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Jahrelange Ermittlungen drohen

Der europäische Flugzeugkonzern Airbus steht im Verdacht unsauberer Geschäftspraktiken: Wegen Hinweisen auf „Betrug, Bestechung und Korruption“ leitete die britische Antikorruptionsbehörde Ermittlungen gegen Airbus ein.

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Die Anschuldigungen beträfen „Unregelmäßigkeiten“ bei der Beratung durch Dritte in der zivilen Luftfahrtsparte des Konzerns, teilte das Serious Fraud Office (SFO) am Sonntag in London mit. Zur genauen Natur der Verdächtigungen wollte sich die Behörde zunächst nicht äußern. Details würden erst genannt, wenn Anklage erhoben wird, kündigte das SFO an. Die Behörde rief alle Beteiligten auf, sich zu melden und Informationen zu übermitteln. Die Ermittlungen könnten sich Jahre hinziehen.

Airbus: Behörden selbst eingeschaltet

Airbus teilte mit, das Unternehmen sei über die Ermittlungen auf dem Laufenden und arbeite mit den Ermittlern zusammen. Firmensprecher Jeremy Greaves sagte zu AFP, Airbus selbst habe den Anstoß zu den Ermittlungen gegeben: „Wir selbst haben den Fall entdeckt und ihn gegenüber den Behörden offengelegt.“ Die Unternehmensführung habe in Reaktion auf den Fall bereits „robuste Maßnahmen“ ergriffen, sagte Greaves.

Seinen Angaben zufolge schaltete Airbus im April die Behörden ein. Im selben Monat gab das staatliche britische Exportkreditinstitut UK Export Finance dann bekannt, seine Exportkreditgarantien für Airbus zu kündigen. Kreditagenturen in Deutschland und Frankreich folgten diesem Schritt. Als Grund wurden damals „Unregelmäßigkeiten“ bei den Kreditanträgen angegeben, die Airbus selbst mitgeteilt habe. Das Unternehmen ist der größte zivile Luftfahrtkonzern in Großbritannien. Im vergangenen Monat gab er bekannt, dass seine Nettoprofite im ersten Halbjahr um 15 Prozent gestiegen sind.

Externe Berater im Visier der Behörden

Die „Financial Times“ („FT“) wertete die Einleitung der Ermittlungen als „schweren Schlag“ für Airbus. Die Untersuchungen könnten vom US-Rivalen Boeing aggressiv ausgenutzt werden. Die Zeitung vermutet, dass der Fall über Großbritannien hinaus Kreise ziehen könnte. Die Behörden in Frankreich und Deutschland, aber auch in anderen Ländern könnten ihre eigenen Ermittlungen gegen externe Berater im Umfeld von Airbus aufnehmen.

Externe Berater sind bereits seit Längerem im Visier der internationalen Korruptionsbekämpfung. In den USA und Großbritannien müssen Unternehmen besondere Sorgfaltsprüfungen vornehmen, wenn sie auf solche Dienstleister setzen. Bei Verstößen drohen hohe Strafen. Viele Firmen reduzierten deshalb in den vergangenen Jahren die Zahl solcher Agenten. In manchen Ländern sei es jedoch schwierig, ohne externe Berater Geschäfte zu machen, so die „FT“ mit Berufung auf Führungskräfte in der Luftfahrtindustrie.

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