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Auch Hamburg soll „Basishafen“ werden

Rund eine Woche nach dem in Seoul gestellten Insolvenzantrag ist die südkoranische Reederei Hanjin Shipping auf der Suche nach dem sprichwörtlichen sicheren Hafen. Der Hanjin-Konzern versprach seiner Reedereitocher zwar Unterstützung bei der Aufrechterhaltung des Betriebes - am Donnerstag dümpelten allerdings nach wie vor Dutzende Hanjin-Containerschiffe und Massengutfrachter auf den Weltmeeren umher.

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Per Gerichtsurteil wurde zumindest in den USA der Weg für die Entladung einiger der in Medien bereits als „Geisterschiffe“ bezeichneten Containerriesen frei gemacht. Laut Hanjin-Sprecherin Park Min kann Hanjin nun US-Häfen nutzen, ohne zu fürchten, dass die Schiffe festgehalten werden.

Zuvor hatte das Konkursgericht in Newark im US-Bundesstaat New Jersey den Südkoreanern in dieser Woche vorläufig Gläubigerschutz gewährt. Sämtliche Häfen in den USA seien von der jetzigen Entscheidung des Gerichts betroffen, sagte Park. „Wir haben aber keinen konkreten Zeitplan, wann die Schiffe einfahren können, um die Ladung zu löschen.“ In Südkoreas Finanzministerium geht man laut AP indes davon aus, dass vor Long Beach (US-Bundesstaat Kalifornien) liegende Hanjin-Schiffe noch diese Woche anlegen und entladen werden könnten.

„Bisher nichts entschieden“

Südkoreas stellvertretender Finanzminister Choi Sang Mok hatte vor wenigen Tagen neben Los Angeles auch den Hamburger Hafen sowie Singapur als mögliche „Basishäfen“ genannt, die von Hanjin betriebene Schiffe zum Be- und Entladen anlaufen sollten, ohne eine Festsetzung zu riskieren. Schiffe in der Region Nordostasien sollten zum größten südkoreanischen Hafen Busan geleitet werden.

Hanjin-Containerschiff in Hamburg

picturedesk.com/Aufwind-Luftbilder/Visum

In Hamburg ist die voll beladene „Hanjin Europe“ gestrandet

Park betonte am Donnerstag, dass diese Optionen mit Hamburg und anderen Häfen nach wie vor erwogen würden. „Bisher ist aber nichts entschieden.“ In Hamburg liegt seit mehr als einer Woche das Containerschiff „Hanjin Europe“ vor Anker und kann nicht auslaufen, weil offene Rechnungen nicht bezahlt sind und weitere Leistungen wie Hafenschlepper nur gegen Vorkasse erbracht werden. Auch ist offen, ob die „Hanjin Europe“ den nächsten fahrplanmäßigen Hafen Rotterdam anlaufen darf.

89 Schiffe sitzen fest

Bis Donnerstag wurde 89 von Hanjin betriebenen Containerschiffen und Massengutfrachtern in 26 Ländern die Zufahrt zu Häfen oder das Anlegen an Terminals aus Sorge verweigert, dass Gebühren nicht bezahlt werden. Dadurch können seit Tagen die Ladungen nicht gelöscht und Termine nicht eingehalten werden.

Hanjin Shipping hatte in der vergangenen Woche in Südkorea einen Insolvenzantrag gestellt. Die Banken hatten zuvor der Tochter der Hanjin-Gruppe, zu der auch die südkoreanische Fluggesellschaft Korean Air gehört, weitere Finanzspritzen verweigert.

Fast fünf Milliarden Euro Schulden

Ein Gericht in Seoul stimmte unterdessen Hanjins Antrag auf Insolvenzverwaltung zu. Das Unternehmens erhielt dadurch bis zum 25. November die Chance, einen neuen Rettungsplan vorzulegen. Die Sanierung gilt als äußerst unsicher. Das Unternehmen drücken - Stand Ende Juni - nach eigenen Angaben Schulden in Höhe von umgerechnet fast fünf Milliarden Euro.

Zur Aufrechterhaltung des Betriebes will die Hanjin Group ihrer in Existenznot geratenen Tochter 100 Mrd. Won (81 Mio. Euro) zur Verfügung stellen. Rund 40 Mrd. Won sollen dabei aus dem Privatvermögen von Konzernchef Cho Yang Ho kommen. Um sich weitere 60 Mrd. Won beschaffen zu können, will der Konzern seine Anteile an Hafenterminals im Ausland als Sicherheit anbieten. Die Regierung in Seoul hatte den Konzern zuvor aufgerufen, mehr für die Rettung der weltweit siebentgrößten Linienreederei zu tun.

Alarmzeichen für gesamte Branche

Ob die jetzt vom Konzern geplanten Mittel ausreichen, um die Störungen im Container-Frachttransport zu beheben, ist unklar. Nach Berichten südkoreanischer Medien benötigt das Unternehmen umgerechnet geschätzte 500 Mio. Euro, damit die Containerladungen seiner Schiffe gelöscht werden können. Der Hanjin-Insolvenzantrag hatte in der Reedereibranche für große Verunsicherung gesorgt. Wegen der weltweit schwachen Konjunktur und Überkapazitäten steckt der Seehandel weltweit in Schwierigkeiten.

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