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Einigung verlangt Opfer von beiden Seiten

Der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken FARC-Guerilla soll einen Schlussstrich unter den längsten Gewaltkonflikt in Lateinamerika setzen. Der Unterzeichnung des Abkommens gingen vierjährige Verhandlungen voraus. Nach der Ablehnung des Vertrags in einem Referendum wurden Formulierungen verschärft, der Inhalt de facto jedoch nicht geändert.

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Gegnern des Deals, unter ihnen der einflussreiche Ex-Präsident Alvaro Uribe, räumt der Vertrag weiterhin den Rebellen zu viele Rechte ein. Die Vereinbarung umfasst sechs Kapitel:

Waffenruhe und Entwaffnung: Kolumbiens Regierung und die Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) verständigten sich im Juni auf einen definitiven Waffenstillstand und die Entwaffnung der Rebellen. Die rund 7.000 FARC-Kämpfer müssen nun ihre Verstecke verlassen und ihre Waffen in Lagern unter Aufsicht der Vereinten Nationen abgeben. Die UNO überwacht das Waffenstillstandsabkommen.

Gerechtigkeit für die Opfer: Sondergerichte sollen über Verbrechen urteilen, die beide Seiten im Verlauf des Konflikts begangen haben. Sowohl Guerilleros als auch staatliche Sicherheitskräfte sollen zur Rechenschaft gezogen werden. 48 Richter, unter ihnen zehn ausländische Juristen, sollen schwerwiegende Straftaten wie Morde, Entführungen, Vergewaltigungen, Folter und Vertreibungen untersuchen und mit Haftstrafen ahnden. Für weniger schwere Vergehen soll es eine Amnestie geben.

Drogenhandel: Der Drogenhandel heizte den Konflikt in Kolumbien seit den 80er Jahren zusätzlich an. Im Mai 2014 erklärten sich die Rebellen bereit, den Anbau von Drogen in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu stoppen. Die Regierung kündigte an, Bauern zu unterstützen, die auf den illegalen Anbau von Pflanzen wie Koka, den Rohstoff für Kokain, verzichten. Zudem sollen Gesundheitsprogramme für Abhängige ins Leben gerufen werden. Kolumbien zählt zu den größten Drogenproduzenten der Welt.

Politik ohne Waffen: Aus der FARC-Guerilla wird nun eine politische Bewegung, die auch bei Wahlen antreten darf. Vertretern der Rebellen werden vorübergehend einige der 268 Sitze im Kongress garantiert. Die Regierung sagte außerdem zu, Repräsentanten der FARC vor Angriffen zu schützen. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre waren fast 3.000 Mitglieder der FARC-nahen Union Patriotica von rechten Paramilitärs ermordet worden.

Landreform: Die FARC-Guerilla wurde 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und zur Verteidigung armer Bauern gegründet, die auch Opfer von staatlicher Gewalt wurden. Eine Landreform soll der verarmten Landbevölkerung nun zu einem besseren Zugang zu Ackerland und zu Krediten verhelfen. Um diesen Punkt des Abkommens umzusetzen, sind millionenschwere Investitionen nötig.

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