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Stillstand der Produktion

Der deutsche Konzern Volkswagen will laut „Süddeutscher Zeitung“ („SZ“, Freitag-Ausgabe) hart gegen Zulieferfirmen vorgehen, die dem Autokonzern keine Teile mehr liefern und so die Produktion teilweise zum Stillstand gebracht haben. Man sei dazu gezwungen, die „zwangsweise Durchsetzung der Belieferung vorzubereiten“, teilte VW der Zeitung mit.

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Zu diesem Zweck werde man alle Mittel nutzen, die laut Gesetz möglich seien. „Dazu gehören Ordnungsgeld, Ordnungshaft, Beschlagnahme, die über das Gericht beantragt werden.“ Parallel bemühe sich der Autohersteller aber weiterhin um „eine gütliche Einigung“, hieß es weiter. Laut einer internen Mitteilung informierte VW seine anderen Lieferpartner bereits über die nahende Zwangspause der Golf-Fertigung von 20. bis 29. August im Stammwerk in Wolfsburg.

Gescheitertes Projekt als Auslöser

VW prüfe derzeit, ob ein bestimmter Teil auch von anderen Zulieferern bezogen werden kann. Bei Audi läuft einem Sprecher zufolge die Produktion ohne Einschränkung. Auch die Tochter Porsche ist einem Sprecher zufolge nicht betroffen. Der Streit mit einem Lieferanten hat sich für VW zu einem Desaster entwickelt.

Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit der Wolfsburger Unternehmensgruppe Prevent. Grund für den Konflikt mit den Lieferanten ist nach Angaben des Braunschweiger Landgerichts ein gescheitertes Projekt. „Es werden Ansprüche geltend gemacht, die aus einer anderen, letztlich nicht zustande gekommenen Geschichte hergeleitet werden“, sagte ein Sprecher.

Teilehersteller hält sich bedeckt

Zwei Töchter des Konsortiums, die sächsischen Zulieferbetriebe Car Trim und ES Automobil Guss, liefern Sitzbezüge und Getriebeteile nicht. Daher kommt die Produktion bei VW in mittlerweile vier Werken teilweise zum Stillstand. Der Teilehersteller selbst wollte sich am Donnerstag nicht zu den Hintergründen äußern. „Unsere Unternehmensgruppe befindet sich in einer juristischen Auseinandersetzung mit Volkswagen und ist in diesem Zusammenhang auch zur Vertraulichkeit verpflichtet“, sagte Alexander Gerstung aus der Geschäftsführung des Autozulieferers ES Automobilguss mit Sitz im sächsischen Schönheide.

Das Unternehmen gehört nach Angaben auf der Website der Firma seit November 2015 zur Prevent-Gruppe und stellt unter anderem Ausgleichgetriebegehäuse her. Eine Schwesterfirma von ES Automobilguss, die Car Trim, stellt für VW Sitzbezüge her und liefert ebenfalls nicht.

Prevent sieht sich nicht zuständig

Unterdessen teilte eine Kommunikationsagentur im Auftrag der Prevent DEV GmbH mit Sitz in Wolfsburg mit, diese sei „nicht juristisch“ mit den Gesellschaften der Car Trim GmbH und der ES Automobilguss GmbH verbunden und somit auch nicht Partei im Konflikt mit VW. „Gleichwohl bedauern wir die Eskalation des aktuellen Konflikts sehr, zumal die Prevent DEV GmbH und die Volkswagen AG eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit miteinander verbindet.“ Die Firma hoffe darauf, dass es zu einer „raschen, einvernehmlichen Lösung ohne weitere Eskalationen kommt“.

Laut dem „SZ“-Bericht sind etwa 20.000 Beschäftigte in Emden, Kassel, Zwickau und Wolfsburg bereits in Kurzarbeit oder werden das bald sein. Modelle wie der Golf und der Passat laufen nicht mehr wie gewohnt vom Band. Es gab aber laut der „SZ“ weiterhin keine Hinweise auf eine gütliche Einigung, obwohl VW in beiden Fällen bereits vor dem Landgericht Braunschweig vorläufig recht erhalten hatte.

VW kann Gerichtsvollzieher schicken

Laut der einstweiligen Verfügung des Gerichts müssten die beiden Zulieferbetriebe ihre für die Produktion bei VW benötigten Teile ausliefern, doch tun sie das weiterhin nicht. Wie das Braunschweiger Landgericht der „SZ“ mitteilte, hat VW nun das Recht, Gerichtsvollzieher zu schicken. Diese könnten dann die Sitzbezüge und Getriebeteile pfänden und zu den VW-Werken schaffen lassen. Grund für den Konflikt mit den Lieferanten ist nach Angaben des Braunschweiger Landgerichts ein gescheitertes Projekt.

Der niedersächsische Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Olaf Lies attackierte am Donnerstag im Landtag die Zulieferer. „Es ist ein unglaubliches und für mich nicht nachvollziehbares Verhalten der Unternehmen“, sagte er vor den Abgeordneten. Die Unterbrechung der Lieferkette sei für den Autohersteller eine „schwere Belastung“.

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