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16.000 Quadratmeter für moderne Kunst

Nach einer fast dreijährigen Umbauzeit hat das Museum of Modern Art in San Francisco (SFMOMA) Mitte Mai wieder seine Pforten geöffnet. Das Kunsthaus wurde um einen zehnstöckigen Anbau erweitert, dessen Form an die Nebelschwaden der Bucht vor der Stadt erinnert.

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Durch den Anbau wuchs die Ausstellungsfläche um beinahe das Dreifache auf 16.000 Quadratmeter an. Seit der Einweihung sind nun allein 260 Objekte aus der umfangreichen Sammlung von Doris und Donald Fisher, deren Schwerpunkt auf zeitgenössischen Kunstströmungen wie Pop-Art und Minimalismus liegt, zu sehen.

Besucher dürfen sich auf Werke von Künstlern wie Chuck Close, Ellsworth Kelly, Lee Krasner, Roy Lichtenstein, Agnes Martin und Andy Warhol freuen, ebenso wie auf jene der deutschen Künstler Gerhard Richter und Sigmar Polke. Weiters zu bewundern gibt es Arbeiten Alexander Calders aus vier Jahrzehnten. Ein Schwerpunkt ist daneben britischen Bildhauern wie Tony Cragg, Richard Deacon, Barbara Hepworth und Richard Long gewimdet.

33.000 Objekte in der Sammlung

Die gesamte Kollektion des SFMOMA beinhaltet rund 33.000 Objekte, die von der Malerei bis hin zu Videoinstallationen sämtliche Bereiche der modernen Kunst abdecken. Einen speziellen Stellenwert innerhalb der Sammlung nimmt die Fotografie ein. Im Rahmen des Erweiterungsbaus wurde die Fläche des im SFMOMA beheimateten Pritzker Center for Photography verdreifacht.

Parallel zur Erweiterung des Gebäudes sammelte die Museumsleitung Kunstwerke. Mehr als 3.000 Objekte von 230 reichen Spendern wurden dem Haus in den vergangenen Jahren geschenkt oder versprochen. 600 davon - darunter Werke von Pablo Picasso, Jasper Johns, Ed Ruscha, Diane Arbus und Robert Rauschenberg - werden anlässlich der Wiedereröffnung ausgestellt.

Nebel als Inspiration

Gegründet wurde das Museum im Jahr 1935, damals unter dem Namen San Francisco Museum of Art. 60 Jahre lange war es im vierten Stock des San Francisco War Memorial and Performing Arts Center (SFWMPAC) untergebracht. 1995 schließlich bekam das Museum sein eigenes Gebäude, designt vom Schweizer Architekten Mario Botta. Im Aussehen erinnert es an einen Stapel roter Ziegel, aus denen sich ein Zylinder aus schwarzen und weißen Steinen emporhebt.

Der nun geschaffene Anbau wurde nach den Plänen des norwegisch-amerikanischen Architekturbüros Snohetta (zu Deutsch Schneekuppe) umgesetzt. Die Fassade ist dem Wellengang des Pazifiks in der Bucht von San Francisco und dem vom Meer einfallenden hellen Nebel nachempfunden.

Das Design solle eine „Verbindung zwischen Besuchern und Museum“ schaffen, sagte Snohetta-Partner Craig Dykers. Die Stiegenhäuser zwischen den Stockwerken seien sonnendurchflutet, auf Terrassen könnten sich Besucher ausruhen und den Blick über die Stadt genießen. „Die Besucher sollen fühlen, dass das Gebäude von einer der großartigsten Städte der Welt inspiriert ist: San Francisco“, so Dykers.

605 Mio. Dollar Spenden

Bei der Eröffnung von Bottas Bau vor 20 Jahren beklagten Kommentatoren laut einem Bericht des „Guardian“ noch, wie „karg“ die Dauerausstellung des Museums sei. Highlights waren damals Henri Matisses Gemälde „Femme au Chapeau“, Werke von Paul Klee und jene von einigen mexikanischen Meistern. Demgegenüber stand die ruhmvolle Geschichte des Hauses, das im Jahr 1945 zum Beispiel die erste Einzelschau von Jackson Pollock zeigte.

Das alte Gebäude des Museum of Modern Art in San Francisco

WolfmanSF unter cc by-sa 3.0

Mario Bottas Bau eröffnete 1995

Dass die Opulenz der Sammlung nun mit dem Ruf des Hauses gleichzieht, ist nicht zuletzt dem eingangs erwähnten Unternehmerehepaar Fisher geschuldet. Sie gründeten in den 1960er Jahren die Bekleidungskette Gap. Als Donald Fisher 2009 starb, überließ er dem SFMOMA seine Sammlung moderner Kunst für zunächst 100 Jahre.

Ebenfalls zu den Förderern des Museums zählen zahlreiche Milliardäre, die ihre Vermögen im nahen Silicon Valley gemacht haben. Viele von ihnen dürften zu den 1.200 Spendern zählen, die das Museum in den letzten Jahren mit 605 Mio. Dollar unterstützten. Für die Milliardäre geht es offenbar nicht zuletzt ums Prestige: Dass das SFMOMA um 40 Prozent mehr Ausstellungsfläche bietet als sein New Yorker Gegenstück, könne man auch „als Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins der Techtropole San Francisco gegenüber den alten Mächten im Osten des Landes lesen“, kommentierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“).

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