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Hunderte Rekruten erschossen

Im Irak sind am Sonntag 36 Dschihadisten hingerichtet worden. Die Verurteilten seien in der Früh im Süden des Landes gehängt worden, sagte Justizminister Haider al-Samli der Nachrichtenseite „Almada Press“ zufolge. Die Männern sollen vor mehr als zwei Jahren an dem durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübten Massaker an Hunderten Rekruten beteiligt gewesen sein.

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Auch ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Dhikar, Abdeslhassan Dawud, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Hinrichtung. Die Männer seien im Beisein ranghoher Behördenvertreter im Gefängnis von Nassirija erhängt worden. Nassirija ist die Hauptstadt von Dhikar. Aus der Provinz stammen viele der Opfer der als „Speicher-Massaker“ bekannt gewordenen Gräueltat.

Vorgesetzte ließen Rekruten zurück

Die Terrormiliz hatte sich im Juni 2014 nach dem Vormarsch im Irak damit gebrüstet, nahe der Stadt Tikrit Hunderte Armeeanwärter erschossen zu haben. Diese waren von der Militärbasis Camp Speicher geflohen und hatten sich den Extremisten ergeben. Zuvor sollen ranghohe Soldaten die unbewaffneten Rekruten zurückgelassen haben.

Irakische Soldaten besuchen einen der Orte der Entführung

Reuters/Thaier Al-Sudani

Am Ufer des Tigris ergaben sich einige der Rekruten den Extremisten

Armee entdeckte Massengräber

IS-Anhänger veröffentlichten im Internet Bilder, die zeigen, wie die aufgereihten Soldaten erschossen wurden. Nach der Befreiung von Tikrit vom IS entdeckten irakische Behörden im April 2015 mindestens 14 Massengräber, in denen Opfer der Erschießungen verscharrt worden waren.

Soldat betet an Massengrab

APA/AFP/Ahmad al-Rubaye

Ein irakischer Soldat betet an einem der Massengräber nahe Tikrit

Bei dem Massaker starben Schätzungen zufolge bis zu 1.700 Menschen. Laut dem Sprecher des Provinzgouverneurs stammten 400 von ihnen aus der schiitisch geprägten südirakischen Provinz Dhikar. Das „Speicher-Massaker“ hatte im Irak und weltweit für Entsetzen gesorgt und dazu beigetragen, Unterstützung im Kampf gegen die Dschihadisten zu mobilisieren.

Regierung setzt vermehrt auf Todesstrafe

Der irakische Präsident Fuad Massum hatte vergangene Woche grünes Licht für die Vollstreckung der 36 Todesurteile gegeben. Die Hinrichtung am Sonntag wurde den Angaben zufolge von Provinzgouverneur Jahija al-Nassari und dem irakischen Justizminister Haidar al-Samli überwacht.

Angehörige erinnern mit Bildern an die Entführten

APA/AFP/Haidar Mohammed Ali

Angehörige der Opfer fordern von der Regierung mehr Aufklärung

Die irakische Regierung setzt im Kampf gegen Extremisten vermehrt auf die Todesstrafe. Regierungschef Haidar al-Abadi hatte nach einem Bombenanschlag mit mehr als 300 Toten im Juli in der Hauptstadt Bagdad angekündigt, die Vollstreckung von Todesurteilen im Zusammenhang mit terroristischen Taten zu beschleunigen. Kritik daran kam von den Vereinten Nationen (UNO) und von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Bereits vor den Exekutionen vom Sonntag waren im Irak seit Jahresbeginn mehr als hundert Gefangene hingerichtet worden.

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