Frische Inputs für die Kampagne
Mit 16 Jahren ist Chelsea Clinton neben ihrem Vater Bill gestanden, als dieser den Eid für seine zweite Amtszeit abgelegt hat. Zwei Jahre später schrieben ihr Beobachter zu, als Kitt in der turbulent gewordenen Ehe ihrer Eltern fungiert zu haben. Später stand Chelsea ihrer Mutter Hillary zur Seite, als sie Senatorin wurde. Und jetzt, wo sich Hillary Clinton für das höchste US-Amt bewirbt, nimmt sie eine Schlüsselrolle ein.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Dabei war ihr Werdegang praktisch von Geburt an vorbestimmt - stets war sie von einflussreichen Kreisen umgeben. Schließlich ist sie - im Gegensatz etwa zu den Töchtern von Ex-Präsident George Bush - im Weißen Haus groß geworden. Im Zuge dessen wurde sie abgeschirmt, ein entsprechendes Abkommen mit der Presse hatte für die strikte Einhaltung dieser Vorgangsweise gesorgt. Die Vorgaben für ein Leben ohne Skandale waren gesetzt - ganz im Gegensatz zu den Bush-Töchtern.
Geänderter Zuschnitt
Daraus ergab sich wohl auch der Umstand, dass Chelsea Clinton auch noch als junge Frau als recht öffentlichkeitsscheu galt. Erst im laufenden US-Wahlkampf von Hillary Clinton begann sich alles zu ändern: Auftritte wurden deutlich häufiger, bei der Convention der US-Demokraten fungierte sie als Rednerin. Geschuldet ist das der Wahlkampftaktik - schließlich steht die Tochter zentral für das Narrativ der Clinton-Kampagne.
AP/Roberto Borea
Chelsea fungierte als Kitt zwischen den Eltern
Marke Clinton entstauben
Politische Beobachter sehen Chelsea Clinton sinnbildlich für die Marke Clinton stehen. Die Rolle in der Öffentlichkeit wird immer größer - zugeschrieben wird das auch der kürzlich verstorbenen Großmutter Chelseas, die sie zu diesem neuen Verständnis ermutigt haben soll.
Bereits vorher hatte sie die Leitung der von ihren Eltern ins Leben gerufenen Clinton Foundation übernommen - gegenwärtig fungiert sie als stellvertretende Vorsitzende und Berichten zufolge soll sie die Funktion bei der Wohltätigkeitsstiftung in jedem Fall behalten und die nötige Reformarbeit fortsetzen.
Doch auf eine höhere Anzahl an Auftritten beschränkt sich die Funktion nicht, faktisch hat Chelsea Clinton die Rolle der intimen Beraterin im Hintergrund übernommen. Das schließt laut Medienberichten auch Empfehlungen über Personalien mit ein, etwa im Falle von der Bestellung von Tim Kaine zum Running Mate. Chelsea Clintons gesteigertes Engagement veranlasst zurzeit nicht wenige, ihr noch weit höhere politische Ambitionen nachzusagen. Experten sehen das aber in den kommenden zehn Jahren als absolut unwahrscheinlich.
Aktive Rolle im Weißen Haus?
Doch eines gilt als fix - sollte Hillary Clinton die Wahl für sich entscheiden, wird aus einer der zentralen Figuren in der Kampagne eine der engsten Mitarbeiterinnen im Weißen Haus. Aus der ehemaligen First Daughter (in der Zeit als Bill Clinton Präsident war) wird dem Vernehmen nach eine First Daughter und eine First Lady zugleich. Schließlich soll sie dort einige Agenden übernehmen - und zwar Aufgaben, die eigentlich dem First Gentleman, also Bill Clinton zustünden. Ein Umstand, der enorme Kritik hervorrief.
Doch bis es so weit sein könnte, schafft Chelsea Clinton der Kampagne ihrer 67-jährigen Mutter Zugänge zu Fragen über Datenanalyse und Social Media. Laut dem US-Magazin „Politico“ (Onlineausgabe) verkörpert sie jenen Faktor der Marke Clinton, der auch die junge Wählerschaft ansprechen kann. Ein Asset, das der zunehmend schwächer erscheinende Bill Clinton für seine Frau nicht verkörpern könne, wie das Magazin schreibt.
Befreundete Töchter
Doch um Chelsea gibt es einen bemerkenswerten privaten Umstand, nämlich eine Verbindung zwischen demokratischer und republikanischer Kampagne. Dabei geht es um die Freundschaft Clintons zu Ivanka Trump, Tochter des republikanischen Kontrahenten Donald Trump. Medial wurde dieses Thema in den USA reichlich ausgeschlachtet. Interessant ist daran auch, dass Ivanka ebenso als wichtiges politisches Asset im Wahlkampf dient.
picturedesk.com/AP/Aurora Rose
Gute Freundinnen: Chelsea Clinton und Ivanka Trump
Weitere politische Verquickungen gibt es rund um Chelsea Clintons Ehemann. Auch er ist Spross einer Politikerfamilie: Sowohl die Mutter als auch der Vater von Marc Mezvinsky waren (demokratische) Abgeordnete im Repräsentantenhaus. In diesem Zusammenhang kam in der Vergangenheit immer wieder Kritik auf, wonach Mutter Marjorie Margolies von den guten Verbindungen zu den Clintons persönlich politisch profitiert haben soll.
Kritik an hochbezahltem NBC-Job
Schelten musste auch Chelsea Clinton für ihren beruflichen Werdegang einstecken: Ihr wurde nachgesagt, dass sie den Job als Sonderkorrespondentin beim US-Sender NBC praktisch ohne journalistische Erfahrung ausgeübt habe. Zudem arbeitete sie zwischen 2011 und 2014 offenkundig nur eher gelegentlich für den Sender und stand deshalb wegen ihres kolportierten Jahresgehalts von umgerechnet gut 450.000 Euro in der Kritik.
Valentin Simettinger, ORF.at
Links: