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Erster Zwischenbericht von US-Behörde

Die in Autos des US-Herstellers Tesla eingesetzte Autopilotfunktion steht spätestens seit einem tödlichen Unfall am 7. Mai unter verschärfter Beobachtung. Der Vorfall ist derzeit Gegenstand einer Untersuchung der US-Verkehrssicherheitsbehörde (NTSB), die nun einen ersten Zwischenbericht veröffentlichte. Bekannt wurde auch, dass ein zentraler Partner Tesla den Rücken kehrt.

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Während sich Tesla laut Medienberichten von Mittwoch bemüht zeigte, den Ausstieg des auf Autopilotsysteme spezialisierten Unternehmens Mobileye zu relativieren, wirft der am Dienstag angekündigte Rückzug dennoch einen Schatten auf die ambitionierten Pläne von Tesla-Chef Elon Musk.

Riskantes Vorpreschen

Mobileye kritisierte bereits Anfang Juli die beim verunfallten Model S eingesetzten und auf „Autopilot“ getauften Fahrassistenzsysteme als nicht ausgereift. Das auch von Beobachtern immer wieder als zu schnell bezeichnete Vorpreschen Teslas Richtung autonomes Fahren soll auch der Hintergrund der auslaufenden Partnerschaft sein.

Mobileye sei das Risiko zu groß, sagte der Chef des israelischen Unternehmens, Ammon Saschua. Man werde Tesla bis auf Weiteres mit den bisherigen Komponenten versorgen, sagte Saschua laut dem Techportal Recode. Neue Hardware und damit eine für 2018 angekündigte neue Chipgeneration werde es für Tesla aber nicht mehr geben.

Lkw mit Straßenschild verwechselt?

Jene Situation, die zum ersten tödlichen Unfall eines per Autopilot gesteuerten Tesla geführt haben soll, sei durch die derzeitigen Mobileye-Systeme nicht erkennbar gewesen. Laut dem Unternehmen ist das erst mit der nächsten Generation möglich.

Verunfallter Tesla Model S

PA/AP/NTSB/Florida Highway Patrol

Die NTSB veröffentliche erstmals ein Bild vom Tesla-Wrack

Laut Tesla hatte das System einen weißen Lkw-Anhänger, unter den der verunglückte Tesla auf dem Highway 27A westlich von Williston im Bundesstaat Florida raste, für ein hoch hängendes Straßenschild gehalten. Es wird auch spekuliert, dass der Tesla-Autopilot das querende Fahrzeug nicht vom hellen Himmel unterscheiden konnte.

„Steht viel auf dem Spiel“

Tesla betonte bisher stets, dass es sich nur um ein Fahrassistenzsystem handle, das seine Fahrzeuge keineswegs zu selbstfahrenden Autos mache. Das im Vorjahr vorgestellte Tesla-System lässt einem „Spiegel“-Bericht zufolge Autos aber bereits automatisch die Spur wechseln, die Geschwindigkeit verändern und die Bremse auslösen. Diese Funktionen werden offenbar nicht ganz nach den Vorstellungen des Erfinders genutzt. So zirkulieren im Netz immer wieder Videos, in denen Tesla-Lenker das Fahren bereits vollständig dem Auto überlassen und sich mit anderen Dingen beschäftigen.

Für Mobileye steht eine Entwicklung in diese Richtung außer Frage, Tesla agiert hier aber offenbar zu schnell. Der anstehende „Paradigmenwechsel“ sei erst nach Klärung etlicher sicherheitsrelevanter Fragen möglich. Zu viel stehe auf dem Spiel, so Saschua wohl nicht zuletzt mit Blick auf die für Mobileye zu erwartende goldene Zukunft. Eine weitere Kooperation mit Tesla sehe er nicht im Interesse des Unternehmens, vertieft werden zunächst aber eine Kooperation mit BMW und dem Chiphersteller Intel und später „ähnliche Partnerschaften“, so Saschua.

„Tesla braucht Mobileye nicht“

Wie Musk vergangene Woche bei der Vorstellung eines neuen Masterplans sagte, will Tesla in einem ersten Schritt die Autopilotsoftware verbessern. Bisher auf Zulieferer angewiesen, will Tesla künftig aber auch die Hardware im eigenen Haus entwickeln. Tesla brauche Mobileye nicht, sagte ein von Musk angeheuerter Experte gegenüber Recode.

Gespanntes Warten auf NTSB-Urteil

Ein Stolperstein für die ambitionierten Tesla-Ziele könnte zudem ein mit Spannung erwartetes Urteil der NTSB werden. Diese veröffentlichte am Dienstag nicht nur erste Bilder des am 7. Mai verunglückten Fahrzeuges, sondern auch einen ersten Zwischenbericht.

Erwiesen sei bereits, dass sich der Unfall bei zu hoher Geschwindigkeit ereignete. Laut NTSB war das Fahrzeug mit 119 km/h, um zehn mehr als erlaubt, unterwegs, als es ungebremst in den Lkw-Anhänger raste. Welche Rolle Teslas Fahrassistenzsysteme bei dem Unfall spielten, muss sich aber erst weisen. Bis zum Abschluss der NTSB-Ermittlungen kann es noch rund ein Jahr dauern.

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