung hatte sich wegen des Anschlags am Brüsseler Flughafen vom März verzögert. Die Lufthansa nahm sich länger Zeit, um die Folgen der Attacke auf die Geschäfte von Brussels Airlines besser bewerten zu können. Die belgische Fluggesellschaft ist für die Deutschen wegen der Europabeamten und Lobbyisten in Brüssel interessant, die viel Geld für Flugtickets ausgeben. Zudem fliegt Brussels Airlines mit seinen rund 50 Flugzeugen zahlreiche Ziele in Afrika an, wo die Lufthansa relativ schwach vertreten ist.
Konkurrenzkampf bei Billigfliegern
Der Preis für die Anteile wurde beim Einstieg der Deutschen vor acht Jahren festgelegt und beträgt bis zu 140 Millionen Euro. Ein Lufthansa-Sprecher betonte jedoch, Details rund um den Preis für die Option müssten noch diskutiert werden. Auch sei noch nicht ganz klar, wie die belgische Fluggesellschaft in den Konzern eingegliedert werde. Beide Deals sollen die Lufthansa-Tochter Eurowings stärken. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will damit den Kampf im Billigfliegersegment gegen Ryanair und easyJet aufnehmen.
Höhere Preise drohen
Für die Konsumenten könnte das weniger angenehme Folgen haben. Wettbewerbsexperte Justus Haucap sagte dazu der dpa: „Die Erfahrung zeigt: Wenn man auf einer Strecke die Reduktion von zwei auf einen Anbieter hat, muss man schon sehr gutgläubig sein, wenn man denkt, dass die Preise dort nicht steigen.“ Konkurrenten wie Ryanair und easyJet bräuchten Zeit, um auf den Strecken nachzuziehen. „Zehn bis 20 Prozent höhere Preise halte ich für realistisch. Das würde vor allem Vielflieger und Geschäftsreisende treffen.“
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