Viele Menschen noch vermisst
Das Erdbeben in Italien hat ganze Dörfer der Regionen Latium, Umbrien und Marken dem Erdboden gleichgemacht. Tausende sind obdachlos, nachdem ihre Häuser eingestürzt sind. Nach einer vorläufigen Bilanz des Zivilschutzes kamen mindestens 241 Menschen ums Leben. Die Behörde korrigierte die bisherige Zahl von 247 damit am Donnerstag nach unten.
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Die meisten Toten sind in den kleinen Gemeinden Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto zu beklagen. „In Amatrice sind wir bereits bei 200 Toten“, sagte der Bürgermeister der kleinen Stadt. In der Nacht seien weitere Leichen aus den Trümmern geborgen worden. Mehr als 260 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer.
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Drohnenflug über Erdbebengebiet
Ein Drohnenvideo der Feuerwehr zeigt das Ausmaß der Zerstörung in Pescara del Tronto. Der ganze Ort liegt in Trümmern.
Hoffnung auf Überlebende sinkt
Die Retter suchten weiter fieberhaft nach Überlebenden in den zerstörten Gemeinden, doch die Hoffnung auf Überlebende sinkt mit jeder Stunde. Die Zahl der Toten werde vermutlich weiter steigen, sagte der Chef der Behörde, Fabrizio Curcio, Donnerstagfrüh. Denn wie viele Menschen noch verschüttet sind, ist unklar. Eine Schätzung dazu wollten die Behörden nicht abgeben. „Es ist unmöglich, eine Vermisstenzahl zu nennen“, sagte Curcio.

APA/AP/Sky Italia
Mädchen nach 16 Stunden aus Trümmern gerettet
Die Suche nach Vermissten ist auch schwierig, weil sich in der Gegend viele Durchreisende aufhielten und vor allem viele Italiener auf Urlaub befanden, die lokal nicht bekannt waren. In Amatrice etwa stürzte eines der Symbole der Stadt, das historische Hotel Roma, in sich zusammen. Nach Angaben des Bürgermeisters befanden sich zum Zeitpunkt des Bebens 70 Menschen in dem Hotel.
Viele Kinder unter Opfern
„Unglücklicherweise sind 90 Prozent, die wir herausholen, tot. Aber manche schaffen es, und das ist der Grund, warum wir hier sind“, sagte einer der Freiwilligen gegenüber Reportern der Nachrichtenagentur AP. So wurde am Mittwochabend in Pescara del Tronto ein zehnjähriges Mädchen nach fast 16 Stunden aus einem eingestürzten Haus gerettet. Hunde hätten sie aufgespürt, hieß es. Der ganze Ort liegt in Trümmern. Ein Drohnenvideo der Feuerwehr zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

APA/AP/Alessandra Tarantino
Viele Menschen verbrachten die Nacht in Notunterkünften
Auch die siebenjährigen Zwillingsbrüder Andrea und Simone Serafini wurden aus den Trümmern in Amatrice geborgen und in ein Krankenhaus in Rom geflogen. Einer der beiden erlag jedoch seinen Verletzungen. Über Stunden versuchten die Retter, einen Elfjährigen lebend zu bergen, doch seine Rufe aus den Trümmern verstummten. Für ihn kam die Hilfe zu spät.

APA/AP/Alessandra Tarantino
Die Hoffnung, Überlebende zu finden, sinkt mit jeder Stunde
Viele Eltern schicken ihre Kinder in den Sommerferien zu den Großeltern, die noch in den kleinen Appenin-Orten wohnen, während die Eltern in Städten arbeiten. In den Sommermonaten, besonders im August, fahren aber oft ganze Familien in die Heimatorte.
Tausende sind obdachlos
Tausende sind obdachlos, nachdem ihre Häuser eingestürzt sind. In Notunterkünften wie Zelten verbrachten viele die Nacht. Jedoch hätten viele das Angebot, dort unterzukommen, nicht angenommen, so der Zivilschutz. Manche hätten in Autos oder im Freien übernachtet. Die Temperaturen in der Berggegend sanken auf circa zehn Grad. Medien berichteten auch von einigen Fällen von Plünderung. In Pescara del Tronto habe die Polizei ihre Kontrollen verstärkt.

Omniscale/OSM/ORF.at
So verheerend wie L’Aquila 2009
Das Beben ist inzwischen nahezu so verheerend wie jenes von L’Aquila im April 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Die Hoffnung war, das neue Beben werde nicht das gleiche Ausmaß annehmen. Jedoch hatte schon Regierungschef Matteo Renzi bei einem Besuch in den zerstörten Dörfern angedeutet, dass es mehr Tote geben werde. "Die Bilanz ist nicht endgültig“, sagte er. Hinter jeder einzelnen Zahl stünden Lebensgeschichten, Menschen und Familien, so Renzi: „Es ist ein grenzenloser Schmerz.“
Spendenmöglichkeit
- Rotes Kreuz: IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 und online, Kennwort: Katastrophenhilfe
- Samariter-Bund: IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144, Kennwort: Erdbeben Italien
- Caritas: IBAN: AT92 6000 0000 0770 0004 und online, Kennwort: Erdbeben Italien
An vielen öffentlichen Gebäuden wurden die Fahnen auf halbmast gesetzt. Die Regierung hatte das als Zeichen der Trauer und zum Gedenken an die Opfer des Erdbebens landesweit angeordnet. Am Donnerstag war ein Treffen des Ministerrats in Rom geplant, um das weitere Vorgehen zu beraten. In der Region soll der Notstand ausgerufen werden. Als Soforthilfe wurden 235 Millionen Euro bereitgesellt. Viele alte und historische Bauten waren wie Kartenhäuser eingestürzt. Das Kulturministerium wollte zu einer Krisensitzung zusammenkommen, um eventuelle Schäden an Kulturgütern zu kontrollieren.
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