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Schwellenländer leiden unter Rezession

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) erwartet einen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit weltweit. Die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-Jährigen werde voraussichtlich bei 71 Millionen liegen und damit um 500.000 höher als vergangenes Jahr, teilte die ILO Ende August in Genf mit. Die Arbeitslosenrate steige damit von 12,9 auf 13,1 Prozent.

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Falls die Vorhersage der ILO eintrifft, wird dieses Jahr eine Jugendarbeitslosigkeit nahe der Rekordquote von 13,2 Prozent im Jahr 2013 erreicht. In den Jahren nach 2013 war der Wert wieder zurückgegangen. Der zu erwartende neue Anstieg in diesem Jahr sei damit zu erklären, dass es in einigen Schwellenländern, die wichtige Exporteure von Rohstoffen sind, eine tiefere Rezession gebe als erwartet, so ILO-Ökonom Steven Tobin. Außerdem stagniere das Wirtschaftswachstum in einigen Industrieländern.

Arabische Länder besonders stark betroffen

Nach Weltregionen sind die arabischen Länder und Nordafrika mit einer Quote um die 30 Prozent am stärksten von Jugendarbeitslosigkeit betroffen. Der Anstieg der Quote ist laut ILO in den Schwellenländern am größten: Nach 13,3 Prozent im vergangenen Jahr seien dort der Prognose zufolge nun 13,6 Prozent betroffen und damit 53,5 Millionen junge Menschen. In den Industriestaaten ist laut ILO für 2016 mit einer Quote von 14,5 Prozent oder 9,8 Millionen Betroffenen zu rechnen. Die Lage werde sich 2017 voraussichtlich mit einer Quote von 14,3 Prozent nur wenig bessern, prognostizierte die UNO-Organisation.

Armut trotz Arbeit

Der ILO-Bericht hebt hervor, dass Arbeitslosigkeit bei jungen Leuten nur ein Teil des Problems sei. So lebten mehr als ein Drittel der jungen Menschen, die Arbeit haben, in extremer oder moderater Armut. Bei älteren Arbeitnehmern liege dieser Anteil bei etwas über einem Viertel.

Rund 156 Millionen junge Menschen, die Arbeit haben, lebten dennoch in Armut. Das bedeutet, dass sie mit weniger als 3,10 Dollar (etwa 2,80 Euro) pro Tag auskommen müssen. „Vor dem Hintergrund dieser doppelten Entwicklung mit steigender Arbeitslosigkeit und beständig hoher Armutsquote wird es sehr schwierig, das Ziel zu erreichen, extreme Armut bis 2030 zu beenden“, sagte ILO-Ökonom Tobin.

Schwere Aufgabe für Sondergesandten Faymann

Auf Ex-Bundeskanzler Werner Faymann kommt angesichts dieser Aussichten eine schwierige Aufgabe zu. Seit Anfang September ist er Sondergesandter von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon für den weltweiten Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. In einer Aussendung Bans hieß es dazu im August, die Bestellung komme „zu einer Zeit, in der ein hohes Niveau der Jugendarbeitslosigkeit hartnäckig (...) eine weltweite Sorge bleibt“.

Der UNO-Generalsekretär erhofft sich von Faymann unter anderem, dass er die heuer im Februar gestartete globale Initiative für ordentliche Jobs für Jugendliche vorantreibt, die zu diesem Zweck die Vereinten Nationen, Unternehmen, Sozialpartner, die Politik, Bildungseinrichtungen und Jugendorganisationen zusammenbringen will. Er soll auch dabei helfen, dass die Ziele in Sachen Jugendbeschäftigung erreicht werden, die in der Agenda 2030 der UNO für nachhaltige Entwicklung angestrebt werden.

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