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Holding und Passagierjetsparte fusionieren

Der europäische Flugzeugkonzern Airbus soll schlanker und schneller werden - und damit fit für die Digitalisierung. Das Unternehmen teilte am Freitag mit, es lege dafür sein Zivilflugzeuggeschäft mit der Zentralholding zusammen. Von dem Schritt ist vor allem der Hauptstandort Toulouse betroffen. Zum Umfang des damit verbundenen Stellenabbaus wollte sich Airbus nicht äußern.

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„Die Details der Zusammenlegung und damit verbundene Auswirkungen werden nun auf Konzern-, Divisions- und nationaler Ebene mit den Sozialpartnern diskutiert“, hieß es. Bis Anfang 2017 soll die Verschmelzung über die Bühne gehen. In der „Financial Times“ sagte Konzernchef Tom Enders, der Umfang des Stellenabbaus sei nicht „unsignifikant“, aber geringer als bei der letzten Sanierungsrunde, der in Summe etwa 8.000 Arbeitsplätze zum Opfer fielen.

Weltweit 137.000 Beschäftigte

Weltweit beschäftigt der Airbus-Konzern 137.000 Menschen, davon 55.000 in der Passagierjetsparte. Die neuen Einsparungen würden sich bereits in der Bilanz des kommenden Jahres niederschlagen. Enders sieht die Zusammenlegung der Holding mit dem größten Einnahmenbringer als Fortführung seiner seit Jahren andauernden Transformation des französisch-deutsch-spanischen Unternehmens.

„Wir sind entschlossen, ein neues Leistungsniveau zu erreichen. Das gelingt uns unter anderem durch die weitere Verschlankung der Unternehmensstrukturen und die Einführung einer einfacheren, agileren Gesamtorganisation, die sich auszeichnet durch weniger Bürokratie, engere Zusammenarbeit und schnellere Prozesse“, so Enders, der Konzernchef bleibt.

Fusion für Enders „Evolution, keine Revolution“

Nach französischen Gewerkschaftsangaben ist für Dienstag ein Treffen des Konzernbetriebsrats mit dem Management angesetzt. „Trotz Schwierigkeiten bei den Hubschrauber-Aktivitäten und in geringerem Umfang in der Flugzeugsparte ist die Lage des Konzerns insgesamt gut“, erinnerte die Gewerkschaft Force Ouvriere und forderte eine „sozial vorbildliche“ Umsetzung der Umstrukturierung.

Aus Sicht von Enders ist die Fusion „der nächste logische Schritt“ bei der Integration des früheren deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmens. Es handle sich um eine „Evolution, keine Revolution“. Airbus soll damit auch für die Digitalisierung fit gemacht werden: „Schlanke Strukturen und eine schnelle Entscheidungsfindung sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation.“

Rüstungsgüter und Hubschrauber bleiben

Der bisherige Flugzeugspartenchef Fabrice Bregier wird als Chief Operating Officer (COO) zuständig für das Tagesgeschäft und die Neugestaltung der digitalen Geschäftsaktivitäten sowie die Lieferkette und Qualität. Daneben ist er weiterhin für das Geschäft mit zivilen Passagierjets zuständig, das den größten Teil zum Umsatz des Konzerns beiträgt. Bregier wird damit die klare Nummer zwei des Luftfahrtriesen.

Tom Enders

APA/AFP/Niklas Halle'n

Tom Enders bleibt Konzernchef der Airbus Group

Am Geschäft mit Rüstungsgütern und Hubschraubern hält Enders fest. „Die beiden anderen Divisionen, Defence and Space unter Führung von Dirk Hoke und Helicopters, geleitet von Guillaume Faury, bleiben integraler Bestandteil des Konzerns und werden durch die Fusion erheblich von gezielterer Unterstützung im operativen Geschäft sowie reduzierten Kosten profitieren.“

Einheitliche Marke Airbus ab Jänner

Der gesamte Konzern soll von Jänner 2017 an aber einheitlich unter der Marke Airbus auftreten. Das Unternehmen hatte seine Konzernzentrale bereits vor drei Jahren nach Toulouse verlagert, wo auch die Flugzeugsparte sitzt. Die Bereiche Personal und Finanzen waren schon zuvor zusammengelegt worden. Wenig später benannte sich der frühere Dachkonzern EADS in Airbus Group um. Die Raumfahrt- und Rüstungssparten wurden zusammengeführt und dabei mehrere tausend Stellen gestrichen.

Im vergangenen Jahr machte der Konzern einen Umsatz von knapp 64,5 Mrd. Euro. Nach dem Triebwerksdesaster beim Militärtransporter A400M und Produktionsproblemen beim neuen Langstreckenjet A350 steht das Unternehmen allerdings unter Druck. Das hatte zur Jahresmitte zu einer Sonderbelastung von 1,4 Mrd. Euro geführt. Hinzu kommt die schleppende Nachfrage nach dem Großraumjet A380. Zugleich kann der Konzern aber auf prall gefüllte Auftragsbücher für kleinere Passagierjets verweisen.

Größter Luft- und Raumfahrtkonzern Europas

Schließlich ist die Airbus Group der größte Luft- und Raumfahrtkonzern Europas. Herzstück ist der Flugzeughersteller Airbus, der Ende der 1960er Jahre als deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt entstand. Daraus wurde im Jahr 2000 ein Konzern, der zunächst unter dem Namen EADS firmierte: Die Unternehmen DaimlerChrysler Aerospace AG (DASA) aus Deutschland, Aerospatiale-Matra aus Frankreich und CASA aus Spanien fusionierten.

Zum Jahreswechsel 2013/2014 benannte sich das Unternehmen nach der wichtigsten Tochter in Airbus Group um. Derzeit gibt es drei Sparten: die Verkehrsflugzeugsparte, Airbus Helicopters und die Rüstungs- und Raumfahrtsparte Airbus Defence and Space. Sitz der Holding ist Amsterdam, die Konzernzentrale ist aber im südfranzösischen Toulouse.

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