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Sahelzone als erweitertes Kampfgebiet

Die USA haben nun eine Drohnenbasis in Nordwestafrika positioniert, um islamistische Extremisten in der Region besser überwachen und bekämpfen zu können. Die Basis befindet sich in Niger, in der Stadt Agadez. Niger sei auch das einzige Land in der Region gewesen, das zu der Stationierung bereit gewesen sei, wie das Nachrichtenportal The Intercept schreibt.

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Bereits zuvor hatte es Militärabkommen zwischen den USA und dem verarmten Niger gegeben. Die Kosten für den US-Militärstützpunkt sind offenbar in die Höhe geschnellt. So gehen The Intercept und die Nachrichtenagentur Reuters von rund 100 Millionen Dollar (89 Mio. Euro) aus. Offiziell war zuvor bei der Planung von rund 50 Mio. Dollar (44,5 Mio. Euro) die Rede gewesen.

Karte zur Drohnenbasis im Niger

Grafik: APA/ORF.at

Neues Drohnenmodell im Einsatz

Auf dem Stützpunkt sollen laut The Intercept MQ-9 Reapers stationiert sein. Diese Drohnen sind die verbesserte Version der Predator-Drohne. Sie seien neuer, größer, mit längerer Reichweite ausgestattet und tödlicher als das Vorgängermodell, wie The Intercept, ein Projekt, an dem auch der Edward-Snowden-Aufdeckerjournalist Glenn Greenwald beteiligt ist, schreibt.

Drohnenpiloten

Reuters/Josh Smith

US-Drohnenpiloten bei der Arbeit

Laut Experten ist die neue Basis das jüngste Zeichen, dass sich der Krieg gegen den Terror ausgeweitet bzw. verlagert hat, wie die BBC schreibt. Niger, ein Verbündeter des Westens, hat seit Längerem selbst mit islamistischem Terror zu kämpfen. Einerseits sind das Übergriffe der aus Nigeria kommenden Extremisten der Boko Haram, andererseits islamistische Milizen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet sind und die bisher so gut wie nicht kontrollierbaren weiten Wüstengebiete Nigers als Basis nützen.

17 größere Islamistengruppen

Des Weiteren sehen internationale Sicherheitsexperten noch mehr Probleme durch Terroristen auf Niger zukommen: Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS), die von Libyen, wo sie unter Druck geraten sind, nach Niger und in den Tschad ausweichen könnten. Insgesamt sollen laut US-Verteidigungsministerium in dem betroffenen Gebiet der Sahelzone 17 größere Islamistengruppen tätig sein. Einige davon haben dem IS die Treue geschworen, andere werden Al-Kaida zugerechnet, einige bleiben autonom.

US-Drohnenbasis in Afghanistan

Reuters/Josh Smith

Eine Drohne wird auf einem US-Stützpunkt eingewiesen

Die durch die Drohnen gewonnenen geheimdienstlichen Erkenntnisse werden auch anderen Ländern der Region wie etwa Nigeria, Tschad und Mali zur Verfügung gestellt, so eine Sprecherin des zuständigen US-Afrika-Kommandos gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Direkte Attacken in umliegenden Ländern möglich

Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Agadez sollen auch die bereits in Niger stationierten US-Soldaten zusammengezogen werden. Die Stationierung in Agadez sei ideal, da die Stadt sehr zentral liegt, und daher auch ideal für das ISR-Vorgehen (Intelligence, Surveillence and Reconnaissance, also Sammeln von Informationen, Überwachung und Aufklärung), so die US-Armeesprecherin weiter. Man könne die Gefahren für die Sicherheit nun von der Sahelzone bis zum Tschadsee im Auge behalten.

Mit der großen Reichweite der Drohnen sind offenbar auch tödliche direkte US-Attacken auf Terroristen in den umliegenden Ländern möglich. Das US-Verteidigungsministerium hüllt sich über die genauen Operationen und darüber, wie weit die Basis bereits funktionstüchtig ist, in Schweigen. Laut The Intercept vorliegenden Dokumenten soll der Drohnenstützpunkt bald fertig sein. Von Anfang nächsten Jahres ist dort die Rede.

Neues US-Interesse an Krisengebiet

Für die Versorgung und den Wechsel der Truppen soll die neue nigrische US-Basis auch ein fast zwei Kilometer langes Flugfeld, das Landung und Start für große Militärmaschinen erlaubt, erhalten. The Intercept beruft sich dabei auch Satellitenaufnahmen des Geländes vom Mai. Agadez gilt als Drehscheibe für afrikanische Auswanderer und Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa. Auch dazu können viele geheimdienstliche Informationen über die Region gesammelt werden.

Der neue Stützpunkt ist daher laut Experten auch ein Beispiel für das erweiterte US-Interesse an den Vorgängen in der als politisch fragil angesehenen Sahelzone, die sich von Senegal bis zum Sudan erstreckt. Die Sahelzone gilt auch als Rückzugs- und Operationsgebiet von islamitischen Terrorgruppen und Milizen.

Spezialisten als Ausbildner für nigrisches Militär

US-Spezialtruppen bilden bereits seit Längerem nigrisches Militär im Kampf gegen Terroristen aus. Millionen an Militärhilfe sind laut The Intercept in Form Flugzeugen und Lkws in dem verarmten Land angekommen. Insgesamt sind laut der Enthüllungswebsite seit 2006 82 Millionen Dollar über das US-Verteidigungsministerium nach Niger geflossen.

Neben Niger schlossen die USA erst kürzlich auch mit Senegal einen Verteidigungsvertrag, der die Stationierung von US-Truppen erleichtern soll. Auch Frankreich ist mit rund 3.500 Soldaten in Niger präsent. Auch hier gilt die Priorität dem Kampf gegen Islamisten in der Sahelzone.

baue, ORF.at

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