Reisende sollen profitieren
Seit März des vergangenen Jahres ist die Fluglinie Emirates gegenwärtiger Spitzenreiter in einer besonderen Disziplin: dem Ultralangzeitflug. Von Dubai in den Vereinigten Emiraten nach Auckland in Neuseeland benötigt die Fluglinie für ca. 14.200 Kilometer nach eigenen Angaben etwa 16 Stunden, auf dem Rückweg 17 Stunden und 15 Minuten. So lange ist derzeit kein anderes Linienflugzeug ohne Unterbrechung in der Luft.
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Flugangst sollte man auch nicht haben, wenn man sich für einen Direktflug von Sydney nach Dallas mit der australischen Linie Qantas entscheidet. Dann ist man lediglich 20 Minuten oder 400 Kilometer weniger lang unterwegs als beim Auckland-Dubai-Flug von Emirates. Der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) zufolge sind aber noch längere Flüge angedacht. Ab Dezember fliegt Qatar Airways von Doha, der Hauptstadt Katars, nach Auckland und rechnet dafür 18 Stunden ein.
Erfahrung mit Nonstop-Flugreisen
Ab 2018 will die Fluglinie Singapore Airlines mit einem 19-Stunden-Flug die 15.300 Kilometer vom New Yorker Flughafen Newark nach Singapur und 16.600 Kilometer zurück bewältigen. Mit Nonstop-Flugreisen hat das Unternehmen Erfahrung, schon von 2004 bis 2013 war es bereits auf dieser Strecke unterwegs gewesen - mit einer Flugzeit von 18 Stunden hält man damit bis jetzt den Rekord.
Neben seit einigen Jahren niedrigeren Kerosinpreisen hat laut dem „Wall Street Jornal“ („WSJ“) das neu aufgeflammte Interesse an langen Routen auch mit dem Aufkommen von für diesen Zweck geeigneten Flugzeugen der Hersteller Boeing und Airbus zu tun.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Emirates
Mit dem vergleichsweise sparsamen und für weite Strecken prädestinierten Boeing-Modell 777-200LR wird derzeit noch die Strecke Dubai - Auckland bewältigt. Der Nachfolger 787 und die Konkurrenzmaschine A350 von Airbus sollen dem „WSJ“ zufolge mit einer Ersparnis von 20 Prozent noch weniger Treibstoff benötigen und sich für extrem lange Strecken besonders gut eignen. Von den größeren und damit geräumigeren Fliegern sowie heutzutage ohnehin obligaten Unterhaltungssystemen profitieren auch die Kunden.
200 Sitze statt 300
Als Reisender derart lange in einem Flieger eingepfercht zu sein, erscheint prinzipiell wenig reizvoll. Entsprechend wird laut „SZ“ auch beim Interieur der Maschinen reagiert. Eine an die jeweilige Flugphase angepasste Beleuchtung ist Standard, die Sessel werden zunehmend bequemer. Singapore Airlines plant zudem für künftige Ultralangstreckenflüge, im Airbus A350 statt der üblichen 300 Sitze weniger als 200 zu besetzen.
Die Investitionen der Fluglinien in Ultralangstrecken sind freilich nicht frei von Risiko. Sie lohnen sich nur, wenn die Buchungslage stimmt. Aufgrund der weiten Strecken erhöht sich das Gewicht, müssen doch große Mengen an Kerosin transportiert werden. Mehr Gewicht bedeutet mehr Energieverbrauch - ein Teufelskreis.
Kerosinpreise dürfen nicht steigen
Auch muss für die bei längeren Routen benötigten größeren Maschinen mehr Personal eingesetzt werden. Bei fürs Tanken gedachten Zwischenstopps würden die jeweiligen Flieger wiederum zwei Stunden Zeit an die Konkurrenz verlieren, die auf direktem Wege früher am Ziel wäre. Dabei sind Flüge mit Zwischenlandungen laut „SZ“ ohnehin wirtschaftlich einträglicher.
Beim Weiterflug würde seitens der Kundschaft schlimmstenfalls gar auf ein Flugzeug des Geschäftsgegners ausgewichen. Die größte Gefahr laut „WSJ“: Die Kerosinpreise könnten wieder gehörig steigen - und dann rentiert sich das Geschäft mit den Ultralangzeitflügen trotz sparsamer Flieger nicht mehr. Noch zeigen sich die Unternehmen allerdings optimistisch. Emirates kündigte für Ende 2016, Anfang 2017 eine noch längeren Route an: von Dubai nach Panama.
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