„Es ist so ... schlecht“
Monster Trucks heißen Monster Trucks, weil Monster in ihnen wohnen. Klingt nach der Erklärung eines Vierjährigen und ist es auch. Das Besondere daran: Die Paramount-Studios haben diese Erklärung verfilmt. Das Resultat wurde bisher versteckt, offenbar auch vor Paramount-Eigentümer Viacom. Nun hat aber Viacom das Ausmaß des Debakels überblickt, und bei Paramount bleibt kein Stein auf dem anderen.
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In einem unüblichen Schritt informierte Viacom seine Aktionäre nun von einer Dividendenkürzung wegen der „Verbuchung einer Programmierungsschwäche im Ausmaß von 115 Millionen Dollar (102 Mio. Euro) im vierten Finanzquartal des Filmunterhaltungssegments im Zusammenhang mit dem erwarteten Erfolg eines noch unveröffentlichten Films“. Übersetzt heißt das: „Monster Trucks“ wird wohl ein größerer Flop, als wir uns je vorstellen konnten.
Eine vermeintliche Königsidee
Zu dem Film gab es bisher vor allem Gerüchte und seit 2015 ständige neue Angaben über den geplanten Kinostart. Offenbar waren hinter den Kulissen Heerscharen von Cuttern, Post-Production-Units und Spezialeffektprofis damit beschäftigt, aus dem Ding doch noch einen herzeigbaren Film zu machen. Schließlich ging es auch um die Karriere von Studiopräsident Adam Goodman - und die Ehre seines vierjährigen Sohnes.

Paramount Pictures
Jungdarsteller Lucas Till in der Hauptrolle, nebst titelgebendem Monster Truck
Wie es in zahlreichen Medienberichten - unter anderem „Wall Street Journal“, „Independent“ und „Slate“ - hieß, glaubte Goodman nach dem Erfolg des Spielzeugfilms „Transformers“ im eigenen Sohn den Heilsbringer gefunden zu haben: Warum nicht Filme über Spielzeuge von denen konzipieren lassen, die die meiste Ahnung davon haben. Mit Monster Trucks - mit ihren Rennen fixer Teil von US-Familienwochenenden - war schnell ein Zugpferd gefunden, für das zudem keine Lizenzgebühren bezahlt werden mussten.

Reuters/Kevork Djansezian
Adam Goodman
Köpferollen bei Paramount
Schon im Sommer wurde, offenbar als Versuchsballon, im Internet still und heimlich der Trailer zum Film veröffentlicht. „Was zur Hölle? Es ist so ... schlecht“ zählt seither noch zu den höflichsten Kommentaren. Der Plot: Junger Außenseiter schließt Freundschaft mit Monster in Truck, findet Außenseiterfreunde mit weiteren Monstern (in Trucks) und besiegt Bösewichte. Irgendwie erinnern Szenen und Monster an „Flipper“, nur mit höherer Oktanzahl.
Goodman junior mag eine blühende Fantasie haben, ein funktionierendes Unterhaltungsprodukt ergibt das offenbar nur bedingt. Sein Vater muss sich jedenfalls nach neuen Herausforderungen umsehen, man trennte sich von ihm ebenso wie vom Chef der Paramount-Animationsfilmsparte, Bob Bacon. Bei Viacom warf zugleich Interimschef Tom Dooley das Handtuch - auch das im Zusammenhang mit den Paramount-Studios, die finanziell zusehends in Schieflage geraten.
Viacom will Verkauf von Studios nicht ausschließen
Allein die 115 Mio. Dollar, die Viacom wegen „Monster Trucks“ abschreibt, übertreffen den letzten Jahresgewinn von Paramount um vier Millionen. Zuletzt suchte Viacom vergeblich nach Investoren für die Studios, die seit 1912 Filmgeschichte geschrieben haben. Dass sich niemand fand und der TV-Gigant Viacom sich nun im Hinblick auf Paramount „alle Optionen offen halten“ und eher auf das „Wachstum des Kerngeschäfts“ konzentrieren will, verheißt für die Zukunft des Studios nichts Gutes.
Wohl auch, weil ein computeranimierter Film angesichts des technischen Fortschritts mit jedem Monat der Unvermarktbarkeit entgegenaltert, soll „Monster Trucks“ nun aber zumindest in die Kinos kommen. Um wenigstens den Kern des Zielpublikums zu erreichen, wurde der Filmstart in den Jänner auf den Tag vor dem Beginn des US-Tourzirkus der realen Monster Trucks gelegt. Dass das ein Freitag, der 13. ist, fällt da auch nicht mehr ins Gewicht.
Lukas Zimmer, ORF.at
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