Kreuzworträtsel-Kunstwerk: 90-Jährige geht in Offensive

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Sie hat - zumindest in den Augen der Museumsleitung - die Künstleraufforderung allzu wörtlich genommen und kurzerhand ein Kreuzworträtsel in einem Kunstwerk ausgefüllt. Die Folge: eine Strafanzeige. Dagegen setzt sich eine 90-Jährige in Deutschland jetzt zur Wehr.

Über ihren Anwalt ließ sie gestern erklären, sie habe das im Neuen Museum Nürnberg ausgestellte Bild des Fluxus-Künstlers Arthur Köpcke keineswegs beschädigt, „sondern nur im Sinne des Künstlers vervollständigt“. Damit habe es sogar noch an Wert gewonnen, zitierte der Anwalt Heinz-Harro Salloch aus einer Erklärung seiner Mandantin an die Kripo.

Mit 80.000 Euro versichertes Bild

„Ich bin überzeugt, dass mit dem Ereignis dem Eigentümer des Köpcke-Bildes, das damit erst richtig bekannt wurde, sicherlich kein Schaden entstanden ist“, sagte Salloch der dpa. Über die Erklärung hatten zuerst die „Nürnberger Nachrichten“ berichtet. Ein Sammler hatte das mit 80.000 Euro versicherte Bild „Reading-work-piece“ dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Die alte Frau hatte bei einem Museumsbesuch am 13. Juli mit einem Kugelschreiber Buchstaben in das Kreuzworträtsel eingefügt, das Teil des Köpcke-Bildes ist.

Vervollständigung im Sinne des Künstlers?

Die Pensionistin hatte die Aufforderung „Insert words“ („Setze Wörter ein“) am oberen Bildrand wörtlich genommen. Inzwischen konnte das Museum die Schrift mit Lösungsmitteln rückstandsfrei entfernen.

Salloch sagte weiter, seine Mandantin und er seien davon überzeugt, dass die Vervollständigung des Kreuzworträtsels ganz im Sinne des Künstlers gewesen sei. „Meine Mandantin kennt Fluxus als offene Kunst, die ergänzt werden will“, sagte Salloch, der von einer Einstellung des Verfahrens gegen seine Mandantin ausgeht.