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Gesamter Alpenraum betroffen

Forscher schlagen angesichts der spürbaren Auswirkungen des Klimawandels auf den Alpenraum schon lange Alarm. Eine Studie vom September 2016 weist nun auf eine um über einen Monat kürzere Dauer der Schneedecke hin.

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Verantwortlich dafür sei neben einem späteren Einschneien im Herbst vor allem eine zeitigere Schneeschmelze im Frühling, wie aus der von der Universität Neuenburg, dem Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) und der Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) erstellten Untersuchung hervorgeht.

„Unabhängig von Höhenlage und Standort“

Durch die Studie wurde SLF-Angaben zufolge der Nachweis erbracht, „dass die Dauer der Schneebedeckung in Gebieten rund 1.100 und 2.500 Meter über dem Meeresspiegel über die letzten Jahrzehnte abnahm“, und zwar „unabhängig von ihrer Höhenlage oder ihrem geografischen Standort“. Im Schnitt habe sich die Dauer der Schneebedeckung seit 1970 um 37 Tage verkürzt. Konkret habe die Analyse der Daten von insgesamt elf Wetterstationen in der Schweiz eine heute um zwölf Tage später beginnende und 25 Tage früher zu Ende gehende Schneesaison ergeben.

„Diese neuen Resultate zeigen, dass sich die Dauer der Schneebedeckung nicht nur in niedrigen Lagen, wo es für jedermann sichtbar ist, sondern in allen untersuchten Höhenlagen und vor allem im Frühling verkürzt“, sagte Studienleiterin Martine Rebetez von der WSL. Ob sich diese Tendenz in Zukunft fortsetzen wird, könne man mit dieser Studie zwar nicht abschätzen, zu erwarten seien aber anhaltende Auswirkungen auf den Wintersport und auch die verfügbare Menge an Wasser im Sommer.

Auch heimische Experten warnen

Warnungen vor den Auswirkungen des Klimawandels auf den Alpenraum gibt es auch von heimischen Experten. Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde in den österreichischen Alpen bereits ein höherer Temperaturanstieg als im globalen Vergleich nachgewiesen. Auf die Jahresniederschlagsmenge erwartet die ZAMG zwar nur geringfügige Auswirkungen: Doch „grundsätzlich wird man auch mit einer kürzeren Schneedeckendauer im gesamten Alpenraum rechnen müssen“.

In einer im April 2016 veröffentlichten Studie der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) werden angesichts der Folgen des Klimawandels bereits für die kommenden Jahre Wasserversorgungsengpässe nicht ausgeschlossen. In der von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) in Auftrag gegebenen Untersuchung werden unter anderem auch höhere Temperaturen im Winter, abnehmender Schneefall und dadurch schnellere und stärkere Oberflächenabflüsse als mögliche Ursachen geortet. Dazu kommen längere Trocken- und Hitzeperioden sowie geringer werdende Niederschläge im Sommer.

„Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“

Auch von der Politik wird die Problematik zunehmend erkannt. „Der Klimawandel findet statt - auch in Österreich“, sagte zuletzt etwa Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) bei der Vorstellung des Pilotprojekts „KLAR: Klimawandel-Anpassungsmodellregionen“. Erklärtes Ziel sei es dem Minister zufolge, dass sich Gemeinden und Regionen „auf die Folgen des Klimawandels“ vorbereiten. Konkret soll es in Kooperation mit dem Klima- und Energiefonds Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen wie Beschattungssystemen für Kindergärten, Trinkwasserbrunnen, Weinbau in neuen Lagen und Angeboten für sanften Tourismus geben.

„Österreich ist als Alpenland und durch seine kleinräumige geografische Struktur stärker vom Klimawandel betroffen als der europäische Durchschnitt“, sagte dazu der Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, Ingmar Höbarth: „Die Anpassung an den Klimawandel“ müsse regional erfolgen.

CIPRA: Probleme auch hausgemacht

Geht es nach der Internationalen Alpenschutzkommission (CIPRA), sind die Alpen „nicht nur Opfer, sondern auch Mitverursacher der Klimaproblematik“. Sie weist auf einen weit über dem europäischen Durchschnitt liegenden Pro-Kopf-Energieverbrauch und den für über 90 Prozent der alpinen Treibhausemissionen verantwortlichen motorisierten Straßenverkehr hin. Sowohl private Haushalte, wie auch Verkehr und Tourismus seien ernstzunehmende „Problembereiche“ für das Klima in den Alpen.

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