Bewohner wollen keine „Laborratten“ sein
Die US-Behörden zeigen sich wegen des sich ausbreitenden Zika-Virus zunehmend besorgt. Zuletzt wurde im US-Außenterritorium Puerto Rico der Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das Virus dürfte zudem bei der Moskitopopulation im US-Bundesstaat Florida angekommen sein. Aus diesem Grund gibt es dort nun grünes Licht für einen umstrittenen Freilandversuch.
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In Florida wurde bereits im Februar in vier Regionen der medizinische Notstand ausgerufen, nachdem dort neun Fälle von Infektionen mit dem Zika-Virus bekanntgeworden waren. Nachdem sich die Betroffenen damals noch bei Auslandreisen infiziert hatten, wurden im Juli in Florida die ersten Fälle innerhalb der USA registriert, bei denen das Zika-Virus im Land selbst übertragen wurde.
OX513A soll ägyptische Tigermücke ausrotten
Experten sind sich seitdem einig, dass das Virus mittlerweile auch bei der Moskitopopulation in Florida angekommen ist. Vor diesem Hintergrund gab die US-Lebensmittel- und Drogenbehörde FDA nun grünes Licht für ein Experiment mit den von der britischen Firma Oxitec entwickelten OX513A-Moskitos. Ungeachtet der bereits zuvor von Experten, aber auch Floridas Bevölkerung geäußerten Bedenken, sieht die FDA weder für die menschliche Gesundheit noch für die Umwelt eine Gefahr.
Erklärtes Ziel des Freilandversuches ist eine Verkleinerung der Moskitopopulation bzw. eine Ausrottung der ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti), von der das Zika-Virus übertragen wird. Oxitec setzt dabei auf gentechnisch veränderte männliche Moskitos. Nach Angaben des Magazins „Orlando Weekly“ soll ein Protein dafür sorgen, dass nach der Paarung der Nachwuchs bereits im Larvenstadium stirbt.
Laut Oxitec führten bisherige Versuche zu einer deutlichen Reduktion der Mückenlarven. Damit hätten dann auch die Zika-Infektionen abgenommen. Die Florida Keys werden von einem Oxitec-Sprechen zudem als „perfektes“ Testfeld bezeichnet. „Wäre es nicht wunderbar“, wenn es hier keine Aedes aegypti mehr gebe und sich somit auch niemand mehr mit Zika oder Dengue infizieren könne, sagte der Sprecher laut „Guardian“ weiter.
Büchse der Pandora?
Der Zeitung zufolge wurden gentechnisch veränderte Moskitos bereits in Brasilien, Panama, Malaysia und auf den Cayman Islands freigelassen. In Florida sieht sich Oxitec nun aber mit ernsthaftem Widerstand konfrontiert. „Wir wollen keine Laborratten sein“, wird eine Einwohnerin der 800-Einwohner-Gemeinde Key Haven zitiert, wo das Oxitec-Experiment stattfinden soll. Die Immobilienmaklerin Mila de Mier sammelte bereits 170.000 Unterschriften gegen das Experiment und will damit verhindern, dass auf den Florida Keys eine Büchse der Pandora mit noch nicht vorhersehbaren Folgen geöffnet wird.

Grafik: Omniscale/OSM/ORF.at
Ob es bei einem im November zunächst in Key Haven und dann im gesamten 70.000 Einwohner zählenden Bezirk Monroe County angesetzten Referendum grünes Licht für das Oxitec-Experiment gibt, ist derzeit jedenfalls mehr als fraglich.
Die wachsende Protestbewegung rechnet mit einer Ablehnung von 85 Prozent. Oxitec verwies Medienberichten zufolge aber auf eine Umfrage der Purdue-Universität, die eine große Mehrheit für die Freilassung der genmanipulierten Moskitos prognostiziert. Ungeachtet des noch offenen Ausganges wurde von der zuständigen Behörde (Florida Keys Mosquito Board, FKMCD) indes bereits signalisiert, dass man sich an das Votum halten werde, auch wenn dieses nicht bindend ist.
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