Einnahmen von zehn Mio. Dollar im Jahr
Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat am Freitag ihre Steuererklärungen seit dem Jahr 2006 veröffentlicht - im Gegensatz zu ihrem republikanischen Gegner. Donald Trump weigert sich, seine Daten zu veröffentlichen. Ein Umstand, der Clinton in die Hände spielt.
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Clinton und ihr Kandidat für den Vizepräsidenten, Tim Kaine, legten am Freitag alle Zahlen seit 2006 offen. Clinton gab an, mit ihrem Mann Bill 2015 insgesamt 10,6 Millionen US-Dollar (rund 9,5 Mio. Euro) eingenommen zu haben. Die Haupteinnahmequelle des Ehepaars seien die Redeauftritte des früheren Präsidenten gewesen. Er verdiente damit 5,2 Millionen Dollar. Von ihren Einnahmen zahlte das Paar ein gutes Drittel - 34,2 Prozent - Bundessteuern. Der Anteil aller Steuern (unter anderem Bund und Staat) belief sich auf 43,2 Prozent.
Trumps Vermögenswerte unklar
Die Offenlegung von Einkommen und Steuern ist für Bewerber um das Weiße Haus seit Jahrzehnten überparteiliche Tradition, sie wird von Präsidentschaftskandidaten schlicht erwartet. Auch Trump hatte erst eine Offenlegung angekündigt, war aber dann umgeschwenkt. Der Wahlbehörde FEC hatte er im Mai ein Dokument zu seinen Finanzverhältnissen übermittelt. Dazu erklärte er, dass er dieses Dokument für ausreichend halte. Es enthält aber nur eine grobe Schätzung seiner Vermögenswerte und seines Einkommens.
In diesem Dokument beziffert der Immobilienmogul sein Vermögen auf mehr als zehn Milliarden Dollar. Das lässt sich aber nicht anhand unabhängiger Quellen überprüfen. Das Magazin „Forbes“ schätzt Trumps Vermögen auf 4,6 Milliarden Dollar. Trump begründete seine Weigerung, nähere angaben zu machen, damit, dass seine Bücher geprüft würden, außerdem gehe das niemanden etwas an. Für die Clinton-Kampagne eine willkommene Weigerung. „Was hat er zu verbergen?“, fragte Clintons Sprecherin Jennifer Palmieri.
Politik „für die Superreichen“
Die „New York Times“ vermutete zuletzt gar, dass die Steuerlast für den mehrfachen Milliardär Trump möglicherweise bei null liegen könnte. In seinem Wahlkampf, den der Unternehmer auch stark auf Arbeiter und die Mittelklasse abzustellen versucht, wäre das eine schwer zu vermittelnde Botschaft.
Clinton hatte zuvor auch die Leitlinien ihrer Wirtschaftspolitik vorgestellt. Mit einer familienfreundlichen Wirtschaftspolitik und einem großen Investitionsprogramm will sie sich auch hier von Trump absetzen. Gleichzeitig richtete die Kandidatin schwere Angriffe gegen den republikanischen Gegner. Dessen Wirtschaftsprogramm, mit dem Versprechen erheblicher Steuererleichterungen, begünstige vor allem Superreiche, sagte Clinton.
Republikaner gegen Trump
Trump sieht sich einstweilen mit einer größeren werdenden Protestwelle in der eigenen Partei konfrontiert. Mehr als 70 einflussreiche Republikaner verlangten bereits, die Partei solle ihm den Geldhahn zudrehen. „Wir glauben, dass Donald Trumps spalterische Haltung, Rücksichtslosigkeit, Inkompetenz und rekordverdächtige Unbeliebtheit diese Wahl in einen Erdrutsch für die Demokraten verwandeln können“, heißt es in dem Brief der Anti-Trump-Rebellen, aus dem das Onlinenachrichtenmagazin Politico zitierte. Der Brief wurde laut Politico von früheren Parteimitarbeitern sowie Ex-Mitgliedern des Kongresses unterzeichnet und soll in den nächsten Tagen an Parteichef Reince Priebus geschickt werden.
„Sarkasmus“
Trump hatte zuletzt mit besonders provokanten Äußerungen für Empörung und Aufruhr gesorgt. So entfachte er mit einer mehrdeutigen Ansprache an Waffenliebhaber, die von Kritikern als Aufruf zum Anschlag auf Clinton gedeutet wurde, einen Sturm der Entrüstung. Er beteuerte jedoch, er habe die Waffenfreunde lediglich zur Wahlteilnahme aufgerufen.
Präsident Barack Obama bezeichnete er als „Gründer“ der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), weil dieser deren Aufstieg durch den Truppenabzug aus dem Irak ermöglicht habe. Auch Clinton sei eine „Mitbegründerin“. Im Nachhinein versuchte Trump, diese Aussagen zurechtzurücken. Es sei „Sarkasmus“ gewesen, schrieb er im Internetdienst Twitter.
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