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Held in Bibel- und Actionfilmen

Als Leinwandhüne mit kantigem Gesicht, der mehr herausragende Menschen verkörperte als jeder andere, hat Charlton Heston Filmgeschichte geschrieben. Er trat auch als kämpferischer Waffenlobbyist in Aktion, der sich für das Recht jedes Amerikaners auf Waffenbesitz ins Zeug legte.

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Am Ende war es die Alzheimerkrankheit, die den Leinwandhelden und Amerikas Vorzeigepatrioten 2008 in die Knie zwang. Heston hatte als muskelstrotzender Galeerenhäftling und Wagenrennensieger Ben Hur (1959) einen Oscar gewonnen. Zwei Jahre zuvor glänzte er in dem Filmepos „Die Zehn Gebote“ als Moses.

Zu seinen großen Rollen gehören „El Cid“ (1961) in dem Ritterspektakel von Anthony Mann und sein Auftritt als mexikanischer Detektiv in Orson Welles’ Klassiker „Im Zeichen des Bösen“ (1957). Er spielte Michelangelo und mehrere Staatschefs. „Drei Präsidenten, drei Heilige, zwei Genies“, resümierte Heston einst augenzwinkernd, „das sollte für einen Mann genug sein.“

Broadway-Debüt in „Antonius und Cleopatra“

Auf der Bühne stand Heston schon während der Schulzeit in seiner Geburtsstadt Evanston (US-Staat Illinois). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem er unter anderem bei der US-Luftwaffe auf den Aleuten diente, versuchte er zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Lydia Marie Clarke, sein Glück in New York. Nach zwei Jahren gelang ihm ein erfolgreiches Debüt am Broadway in Shakespeares „Antonius und Cleopatra“.

Den Durchbruch zum Kinostar schaffte er 1950 mit der Hauptrolle in dem Thriller „Stadt im Dunkeln“. Bevor Hollywood den Hünen mit dem trotzig-kantigen Kinn als Heldendarsteller für Monumentalfilme engagierte, mimte er in „Die größte Schau der Welt“ einen Zirkusdirektor. Auch in einer Reihe von Katastrophen- und Actionfilmen bewährte sich Heston, zu dessen unvergesslichen Rollen die eines Astronauten in dem Science-Fiction-Klassiker „Planet der Affen“ (1968) gehört.

Große Rollen in Filmen seines Sohnes

„Goldfieber“ (1982) zeigte ihn in einer Doppelrolle als verwilderter Schürfer und dessen mörderischen Bruder. Bei diesem Film führte Heston auch die Regie. In seiner langen Hollywood-Laufbahn drehte er mehr als 100 Kino- und Fernsehfilme. Unter der Regie seines Sohnes Fraser C. Heston entstanden 1990 und 1996 zwei Filme, in denen der Vater nochmals zu größeren Rollen kam.

In dem Remake „Die Schatzinsel“ mimte Heston den Piratenführer Long John Silver, in dem Abenteuer „Alaska“ trat er als böser Wilderer in der arktischen Wildnis auf. Seinen letzten Auftritt vor der Filmkamera hatte er 2001 in Brasilien in der Rolle des KZ-Arztes Josef Mengele in dem Streifen „Rua Alguem 5555“, basierend auf einem Buch des deutschen Schriftstellers Peter Schneider.

Fürsprecher der Waffenlobby

In den 90er Jahren geriet Heston als Fürsprecher der US-Waffenlobby ins Rampenlicht. Von 1998 bis 2003 war er Vorsitzender der National Rifle Association (NRA), der vier Millionen Mitglieder starken Organisation der US-Waffenbesitzer. Sein Einsatz für die Waffenlobby trug ihm bei Amerikas Linken die harsche Kritik ein, er sei mitverantwortlich für Massaker an Schulen. Auch Michael Moore rückte Heston mit seinem oscargekrönten Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“ in dieses Eck.

Doch manche Kritiker übersahen, dass Hestons Anschauungen aus der Überzeugung erwuchsen, jedem Mensch stehe das höchstmögliche Maß an Freiheit zur Gestaltung seines Lebens zu. Deshalb setzte er sich in den 60er Jahren aktiv in der Bürgerrechtsbewegung ein. An der Seite von Martin Luther King Jr. forderte Heston ein Ende der Rassendiskriminierung und gleiche Rechte für alle Amerikaner. Auch dafür wurde er 2003 mit der Freiheitsmedaille geehrt, dem höchsten zivilen Orden der USA. US-Präsident George W. Bush würdigte Heston damals nicht nur als „einen der größten Namen der Filmgeschichte“, sondern nannte ihn auch „Patriot“ und Kämpfer für die Bürgerrechte.

Auch abseits der Leinwand große Gesten

Schon vom Alzheimerleiden gezeichnet gab Heston im gleichen Jahr seinen Vorsitz bei der NRA-Waffenlobby ab. Auch bei seiner letzten Demonstration für das „von Gott gegebene Recht“ jedes Amerikaners auf Waffenbesitz sparte er nicht mit dramatischen Gesten. „Nur aus meiner kalten, toten Hand“, sagte der 1,91 Meter große Schauspieler und hielt vor jubelnden Anhängern sein Gewehr hoch.

Im Sommer 2002 hatte sich der Schauspieler wegen seiner Alzheimererkrankung bereits von der Öffentlichkeit verabschiedet. „Ich habe mein ganzes Leben vor euch auf der Leinwand und der Bühne geführt. Euer Applaus waren Inhalt und Sinn meines Daseins“, sagte der Hollywood-Star in einer bewegenden Rede. „Für einen Schauspieler gibt es keinen größeren Verlust als den seines Publikums.“

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