Uhrenmarkt drückt Richemont-Umsatz
Die schwache Nachfrage nach teuren Uhren hat beim Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont in den ersten fünf Geschäftsmonaten zu Umsatzeinbußen geführt. Die Verkaufserlöse sanken währungsbereinigt um 13 Prozent, wie der Konzern aus Genf am Mittwoch vor der Aktionärsversammlung mitteilte.
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Der hinter der französischen LVMH zweitgrößte Produzent von Luxusuhren, Schmuck, teurer Bekleidung und Lederwaren schnitt damit schlechter ab als von Analysten erwartet. Diese hatten im Schnitt mit einem Rückgang um 10,4 Prozent gerechnet.
Im ersten Geschäftshalbjahr dürften Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von rund 65 Millionen Euro und Kosten für Produktrücknahmen den Betriebsgewinn um rund 45 Prozent unter das Vorjahresniveau drücken, wie es weiter hieß. Absolute Umsatzzahlen legte das Unternehmen nicht vor. Gewinnzahlen werden nur zum Halbjahr und am Ende des bis März laufenden Geschäftsjahres veröffentlicht.
Richemont verkauft Marken wie Cartier, Montblanc, Piaget und IWC. Bereits vor Monaten, zum Ende des Geschäftsjahrs 2015/16 (per Ende März) sprach Richemont von schwierigen Zeiten, vor allem in der Uhrenbranche. „Wir bezweifeln, dass sich das Umfeld kurzfristig deutlich verbessert“, sagte Konzernchef Richard Lepeu damals.
Gewinneinbruch bei Swatch
Davon betroffen ist auch die Swatch Group, die als wichtigster Zulieferer für Uhrwerke, Einzelteile und Batterien einen Großteil der Schweizer Uhrenbranche geradezu dominiert. Wie der im Schweizer Neuenburg sitzende Konzern Mitte Juli mitteilte, brach der Gewinn im ersten Halbjahr um 52 Prozent auf noch 263 Mio. Franken (241,7 Mio. Euro) ein. Der Betriebsgewinn lag mit 353 Mio. Franken um 54 Prozent unter dem Niveau vom letzten Jahr. Und der Umsatz betrug 3,7 Mrd. Franken, ein Minus von elf Prozent.
Das Unternehmen leidet eigenen Angaben zufolge unter einem Rückgang der Touristenzahlen in Europa nach den Attentaten in Frankreich und Brüssel. Dadurch werden weniger Uhren verkauft. Allerdings ist der Verkaufsrückgang nicht die einzige Ursache für die schwachen Zahlen.
Seitenhieb auf Richemont
Ein Grund sei auch, dass man die Mitarbeiter weiter beschäftige, obwohl zahlreiche Bestellungen annulliert worden seien. Gemäß der Tradition und Philosophie der Swatch-Gruppe betrachte man die Mitarbeiter nicht als bloßen Kostenfaktor. Damit will der Konzern das Know-how an Bord halten.
Bereits im Mai hatte Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek bei der Generalversammlung gesagt, dass auch in Krisenzeiten ein Stellenabbau bei Swatch kein Thema sei. Das war ein Seitenhieb auf den Genfer Konkurrenten Richemont, der bis Ende April in der Schweiz rund 500 Stellen abbaute. Das sind ungefähr fünf Prozent der Belegschaft.
Verunsicherte Händler in Hongkong
Swatch hofft in den kommenden Monaten auf anziehende Geschäfte. In Festland-China griffen ausgabefreudige Konsumenten zudem bereits wieder verstärkt zu Luxusuhren von Konzernmarken wie Breguet, Blancpain, Omega und Longines, so der Konzern. Zudem hofft der Weltmarktführer darauf, dass wieder mehr Touristen in die Großstädte kommen und Geld für noble Zeitmesser oder Schmuck ausgeben.
Das Geschäft des Luxusgüterkonzerns hängt maßgeblich von der Konsumfreudigkeit kaufwilliger Touristen auf ihren Reisen nach Europa ab. Zudem vergraulten strengere Visaregeln für Chinesen und die Sanktionen gegen Russland die ausgabefreudige Kundschaft aus diesen beiden Ländern. Die Situation in Frankreich und Belgien dürfte schwierig bleiben, erklärte Swatch. Auch auf dem wichtigen Markt in Hongkong seien viele Händler nach wie vor verunsichert und bestellten daher weniger.
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