Themenüberblick

„Unverzeihlicher und rücksichtsloser Akt“

Inmitten verstärkter Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hat Nordkorea am Mittwoch nach Angaben aus dem Süden eine ballistische Rakete getestet. Tokio beklagte eine Verletzung der japanischen Luftverteidigungszone, auch Südkorea und die USA protestierten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Von einem U-Boot vor der Ostküste schoss die nordkoreanische Armee eine Rakete ab, die mehr als 500 Kilometer zurücklegte und damit die Reichweite früherer Flugkörper weit übertraf, wie Südkoreas Generalstab am Mittwoch mitteilte. Tokio beklagte eine Verletzung der japanischen Luftverteidigungszone.

Karte von Nordkorea

Grafik: Map Resources/ORF.at; Quelle: BBC

Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einem „unverzeihlichen und rücksichtslosen Akt“ Nordkoreas. Der Raketentest stelle eine Bedrohung für die Sicherheit Japans dar. Den Angaben zufolge durchflog das Geschoß die japanische Identifizierungszone der Luftverteidigung, in der sich Flugzeuge aus Gründen der militärischen Sicherheit identifizieren müssen.

„Deutliche Verbesserung“ gegenüber früheren Starts

Nach Einschätzung des südkoreanischen Generalstabs belegt der neuerliche Raketentest eine deutliche technische Verbesserung im Vergleich zu früheren Raketenstarts von nordkoreanischen U-Booten aus. Bisher waren diese U-Boot-Raketen nicht weiter als 30 Kilometer geflogen.

Ein Südkoreaner sieht sich auf einem TV-Gerät eine Grafik zum nordkoreanischen U-Bootraketentest an

APA/AFP/Jung Yeon-Je

Südkorea spricht von einer „deutlichen Verbesserung“ der nordkoreanischen Raketentechnik

Eine funktionsfähige Abschusstechnik aus U-Booten könnte Nordkoreas Atompotenzial auf eine ganz neue Ebene heben: Das Land könnte Atomraketen weit außerhalb der eigenen Grenzen positionieren und sich auch nach einem Angriff auf sein Territorium atomar wehren.

Verstoß gegen UNO-Verbot

Südkorea wertet den Raketenstart als „ernsthafte Herausforderung“ für die Sicherheit auf der koreanischen Halbinsel und als klaren Verstoß Nordkoreas gegen das Raketenverbot des UNO-Sicherheitsrats. „Wir werden hart und entschlossen auf alle Provokationen aus dem Norden reagieren“, hieß es in einer Erklärung. Auch die US-Regierung verurteilte den Raketenstart. Sie sagte Südkorea und Japan ihre „felsenfeste Unterstützung“ zu.

Die EU betrachte das Manöver als einen weiteren schweren Verstoß Nordkoreas gegen internationale Verpflichtungen, erklärte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Mittwoch in Brüssel. Nordkorea müsse alle Raketentests und entsprechende Programme in umfassender, überprüfbarer und unumkehrbarer Art und Weise stoppen, heißt es in der EU-Erklärung.

Für Frieden und Stabilität in der Region müsse Nordkorea weitere Handlungen unterlassen, welche die Spannungen verschärfen. Das Land sollte stattdessen zu einem Dialog mit der Staatengemeinschaft, vor allem im Rahmen der Sechsparteiengespräche zurückkehren.

Deutliche Worte auch aus China

China kritisierte seinen Verbündeten Nordkorea ebenfalls mit ungewöhnlich deutlichen Worten. „China lehnt Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramm ab und ist gegen jedes Verhalten, das Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hervorruft“, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi nach einem Treffen mit seinen südkoreanischen und japanischen Kollegen in Tokio. Peking lehne jeden Verstoß gegen Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats durch Pjöngjang ab.

Der Raketenstart erfolgte wenige Stunden vor einem Treffen der drei Außenminister in der japanischen Hauptstadt. Die Regierungen in Tokio und Seoul werfen China regelmäßig vor, nicht mäßigend auf Nordkorea einzuwirken.

Derzeit sorgt in den Beziehungen zwischen Pjöngjang und Seoul ein gemeinsames Manöver der Streitkräfte Südkoreas und der USA für weiteren Zündstoff. Nordkorea betrachtet die jährliche Militärübung, an der 50.000 südkoreanische und 25.000 US-Soldaten teilnehmen, als Provokation.

Pjöngjang droht mit „atomarem Erstschlag“

Zu Beginn des Manövers am Montag drohte Pjöngjang mit einem „atomaren Erstschlag“ für den Fall, dass die Souveränität des Landes verletzt werde. Jegliche Angreifer würden „in einen Haufen Asche verwandelt“, hieß es. Südkorea und die USA versichern dagegen, dass das jährliche gemeinsame Manöver rein defensiven Charakter habe.

Im Jänner hatte Pjöngjang nach eigenen Angaben eine Atombombe zu Testzwecken gezündet, der vierte Atomwaffentest der Demokratischen Volksrepublik Korea. Dem schlossen sich eine Reihe von Raketentests an. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss deshalb Anfang März die bisher schärfsten Sanktionen gegen das isolierte kommunistische Land. Er verbot Nordkorea jegliche Raketentests.

Links: