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Syrien trotzt US-Warnung

In Syrien ist es zu direkten Konfrontationen zwischen Kampfflugzeugen der US-geführten Koalition und der Luftwaffe von Präsident Baschar al-Assad gekommen. Wie am Samstag bekanntwurde, fingen zwei US-Kampfflugzeuge syrische Jets im Luftraum über der nordostsyrischen Stadt Hasaka ab.

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Die F-22-Jagdflieger der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hätten sich den syrischen Maschinen bis auf 1,6 Kilometer angenähert, sagte Pentagon-Sprecher Jeff Davis. Der Vorfall trug sich laut Davis am Freitag zu.

In Hasaka greifen Truppen des syrischen Regimes seit Mittwoch Stellungen der kurdischen YPG an. Die Miliz ist einer der engsten Verbündeten der USA im Kampf gegen die Terrormiliz. Zudem ist die YPG Teil der von der Anti-IS-Koalition aus der Luft unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF), die vergangenes Wochenende den IS aus der Stadt Manbidsch an der Grenze zur Türkei vertrieben hatten.

Bereits am Donnerstag Vorfall

Bereits am Donnerstag seien Kampfflugzeuge der Koalition zu einem „sehr unüblichen“ Einsatz aufgestiegen, um die Angriffe syrischer Bomber im Gebiet in und um Hasaka zu beenden, so Davis. In der von kurdischen Milizen gehaltenen Region seien US-Spezialeinheiten im Einsatz. „Das ist ein sehr unüblicher Vorfall, wir haben bisher keine Luftangriffe auf die (kurdische Miliz) YPG registriert.“

Karte von Syrien

Grafik: APA/ORF.at

Die syrischen Kampfflugzeuge hätten nicht auf Funksprüche der Bodentruppen reagiert. Als dann die Jets der US-geführten Koalition eintrafen, seien die beiden Bomber vom Typ Su-24 schon im Abflug gewesen. Es seien regelmäßige Patrouillenflüge angeordnet worden, um die Bodentruppen vor weiteren Luftangriffen zu schützen, sagte der Pentagon-Sprecher.

Die mit Assad verbündeten Russen hätten klargestellt, dass die Luftangriffe nicht von ihnen ausgegangen seien, sagte Davis. Sie seien gebeten worden, dem syrischen Militär auszurichten, dass die US-Luftwaffe US-Soldaten vor Luftangriffen schützen werde. „Das syrische Regime ist deutlich davor gewarnt worden, Kräfte der Koalition oder ihrer Partner anzuvisieren“, so Davis weiter.

Bericht über neuerliche syrische Einsätze

Trotz einer US-Warnung flogen syrische Kampfflugzeuge erneut Einsätze gegen kurdische Stellungen in Hasaka. Flugzeuge der syrischen Luftwaffe seien die ganze Nacht und bis in die frühen Morgenstunden über der Stadt im Nordosten Syriens zu hören gewesen, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag berichtete. Allerdings konnte die oppositionsnahe Organisation in Großbritannien nicht sagen, ob die Flugzeuge dabei auch Bomben abwarfen. Die Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer zu verifizieren.

Dutzende Zivilisten getötet

Laut der Beobachtungsstelle wurden seit Mittwoch 41 Menschen in Hasaka getötet, darunter zehn Kinder und 15 weitere Zivilisten. Auch ein YPG-Sprecher berichtete von Dutzenden Opfern in der Bevölkerung. „Hasaka erlebt nun einen echten Krieg“, sagte der YPG-Vertreter gegenüber Reuters. Wer eine Waffe halten könne, kämpfe gegen Assads Truppen. Am Freitag seien Tausende Menschen - hauptsächlich Frauen und Kinder - aus der Stadt in Sicherheit gebracht worden.

Die syrische Armee verteidigte unterdessen ihr Vorgehen. Die Kämpfe in Hasaka seien das Resultat von Versuchen kurdischer Sicherheitskräfte, die Kontrolle über Hasaka zu erlangen. Die Reaktion der Armee sei „angemessen“ gewesen, hieß es in einer Stellungnahme, auch weitere Versuche der Kurden, die Stadt zu übernehmen, würden mit Gewalt beantwortet.

Türkei will „aktivere Rolle“ in Syrien spielen

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte unterdessen für die kommenden sechs Monate ein „aktiveres“ Vorgehen seines Landes in Syrien an, um das „Blutbad“ in dem Bürgerkriegsland zu beenden. Um zu einem politischen Übergang zu kommen, müsse auch mit Machthaber Assad gesprochen werden, der - „ob wir es wollen oder nicht“ - ein „Akteur“ des Konflikts sei, sagte Yildirim am Samstag. Zugleich schloss er für die Türkei Gespräche mit Assad aus.

Die islamisch-konservative Regierung in Ankara dringt seit Beginn des Konflikts in Syrien auf den Sturz Assads und unterstützt eine Reihe von Rebellengruppen mit Geld und Waffen, darunter auch radikale Islamisten. Neben der syrischen Regierung sind die Kurden der zweite Hauptfeind der Türkei in dem Nachbarland. Die syrische Regierung habe nun auch verstanden, dass die Kurden eine Bedrohung seien, sagte Yildirim mit Blick auf die Luftangriffe syrischer Kampfflugzeuge auf YPG-Stellungen in Hasaka. Es handele sich „um eine neue Situation“, sagte der Ministerpräsident.

„Es ist klar, dass das Regime verstanden hat, dass die Struktur, welche die Kurden im Norden zu bilden versuchen, auch für Syrien eine Bedrohung zu werden beginnt“, sagte Yildirim. Die Kurden riefen im Norden Syriens drei autonome Gebiete aus und versuchen nun, eine Verbindung zwischen ihnen herzustellen. Die Türkei, die selbst seit Jahrzehnten gegen Autonomiebestrebungen der Kurden kämpft, sieht das als Bedrohung.

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