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Blässe ohne Schreckensfaktor

Nicht immer machen aktuelle Beauty-Trends die Trägerin unbedingt schöner. Absichtlich verklebte Wimpern oder dicke Schichten an hellem Puder mögen vielleicht gerade en vogue sein, können bei unprofessioneller Handhabung jedoch schnell den gewünschten Look verfehlen. Mit den richtigen Akzenten allerdings können der gerade angesagte Gothic Glam und sogar ein „schön schwitzendes“ Gesicht ziemlich präsentabel aussehen.

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„Saugt an meinen Lippen!“, befahl Katharina die Große angeblich ihren Hofdamen um die entsprechende Leuchtkraft ihres Mundes zu erwirken. Dabei haben ihre Dienerinnen wahrscheinlich höchstens ein kurz anhaltendes, grelles Pink erzeugen können, das sich eher für den Sommer eignet. Im Herbst wird die Lippenfarbe um einige Nuancen dunkler.

Gothic Glam mit edlem Touch

Bei Dior, Max Mara oder Bottega Veneta wünscht man sich diesen Herbst eine besondere Betonung der Lippen. Sie greifen allerdings zu Schattierungen, die Katharinas Hofdamen höchstens mit heftigen Schlägen erzeugen hätten können. Von glänzender Johannisbeere bis hin zu mattem Schwarz ist die Farbpalette düster.

Designer Marc Jacobs ging sogar einen Schritt weiter und ließ die Visagisten Tränen unter die Augen malen. „Modern Gothic“ oder „Gothic Glam“ nennt sich der aktuelle Trend und hört sich so gar nicht alltagstauglich an.

Make up Gestaltung

ORF.at/Roland Winkler

Julia Hrdina gibt Tipps, zu welchem Typ welches Make-up passt

Aber Frau darf die Lippen eigentlich immer betonen, wie Make-up-Artist Julia Hrdina weiß: „Seit Greta Garbo und Marilyn Monroe hat sich ein starker und prägender öffentlicher Trend zu roten Lippen in den 1950ern endgültig durchgesetzt“, sagt sie im Gespräch mit ORF.at. 2016 darf es etwas düsterer sein.

Die Dramatik ins Gesicht geschrieben

Weil die schwarzroten Lippen an sich schon einen dramatischen Effekt erzeugen, empfiehlt es sich bei diesem Make-up, die Augen nur leicht zu betonen.

Dabei sollte die Haut ebenmäßig aussehen: „Der Gothic-Look zeichnet sich durch ein blasses, einheitliches Hautbild aus. Je matter die Grundierung, umso ebenmäßiger erscheint die Hautoberfläche“, so Hrdina. Mit Puder muss nicht gespart werden, denn „es ist der einzige Look, der es erlaubt, helles Puder über das gesamte Gesicht aufzutragen“, erklärt die Make-up-Expertin.

Wie trägt man heuer also den Gothic-Glam-Look, ohne dabei sein Gegenüber zu verschrecken? Wer sich für dunkle Farbtöne während der Tageszeit entscheidet, kann mit dem einem oder anderen Trick ein bisschen Lebendigkeit in sein Gesicht zaubern: „Einfach mit einem dunklen Puder Konturen ins Gesicht legen“, meint Hrdina. Lediglich mit der Wimperntusche sollte etwas gespart werden.

Bei Dior erwirken die schön-klumpigen Twiggy-Wimpern den gewünschten träumerischen Effekt. Wer verklebte Wimpern allerdings gut aussehen lassen kann, ist schon ein Meister oder Photoshop-Profi. Im Alltag und selbst bei schwachem Licht sehen klumpige Wimpern meistens so aus, als hätte man etwas grundlegend falsch gemacht.

Vom Gothic-Look zu glänzendem Schimmer

Um den passenden Augenaufschlag zu erzielen, ist die oft beste Lösung der Griff zu falschen Wimpern. Sich diese selbst aufzukleben, bedarf allerdings einer gewissen Geschicklichkeit. Dezent getuschte Wimpern hingegen nehmen dem Look die Schwere und lassen ihn edel wirken.

Make up Gestaltung

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Beim modernen Goth-Glam-Look sollten die Augen nur leicht betont werden

Dabei sollten sie nach außen gezogen und unten nur leicht angetuscht werden, ohne sie dabei zu verlängern oder zu verdichten, empfiehlt Hrdina. Das gibt der Augenpartie etwas leicht Verruchtes und verleiht der möglicherweise etwas finster wirkenden Trägerin Eleganz und einen Hauch Erotik.

