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Wer steckt dahinter?

Thailand ist am Donnerstagabend und am Freitag von einer Serie von Bombenanschlägen erschüttert worden. Insgesamt detonierten mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Städten, darunter im Badeort Hua Hin, auf der bei Touristen beliebten Insel Phuket und in Phang Nga.

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Mindestens vier Menschen wurden getötet. Bei den Toten handelt es sich laut Polizeiangaben um Thailänder. Unklar ist, wer hinter den Anschlägen steckt, denn zu der Bombenserie hat sich noch niemand bekannt. Nach Angaben der thailändischen Sicherheitsbehörden handelt es sich dabei nicht um Terroranschläge, sondern um „örtliche Sabotage aufgrund von inneren Angelegenheiten“.

Gegen Militärjunta gerichtet?

Damit könnte gemeint sein, dass hinter den Explosionen Aufständische oder Gegner der Militärregierung des südostasiatischen Landes stecken. Am Sonntag stimmten die Thailander in einem umstrittenen Referendum für eine von der Junta unterstützte neue Verfassung.

Die Anschläge erfolgten aber auch einen Tag vor einem Feiertag zu Ehren des Geburtstags von Königin Sirikit. Hua Hin anzugreifen hat hohen Symbolwert. Die Stadt steht für das Königshaus. König Bhumibol hat dort seinen Sommerpalast.

Wirtschaft soll geschwächt werden

„Die Bombenattentate tragen dieselbe Handschrift“, sagte Armeegeneral Danai Kritmethavee vor Journalisten. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass es sich um eine koordinierte Attacke handelt.“ Es sei aber noch zu früh, um sich zu möglichen Motiven zu äußern. Wer hinter den Anschlägen steckt, sei noch unklar, teilte die Polizei mit. Die Ermittlungen liefen. Die Anschläge waren offenbar als Schlag gegen die Tourismusindustrie geplant, wie die Tatorte zeigen.

„Wer immer sie begangen hat, will der thailändischen Wirtschaft schaden. Dort kann man die Junta am empfindlichsten treffen“, sagte Zachary Abuza vom National War College in Washington. Der Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen in Thailand, das Land rechnete in diesem Jahr mit einer Rekordzahl von 32 Millionen Besuchern.

Prayut: Versuch, Chaos zu stiften

Juntachef und Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha sagte laut „Bangkok Post“, die Bomben seien ein Versuch gewesen, Chaos zu stiften, während sich das Land in Richtung Stabilität und einer Verbesserung der Wirtschaftslage und des Tourismus bewege. „Wer steckt dahinter? Sie werden es herausfinden“, meinte Prayut. Er spielte offensichtlich auf Anhänger des vom Militär gestürzten Ex-Regierungschefs Thaksin Shinawatra an, der seit Jahren im Exil lebt. Die jüngsten Anschläge ereigneten sich in Regionen, in denen die Bevölkerung mehrheitlich Shinawatra feindlich gesinnt ist.

Behörden sollen gewarnt worden sein

Thailändische Medien zitierten indes Behördenvertreter, die bei den Anschlägen ein Muster erkennen wollten, das für die Bombenattentate muslimischer Separatisten im Süden des Landes typisch ist. Dabei wird erst eine kleinere Bombe gezündet. Sobald sich Polizei und Passanten am Anschlagsort versammelt haben, wird in der Nähe eine zweite, größere Bombe gezündet, etwa Donnerstagabend in einem Ausgehviertel in Hua Hin. Allerdings haben die muslimischen Separatisten bisher keine Touristenorte auf diese Weise ins Visier genommen.

Die thailändischen Behörden erhielten nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen geheimdienstliche Hinweise auf bevorstehende Anschläge in Südthailand. Allerdings seien sie nicht über den genauen Zeitpunkt und die Orte informiert gewesen, sagte der thailändische Polizeichef Jaktip Chaijinda am Freitag. Zwischen 7. und 12. August seien selbst gebastelte Sprengkörper und Feuerbomben in sieben Provinzen gezündet worden, sagte der Polizeichef laut Nachrichtenagentur Reuters bei einer Pressekonferenz in Bangkok.

Österreicherin verletzt

Unter den verletzten ausländischen Staatsbürgern befindet sich eine Österreicherin. Die Frau erlitt Schnittwunden und wurde zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gebracht, das sie mittlerweile wieder verlassen konnte, wie der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, auf APA-Anfrage mitteilte. Die österreichische Botschaft in Thailand stehe mit der Frau in Kontakt, so Schnöll Freitagfrüh. Ihre Heimreise habe sie für Anfang September geplant. Nach thailändischen Angaben wurden neben drei Deutschen auch zwei Italiener, zwei Briten und vier Niederländer verletzt.

Ermittler am Tatort in Hua Hin

APA/AFP/Munir Uz Zaman

Der Tatort in Hua Hin wurde großräumig abgesperrt

Örtlichen Medienberichten zufolge ereigneten sich die ersten beiden Explosionen in Hua Hin an einer Kreuzung, an der bei in- und ausländischen Touristen beliebte Bars liegen. Viele Thailänder waren da schon zu einem langen Wochenende in dem Seebad eingetroffen. Nur zwölf Stunden später habe es dann die nächste Detonation gegeben.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die Polizei wies ihre Sicherheitskräfte im ganzen Land an, die Sicherheit um wichtige Regierungsgebäude und Plätze, vor allem Busbahnhöfe, Bahnhöfe, Flughäfen, Touristenattraktionen, Restaurants und Vergnügungsviertel, zu verstärken. Örtliche Medien berichteten von mehreren Feuern in südlichen Provinzen. Es war jedoch nicht sofort klar, ob die Brände in Zusammenhang mit den Bombenexplosionen standen.

Shinawatra verurteilt Anschläge

Die ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra verurteilte die Bombenserie. „Die Anschläge kosteten Unschuldige das Leben“, schrieb sie am Freitag auf Facebook. „Ich verurteile die Hintermänner dieser Angriffe aufs Schärfste.“ Sie hoffe, dass die Verantwortlichen bald gefasst würden. Yingluck Shinawatra war im April 2014 nach wochenlangen Demonstrationen gegen ihre Regierung ihres Amtes enthoben worden. Ihr wurde unter anderem Vetternwirtschaft bei der Vergabe von Regierungsämtern zur Last gelegt. Kurz darauf übernahm das Militär die Macht.

Außenministerium warnt

Das österreichische Außenministerium empfahl auf seiner Homepage, den Anweisungen der Sicherheitsbehörden unbedingt Folge zu leisten. Hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe drei) gelte für die Provinzen Narathiwat, Yala, Pattani und Songhkla sowie Preah Vihear und Umgebung.

Ermittler am Tatort

APA/AFP/Munir Uz Zaman

Ermittlungen am Tatort in Hua Hin

Nach Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und muslimischen Bevölkerungsteilen wird von nicht notwendigen Reisen in diese Provinzen abgeraten. Erhöhtes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe zwei) gelte für den Rest des Landes. Für Urlaubsreisende und sonstige kurzfristige Aufenthalte werde die Reiseregistrierung des Außenministeriums ausdrücklich empfohlen.

In der Stadt Phuket kam es laut Außenministerium mehrfach zu Angriffen gegen ausländische Touristen, teilweise durch einzelne Taxi- und Tuk-Tuk-Fahrer, aber auch durch Banden. Zu erhöhter Vorsicht im Stadtgebiet wird geraten.

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