Die Facetten der Vivienne Westwood
Sie gilt als Schöpferin der Punkmode, liebt den dramatischen Auftritt – und wäre doch um ein Haar in die bürgerliche Spießigkeit gerutscht: Im April feierte die britische Modedesignerin Vivienne Westwood ihren 75. Geburtstag.
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Ihren Jugendtraum, Schriftstellerin zu werden, gab die Tochter einer Baumwollspinnerin und eines Kolonialwarenhändlers schon früh auf. Stattdessen absolvierte sie die Ausbildung zur Volksschullehrerin, heiratete mit 21, wurde Mutter und wählte die britischen Konservativen.
Vom Hausfrauendasein in die Trendboutique
Drei Jahre später ließ Westwood schließlich ihr kleinbürgerliches Hausfrauendasein hinter sich. In London traf sie auf den Kunststudenten Malcom McLaren, den Gründer und Manager der Sex Pistols.

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McLaren und Westwood
Westwood und McLaren, der vor sechs Jahren starb, wurden ein Paar. Neben Ben, Westwoods Sohn aus erster Ehe, bekam das Ehepaar ein zweites Kind. Joseph Corre ist heute ebenfalls als Modeschöpfer tätig. 1970 eröffneten Westwood und McLaren in der Londoner King’s Road ihre erste Boutique, mit der sie zahlreiche Trends setzten. Der Name wechselte wie die Mode: „Let it rock“, „Too fast to live, too young to die“, „SEX“, „Seditionaries“ (Aufwiegler) und schließlich „World’s End“.
Highlight der London Fashion Week
Nach der Trennung von McLaren wurden schräge Schottenkaros und verzerrte Elemente der Mode des 18. und 19. Jahrhunderts - Korsagen, Wespentaillen, Turnüren für voluminöse Hintern - zu ihrem Markenzeichen. Als Insignien für ihr Label wählte sie einen von einem Saturnring umzirkelten Reichsapfel.
Die von Westwood geprägten Irokesenfrisuren, Bondagegewänder und Sicherheitsnadeln haben schon lange auch Hoch- und Alltagskultur erobert. Spätestens seit Anfang der 90er gehört Westwood zu den ganz Großen der Modebranche. Ihre Catwalks wurden zu Höhepunkten der London Fashion Week. 1992 wurde Westwood von der Queen in den Order of the British Empire aufgenommen, 14 Jahre später erhielt sie den Titel „Dame“.
Panzerfahrt gegen Fracking
Ende der 1980er Jahre wurde Westwood für drei Jahre Gastprofessorin an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Dort lernte sie ihren derzeitigen Ehemann Andreas Kronthaler kennen. Der 25 Jahre jüngere Tiroler ist mittlerweile kreativer Leiter bei Westwoods Label.

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Westwood bei ihrem Protest gegen Fracking
Ihren Hang zur Provokation setzt Westwood indes vorrangig für Umweltschutzanliegen ein. Im Vorjahr fuhr sie mit einem weißen Panzer vor dem Haus des damaligen britischen Premiers David Cameron vor, um gegen die Erdgasgewinnung durch Fracking zu protestieren. Zudem engagiert sie sich gegen Klimawandel und Massentourismus.
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