Alles ein bisschen natürlicher

Nicht für jeden Typ ist der schattenhafte Gothic-Glam optimal. „Bei Frauen mit dunklen Haaren könnte er schon ziemlich streng aussehen“, meint Hrdina. Das helle Puder bringe allerdings jedem Gesicht einen großen Vorteil: „Es lässt Falten schnell verschwinden“, fügt die Expertin augenzwinkernd hinzu.

Ganz im Gegensatz zum depressiven Emo-Look steht diese Saison aber auch eine gewisse Natürlichkeit wieder im Mittelpunkt. Models dürfen ihre Haare so tragen, wie sie eben nach dem Aufstehen aussehen, die Augenbrauen sehen gepflegt-wuchernd aus, und wer zu übermäßigen Hautausdünstungen neigt, kann sich freuen. Denn im Herbst steht vieles im Zeichen des Schimmers und Glanzes.

Aus matt wird feucht

„Dewy skin“ („feuchte Haut“) nennt sich das Phänomen und drängt das allzeit beliebte Matt heuer ein wenig zurück. Taufrisch soll man aussehen, auch ein wenig verschwitzt, ohne dass einem dabei tatsächlich die Schweißperlen übers Gesicht laufen.

Wer annimmt, es gäbe zwischen Glanz und Schimmer keinen Unterschied, der irrt: „Glanz entsteht, indem man mit sehr cremigen Texturen und ölhaltigen Produkten arbeitet. Schimmernde Haut erzeugt man am besten, indem schillernde und helle Rouge- oder Lidschattentöne mit einem Pinsel auf Wangen, Schläfen und Kinn gelegt werden“, erklärt die Visagistin.

Trotzdem sollte nicht das gesamte Gesicht mit dem feucht-frischen Glanz versehen werden. Die tiefer liegenden Stellen unter den Augen und den Nasenflügeln müssen leicht abmattiert werden, um sie von der Reflexion zu befreien, erklärt die Expertin. Was macht einen Glanz richtig ansehnlich? „Eine Grundlage aus Silikon sieht am schönsten aus, und statt Puder sollte man ein cremiges Rouge verwenden“, so die 33-Jährige weiter.

Glitzer für Erwachsene

Damit wäre die Grundierung erledigt. „Beschlagene“ Haut ist nämlich nicht alles, heuer darf Frau zusätzlich auch noch ein wenig funkeln. Der Faschingslook wurde selbstbewusst während der Herbstkollektionen 2016 präsentiert und ist mit der richtigen Dosierung anscheinend auch im Alltag kein No-Go mehr. Mariah Carey würde es lieben, denn der Glitzer wird heuer ein wenig erwachsen.

Make up Gestaltung

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Für einen subtilen Glitzereffekt sollte mit Lidschatten gearbeitet werden

Feuchte Haut und glänzende Akzente sind gut miteinander kombinierbar. „Wer mit glitzernden Akzenten arbeitet, sollte jedoch beachten, zuerst den Glitzer und erst danach die Grundierung aufzutragen“, warnt Hrdina. Bevor das Gesicht mit Glitzer dekoriert wird, kann zunächst ein glänzender Lidschatten dezent auf die Wangen und Lider aufgetragen werden.

Nur bei richtigem Licht entsprechender Effekt

Wer sich traut, seinem Gesicht ein wenig Funkeln zu verleihen, sollte darauf achten, in welcher Beleuchtung man sich aufhält. „Glitzer kommt nur in einem direkten, harten Licht gut zur Geltung“, so Hrdina. Trotzdem muss der Umgang mit Pailletten und Ähnlichem mit Vorsicht genossen werden, denn es kann schnell überspitzt wirken.

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„Lediglich am bewegten Lid darf glitzernder Lidschatten aufgetragen werden, denn nur dann wirkt es elegant“, mahnt die Make-up-Expertin - und wenn, dann auch nur in Steinchenform. Um sich vom Faschingslook so weit wie möglich zu entfernen, rät Hrdina zu asymmetrischen Anordnungen. So entstehe ein moderner Look ohne dabei überzeichnet zu wirken.

Yasmin Szaraniec, für ORF.at

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