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Hetzjagd auf Drogenhändler

Schon zu Beginn seiner Amtszeit hat der philippinische Präsident Rodrigo Duterte mit seiner Ankündigung aufhorchen lassen, Drogenhändler, zunehmend auch Süchtige töten zu lassen. Dabei forderte er auch die Bevölkerung auf, das Recht selbst in die Hand zu nehmen. Der BBC zufolge scheinen nun auch indirekt von der Regierung bezahlte Auftragsmörder Mitverantwortung an den Hunderten Toten zu haben.

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Laut dem Bericht wird ein begangener Mord mit bis zu 20.000 Philippinischen Pesos (385 Euro) bezahlt, das Geld wird zwischen drei bis vier Personen aufgeteilt. Auftraggeber ist den Tätern zufolge ein Polizeibeamter. Dabei gelangen die angeheuerten Menschen meist in ein doppeltes Abhängigkeitsverhältnis, denn einerseits sind die aus den untersten Gesellschaftsschichten stammenden Männer und Frauen auf das Geld angewiesen, um Schulden zu begleichen.

Vermehrt Frauen als Auftragsmörder

Anderseits werden sie mit dem Tod bedroht, sollten sie aussteigen. Durch Dutertes Politik und die damit verbundene Hetzjagd auf alle, die auch nur im Entferntesten mit Drogen zu tun haben, stieg das Misstrauen der potenziellen Opfer. Deshalb werden vermehrt Frauen engagiert, die nicht selten über ihre bereits als Auftragsmörder tätigen Männer in das tödliche Geschäft rutschen. Schon nach seiner Vereidigung sagte Duterte laut „Guardian“: „Wenn ihr Drogensüchtige kennt, dann tötet sie. Denn für deren Eltern wäre es zu schmerzhaft, es selbst zu tun.“

Frau hält einen Verstorbenen

APA/AFP/Noel Celis

Das Bild einer Frau mit ihrem erschossenen Freund ging durch die Medien

Zurück zu Duterte selbst lassen sich die Morde trotz der markigen Sprüche des Präsidenten nicht verfolgen, zu verschlungen sind die Wege, die zu den Tätern führen. Auch Killer, die auf eigene Faust handeln, werden kaum belangt. Für sie ist die Direktive, sämtliche Drogendealer der Philippinen umzubringen, allerdings ein willkommener Vorwand, aus anderen Gründen zu morden - sei es, um alte Rechnungen zu begleichen oder um Rivalen und Mitwisser auszuschalten, so die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“).

Keine Verfolgung durch Exekutive

Verfolgung durch die Exekutive müssen sie nicht fürchten. Gegenüber dem Deutschlandfunk erklärte der deutsche Philippinen-Experte Johannes Icking, diese Art von „extralegalen Hinrichtungen“ hätte es immer gegeben. Allein: Bisher musste man sich dafür rechtfertigen. Bereits in seiner Zeit als Bürgermeister von Davao war Duterte vorgeworfen worden, Todesschwadronen geduldet zu haben, die Hunderte Drogendealer umgebracht hatten.

Rodrigo Duterte

APA/APA/Bullit Marquez

Rodrigo Duterte verlangt den Tod sämtlicher philippinischer Drogendealer

Im Rahmen seiner Rede zum philippinischen Nationalen Heldengedenktag Ende August verkündete Duterte, in seinem „Drogenkrieg“ keine Rückzieher zu machen, und präsentierte zudem neue Maßnahmen. Für Hinweise, die zur Ergreifung von jenen Polizisten führen könnten, die mit Drogensyndikaten zusammenarbeiten und diese beschützen, versprach er hohe Belohnungen. Er warnte korrupte Beamte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge vor einem „Tag der Abrechnung“.

Kopfgeld auf bestechliche Polizisten

Für bestechliche als „Ninjas“ bekannte Polizisten, die sich von Drogenbaronen bezahlen ließen, setzte Duterte zudem ein Kopfgeld von zwei Millionen Philippinischen Pesos (38.500 Euro) aus. Deren Kollegen richtete er aus, sie könnten ihre „Freunde ruhig verpfeifen“.

Philippinscher Polizeichef Ronald Dela Rosa

APA/APA/Bullit Marquez

Polizeichef Ronald dela Rosa

Der oberste Polizeichef der Philippinen forderte Rauschgiftsüchtige indes auf, Drogenhändler zu ermorden und ihre Häuser in Brand zu setzen. „Warum stattet ihr ihnen nicht einen Besuch ab, gießt Benzin über ihre Häuser und setzt diese in Brand, um eure Wut zum Ausdruck zu bringen?“, so Ronald dela Rosa Ende August in einer im Fernsehen ausgestrahlten Ansprache vor festgenommenen Drogenkonsumenten.

„Sie leben von eurem Geld. Ihr wisst, wer die Drogenbosse sind. Wollt ihr sie töten? Macht nur. Es ist erlaubt, sie zu töten, weil ihr die Opfer seid“, ergänzte Dela Rosa. Kurz darauf entschuldigte sich der Polizeichef für seine Äußerungen. „Es tut mir leid, wenn ich etwas Unangenehmes gesagt habe“, sagte er. Er sei aber „auch nur ein Mensch, der manchmal wütend wird“. Grund seines emotionalen Ausbruchs sei Mitleid mit den Drogensüchtigen gewesen, vor denen er gesprochen habe und die „wie Zombies“ ausgesehen hätten.

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