Themenüberblick

Gier als Motiv

Eine 49-jährige Britin hat ihre beiden Kinder mehr als zehn Jahre lang unnötig medizinisch behandeln lassen und dafür rund 433.000 Euro an staatlicher Behilfe empfangen. Sie hatte jahrelang vorgetäuscht, dass der Bub und das Mädchen an Asthma, Autismus und anderen medizinischen Problemen gelitten hätten. Die Frau wurde am Montag zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dem Buben und dem Mädchen wurden unter anderem in operativen Eingriffen Ernährungsschläuche in den Magen gelegt, weil die Frau von schweren Essproblemen berichtet hatte, wie die Justiz mitteilte. Der Sohn sei zudem mit Steroiden behandelt worden, weil die Mutter angegeben habe, er leide unter schwerem Asthma.

„Sorgfältig konstruiert“

In der Schule sei davon aber nie etwas aufgefallen. Die Mutter soll den Sohn zudem ermuntert haben, ein Verhalten zu zeigen, das auf Symptome von Autismus hindeute, und verhinderte deswegen auch ein Toilettentraining des Buben. Der Betrug der Frau erstreckte sich von Oktober 2003 bis zu ihrer Festnahme im Jahr 2013 und war laut dem Richter „kreativ und gut durchgedacht“ sowie „vorsätzlich, anhaltend und manchmal sorgfältig konstruiert“.

Auf Grundlage der erfundenen Krankengeschichten bezog die Frau bis 2014, also auch noch nach ihrer Festnahme, laut der britischen Zeitung „Guardian“ insgesamt mehr als 375.000 Pfund (rund 433.000 Euro) an staatlicher Behindertenunterstützung. Zudem seien im Haus der Frau ungenutzte Medikamente und medizinische Ausrüstung gefunden worden, für die der Nationale Gesundheitsdienst (NHS) mehr als 160.000 Euro ausgegeben habe.

Kritik an Gesundheitssystem

Staatswanwalt Malcolm McHaffie sprach von „außerordentlichen Grausamkeiten“. Jedes Mal, wenn ein „medizinisches Problem“ gelöst gewesen sei, erfand die Frau laut Gericht ein neues. Das Gericht übte auch Kritik am Gesundheitssystem. Es sei „bedauernswert“, dass qualifiziertes und erfahrenes medizinisches Personal in renommierten Krankenhäusern nicht besser kommuniziert habe, um das Drama zu verhindern.

Dass die Frau das ihren Kindern wegen eines Beihilfenschwindels zugemutet habe, liege „außerhalb des Fassungsvermögens“, sagte McHaffie. Die Motive der Frau seien „Unehrlichkeit und Gier“ gewesen. Die Haftstrafe bezeichnete er als „erheblich“. Die Ermittler hatten drei Jahre lang Informationen zu dem Fall zusammengetragen. Das Gericht befragte in dem Verfahren 114 Zeugen.

Links: