Erbitterte Kämpfe um Palästinensersiedlung bei Aleppo
Russische und syrische Kampfflugzeuge haben heute ein palästinensisches Flüchtlingslager nahe Aleppo bombardiert, das die Armee kurz zuvor an die Rebellen wieder verloren hatte. Das bestätigten sowohl die Aufständischen als auch das syrische Militär.
In der Nacht hatten Rebellen die Siedlung Handarat wieder unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem sie tags davor kurzzeitig von regierungstreuen Truppen erobert worden war. Handarat ist strategisch bedeutsam, da es auf einer Anhöhe liegt, von der aus wichtige Zufahrtsstraßen nach Aleppo eingesehen werden können. Nach Darstellung der Rebellen setzten die Regierungstruppen auch Phosphorbrandbomben ein.
Die Eroberung Handarats war der erste größere Erfolg der Regierungsverbände am Boden gewesen. Sie werden von libanesischen und palästinensischen Kämpfern unterstützt. Am Donnerstag hatte das Militär eine neue Großoffensive angekündigt, um auch den noch von Aufständischen gehaltenen Ostteil Aleppos einzunehmen.
Vorerst Ruhe nach tagelangen Bombardements
In Aleppo selbst wurden nach den tagelangen heftigen Luftangriffen die Bombardements heute eingestellt. In der Stadt herrsche vorläufig Ruhe, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Vormittag. In der Früh hätten Kampfjets noch mehrere Bezirke im belagerten Ostteil der früheren Handelsmetropole bombardiert.
Zudem seien zwei Dörfer südlich der Großstadt beschossen worden. Das Regime hatte vor Wiederaufnahme der Luftangriffe am Donnerstag eine Bodenoffensive angekündigt, um die Stadt vollständig zurückzuerobern.
Türkei kritisiert Kriegsverbrechen am eigenen Volk
Die Türkei hat die schweren Luftangriffe auf Aleppo scharf verurteilt und dem syrischen Regime Kriegsverbrechen an der eigenen Bevölkerung vorgeworfen. Das türkische Außenministerium teilte heute mit, die Angriffe während der internationalen Bemühungen um eine Waffenruhe „zeigen ein weiteres Mal, dass das Regime und seine Unterstützer keine politische Lösung beabsichtigen“.
Die Bombardements unter anderem auf Krankenhäuser „sind nicht nur Kriegsverbrechen, sondern auch Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Das Ministerium sprach von mehr als 300 getöteten Zivilisten bei den Bombardements in und um Aleppo in den vergangenen Tagen.
Türkei will mit USA IS aus al-Rakka vertreiben
Die Türkei erklärte sich unterdessen bereit, sich an dem US-geführten Angriff auf die syrische IS-Hochburg al-Rakka zu beteiligen, solange keine Kurdenmilizen teilnehmen. Darüber werde derzeit auf politischer und militärischer Ebene mit den Amerikanern diskutiert, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan.
„Wir haben ihnen unsere Bedingungen mitgeteilt“, sagte Erdogan laut dem türkischen Sender NTV auf dem Rückflug von Gesprächen in den USA. Ein gemeinsames Vorgehen sei wichtig für die Türkei. „Solange die USA nicht die PYD und YPG einbeziehen, können wir diese Schlacht an der Seite der Vereinigten Staaten schlagen“, sagte Erdogan unter Hinweis auf Kurdengruppen in Syrien. Al-Rakka gilt als faktische Hauptstadt der Islamisten dort.