Auf der Suche nach der Erfolgsformel
Superbösewichte auf Supermans Spuren: Nach einem starken Auftaktwochenende ist die jüngste Verfilmung eines DC-Comics, „Suicide Squad“, an den US-Kinokassen gefloppt. Der Film war von seinem Start an von schlechten Kritiken begleitet - und zeigt exemplarisch, wie schwer sich das Hollywood-Studio Warner Bros. mit der Leinwandadaption von DC-Comics tut.
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An seinem Premierenwochenende spielte der Film, in dem eine Truppe Superbösewichte im Auftrag der US-Regierung die Erde vor anderen Kriminellen retten muss, mehr als 133 Millionen Dollar (ca. 118 Mio. Euro) ein. Eine Woche später brachen die Ticketverkäufe um 67 Prozent ein. Mit einem ähnlich starken Rückgang hatte im März auch „Batman v Superman: Dawn of Justice“ zu kämpfen.
Marvel als hohe Latte
Das Batman-Superman-Abenteuer spülte weltweit mehr als 872 Mio. Dollar (ca. 770 Mio. Euro) in die Kassen. An sich eine beachtliche Summe, allerdings hatten Analysten mit einem Einspielergebnis von über einer Milliarde Dollar gerechnet. Megaproduktionen wie „Batman v Superman“ und „Suicide Squad“ gelten als „Tentpoles“ („Zeltstangen“), sie bilden die zentralen Säulen für den wirtschaftlichen Erfolg eines Studios.
Während der große Konkurrent Marvel („Avengers“, „Thor“, „Iron Man“) mit seinen Produktionen auf der Erfolgswelle schwimmt - respektive noch keinen wirklich Flop gelandet hat -, kommt das DC-Universum auf der Leinwand noch nicht wirklich vom Fleck. Bis zum Jahr 2020 sind insgesamt zehn Kinoadaptionen von DC-Comics geplant.
Tragische Helden
Egal, ob gut oder böse - die meisten der Charaktere aus dem DC-Universum haben ihr Kreuz zu tragen. Das beginnt bei den Waisenkindern Batman und Superman und zieht sich bis in das Himmelfahrtskommando aus Superschurken. Harley Quinn war eine bekannte Psychiaterin, bevor sie sich in den Joker verliebte und von ihm auf die dunkle Seite gezogen wurde. Auftragsmörder Deadshot erschoss als Jugendlicher versehentlich seinen geliebten Bruder.
Christopher Nolan machte sich die tragischen Schicksale der DC-Helden Mitte der 2000er Jahre zunutze, um die Batman-Filmserie - die Ende der 90er Jahre zum quietschbunten Spektakel verkommen war - als düster-realistisches Epos wiederzubeleben. Christian Bale gab den gebrochenen Helden in einer Welt voll Korruption und Gewalt. Heath Ledger wurde für seine Darstellung des Jokers postum mit dem Oscar bedacht. Nolans Trilogie erhielt nicht nur Lob von den Kritikern, der Erfolg schlug sich auch an den Kinokassen nieder.
Mit der Entscheidung, seinen Batman-Filmen einen realistischen Touch zu geben, traf Nolan offensichtlich den Geschmack des Publikums und der Kritiker. Im DC-Filmfranchise ist das noch keinem Regisseur wirklich gelungen. Im Bewertungsportal Rotten Tomatoes, das die Anzahl der guten und schlechten Besprechungen auswertet, hält „Batman v Superman“ bei mageren 26, „Suicide Squad“ bei 27 Prozent.
Ein überlanger Trailer
Die Produktion von „Suicide Squad“ dürfte Medienberichten zufolge alles andere als friktionsfrei über die Bühne gegangen sein. Mit David Ayers („Fury“) wurde ein Regisseur engagiert, der noch nie eine „Tentpole“-Produktion leitete. Obwohl die Veröffentlichung des Films schon länger geplant war, habe der 48-Jährige nur sechs Wochen Zeit gehabt, das Drehbuch zu schreiben, berichtete ein Studioinsider dem „Hollywood Reporter“.
Zum ohnehin schon ambitionierten Zeitplan sei noch die Nervosität der Studiochefs nach den schlechten Kritiken für „Batman v Superman“ gekommen. Neben den beiden titelgebenden Protagonisten werden im Film noch eine ganze Reihe anderer Superhelden eingeführt, die in absehbarer Zeit eigene Filme bekommen werden. Der „Guardian“ hatte die 153 Minuten lange Materialschlacht als „synapsenverdörrendes Durcheinander“ bezeichnet.
Die Verantwortlichen bei Warner hätten befürchtet, dass Ayers’ düstere Version des Films nicht an den frechen ersten Trailer heranreicht, mit dem der Hype um den Film geschürt wurde, schrieb der „Hollywood Reporter“. Parallel zur Arbeit von Ayers’ Team habe das Studio daher seine eigene Version des Films geschnitten. Die Querelen sollen millionenteure Nachdrehs nötig gemacht haben. Herausgekommen ist ein Streifen, der wie ein überlanger, aber unterhaltsamer Trailer wirkt - mehr dazu in fm4.ORF.at.
„Die da oben bauen Mist“
Zu allem Ungemach für Warner kursiert derzeit ein offener Brief einer angeblichen Ex-Mitarbeiterin im Netz, der hart mit Studiochef Kevin Tsujihara ins Gericht geht. Die Autorin, die ihr Schreiben unter dem Synonym „Gracie Law“ veröffentlichte, wirft Tsujihara und seinem Team vor, trotz des Verlusts von tausend Jobs im Unternehmen weiter an „albernen“ Entscheidungen festzuhalten.
Den Stellenabbau gab es wirklich, im Jahr 2014 kündigte die Firma zehn Prozent ihrer Mitarbeiter. Scharfe Kritik übte „Law“ auch an Zack Snyder, der nicht nur bei „Batman v Superman“ Regie führte, sondern auch Produzent der DC-Verfilmungen ist. Snyder werde nicht dafür „bestraft“, dass er nicht „liefert“, im Gegensatz zu den Beschäftigten im Finanz-, Marketing- und IT-Bereich.
„Diese Leute hatten nichts zu sagen in einem Film, der ‚Batman v Superman‘ heißt und in dem Batman und Superman für gerade einmal acht Minuten gegeneinander kämpfen“, heißt es in „Laws“ schriftlicher Anklage. Trotz dieser Misserfolge dürfe Snyder auch beim 2017 anlaufenden Projekt „Justice League“ Regie führen. „Die da oben bauen Mist, die da unten müssen leiden“, resümierte die anonyme Schreiberin.
Eine Retterin für das Heldenuniversum
Zur Retterin könnte eine der ältesten DC-Comicfiguren werden: Wonder Woman, die bereits einen vielbeachteten Kurzauftritt in „Batman v Superman“ hinlegte, kommt Anfang Juni 2017 mit ihrem ersten Kinofilm heraus. Die israelische Schauspielerin Gal Gadot wurde für ihre Performance mit viel Lob bedacht. Die außerirdische Verbrechensbekämpferin mit den Superkräften wird im Herbst Mitglied der „Justice League“ - dem DC-Gegenstück zu Marvels „Avengers“ - sein. Dem ersten veröffentlichten Trailer zufolge dürfte der Humor im Superhelden-Dream-Team nicht zu kurz kommen.
Philip Pfleger, ORF.at
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