Seenot wegen überfüllter Boote
Nahezu täglich werden Menschen auf der Flucht nach Europa aus dem Mittelmeer gerettet. An einem einzigen Tag brachte die italienische Küstenwache am Montag 6.500 Flüchtlingen im Meer vor Libyen aus Seenot in Sicherheit. Das Kommandozentrum habe 40 Rettungseinsätze koordiniert und sei Tausenden Schutzsuchenden vor Libyen zu Hilfe gekommen, schrieb die Küstenwache auf Twitter.
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Damit war es einer der intensivsten Rettungstage der vergangenen Jahre. An den Einsätzen war eine Reihe von Schiffen der Küstenwache und der italienischen Marine beteiligt. Auch die EU-Marinemission „Sophia“, die im Kampf gegen Schlepper im Einsatz ist, die EU-Grenzschutzagentur Frontex und humanitäre Organisationen halfen bei der Rettung der Flüchtlinge.
Bis zu 700 Menschen in einem Boot
Nach Angaben der katalanischen Organisation Proactiva Open Arms waren bis zu 700 Menschen auf einem einzigen Fischerboot zusammengepfercht. Einige von ihnen sprangen laut den Angaben mit Rettungswesten ins Meer und schwammen zu den Rettungsbooten. Laut Ärzte ohne Grenzen waren unter den Geretteten auch zahlreiche Babys und Kleinkinder. Ein fünf Tage altes Neugeborenes musste mit dem Hubschrauber in ein italienisches Krankenhaus gebracht werden.

Reuters/Giorgos Moutafis
Schlepper setzen immer mehr Schutzsuchende in ein Boot
Erst am Sonntag hatte Italien in dieser Region über 1.100 Flüchtlinge gerettet. Die meisten stammen aus Westafrika und vom Horn von Afrika. Die derzeit hohe Zahl von Richtung Europa Flüchtenden lässt sich auch mit dem stabilen Sommerwetter erklären, aufgrund dessen viele die gefährliche Überfahrt wagen. Auch für Dienstag erwartet die Küstenwache überdurchschnittlich viele Einsätze.
Weg über Mittelmeer gefährlicher geworden
Insgesamt versuchten laut Zahlen des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNICEF) 2016 bis Ende August rund 271.000 Menschen die Überfahrt nach Europa. Im vergangenen Jahr war es über eine Million Schutzsuchende. Die Flucht über das Mittelmeer ist aber gefährlicher geworden. Jeder 85. Migrant habe die Fahrt über die See in diesem Jahr nicht überlebt, berichtete die deutsche „Welt“ (Dienstag-Ausgabe) unter Berufung auf eine Untersuchung der Internationalen Organisation für Migration (IOM).

APTN
Einige Flüchtlinge sprangen mit Rettungsweste ins Meer
Im vergangenen Jahr traf es laut „Welt“ jeden 276. Migranten. „Unsere Daten legen nahe, dass es im Jahr 2016 unsicherer für Flüchtlinge geworden ist“, sagte Frank Laczko, Leiter des IOM-Datenzentrums. Laut UNO starben oder verschwanden heuer bisher mindestens 3.100 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer. Im gesamten Jahr 2015 waren es 3.771 Menschen gewesen.
IOM zufolge seien die Schlepper skrupelloser geworden. Sie schickten mehr Menschen auf Boote, die nicht seetüchtig seien. Zudem kämen mehr Migranten aus Ägypten, von wo aus die Überfahrt deutlich gefährlicher sei. Die Organisation kritisierte laut „Welt“, dass Europa zu wenig unternehme, um Verbleib und Identifizierung vermisster Migranten aufzuklären.
Plötzlicher Anstieg von Flüchtlingen in Griechenland
Die meisten Flüchtlinge kamen laut Grenzschutzagentur Frontex über das östliche Mittelmeer zwischen der Türkei und Griechenland. Seit dem EU-Türkei-Abkommen im März 2016 ging die Zahl auf dieser Route allerdings zurück. Inzwischen zählt der zentrale Weg über das Mittelmeer meist von Libyen und Ägypten nach Italien zu den am stärksten befahrenen Routen.
Einen sprunghaften Anstieg von aus der Türkei in Griechenland ankommenden Flüchtlingen gab es allerdings aktuell von Montag auf Dienstag. In den vergangenen 24 Stunden hätten 462 Menschen von der türkischen Küste auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt, teilte der Stab für die Flüchtlingskrise Dienstagfrüh in Athen mit. Das ist die größte Zahl, die seit Inkrafttreten des EU-Flüchtlingsabkommens mit der Türkei Anfang April an einem Tag registriert wurde. In den vergangenen sieben Tagen zuvor waren es durchschnittlich 74 Menschen gewesen.
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