Neuseeland geht das Sperma aus

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Tabuthema mit Schmäh verkauft: In Neuseeland wirbt eine Fruchtbarkeitsklinik mit unkonventionellen Plakaten für Samenspenden. Grund ist ein großer Engpass an Spendersperma. Die Nachfrage in dem Land ist etwa viermal so hoch wie das verfügbare Angebot.

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Fertility Associates New Zealand

Bis zu zwei Jahre Wartezeit auf Spende

Empfängerinnen warten bis zu zwei Jahre, bis sie eine Spende erhalten. Zeit, die für manche Frauen zu knapp wird, weil sie dann womöglich nicht mehr fruchtbar sind.

Viele Frauen reisten deshalb bereits ins Ausland zum „Reproduktionstourismus“, sagte Mary Birdsall, Fruchtbarkeitsexpertin in der größten Klinik des Landes, zum „Guardian“. „Das ist eine sehr herausfordernde Situation. Es ist schwierig, Spender zu finden, und es ist hart für die Frauen, die psychologisch und biologisch bereit sind, eine Familie zu gründen, es aber nicht können.“

Gesetz macht Spende unattraktiv

Grund für den Engpass ist eine geänderte Gesetzeslage. Samenspender werden seit 2004 nicht mehr für ihre Spende bezahlt, sie erhalten maximal eine kleine Kostenentschädigung, etwa für die Anreise zur Klinik.

Gleichzeitig kosten die aufwendigen medizinischen Tests viel Zeit, und die Spender bleiben dem potenziellen Nachwuchs nicht mehr anonym. Dieser hat laut dem geänderten Gesetz ab Erreichen des Erwachsenenalter das Recht, seinen biologischen Vater zu erfahren.

Wachsende Zielgruppe Singlefrauen

Erschwert wird die Situation dadurch, dass die Nachfrage in den vergangenen Jahren enorm gestiegen ist. Immer mehr Singlefrauen und lesbische Paare sehen darin die einzige Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. In einigen Kliniken machen Frauen, die nicht in einer Beziehung leben, bereits die größte Zielgruppe aus.

„Das ist wirklich schwierig für Frauen, deren biologische Uhr tickt und wo sich jeder Monat, der vergeht, anfühlt wie eine Ewigkeit“, so Fiona McDonald, Rechtsberaterin einer Fruchtbarkeitsklinik.