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„Hätte viel Gutes machen können“

Zum Auftakt der diesjährigen ORF-„Sommergespräche“ war der Bundesparteiobmann des Teams Stronach (TS), Frank Stronach, bei Susanne Schnabl zu Gast. Das Gespräch stand ganz im Zeichen des von Stronach bereits im Juni angekündigten Rückzugs aus der Politik. Stronach zog eine mit viel Eigenlob garnierte Bilanz, sagte aber auch: „Ich brauche kein Vermächtnis.“

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Wie es mit dem TS weitergeht, ließ Stronach, obwohl von Schnabl immer wieder danach befragt, gänzlich offen. Mit „Kann sein“ relativierte Stronach anfangs sogar die Frage, ob sein Rücktritt nun endgültig sei oder eben nicht. Er habe aber bekanntgegeben, bei der nächsten Wahl nicht mehr anzutreten, und dann könne auch „der Name Stronach nicht mehr verwendet werden für politische Zwecke“, legte Stronach sich dann doch fest.

Bis zur nächsten Wahl „das Beste geben“

Bis zur nächsten Wahl sei das TS gewählt - aus diesem Grund sei man auch verpflichtet, „dass wir das Beste geben“. Die Frage, ob er die noch im Parlament verbliebenen Abgeordneten nun frei gewähren lässt, sollte im Verlauf des Gesprächs nicht die einzige werden, auf die es keine klare Antwort gab. Verwiesen wurde von Stronach hier vielmehr darauf, dass Leute seiner Ansicht nach Angst hätten, in der Politik zu sein. Überzeugt zeigte sich Stronach gleichzeitig, dass das TS „hauptsächlich wegen mir“ gewählt worden sei.

Sommergespräche mit Frank Stronach

APA/Georg Hochmuth

Stronach zog beim „Sommergespräch“ Bilanz über das von ihm gegründete TS

Unter den gegebenen Umständen mache das TS derzeit durchaus gute Arbeit, lautete schließlich ein seltenes Lob für die während des Gesprächs immer wieder mit „Leute“ umschriebenen Mitglieder seiner Partei. Zurückgewiesen wurde von Stronach, dass er seine Partei nun fallen lasse. Stronach kritisierte vielmehr die Rolle der Medien: „Ihr macht mich immer so schlecht.“

Alles richtig gemacht?

Mit seinem politischen Engagement wollte er jedenfalls am „Käfig rütteln“ - erklärtes Ziel sei es gewesen, eine Bewegung zu gründen, „mit der ich sage, so kann die Politik keine Probleme lösen“. Im Nachhinein hätte man immer etwa anders gemacht, gestand Stronach dann doch auch eigene Fehler ein.

So sei er etwa zu wenig oft in Österreich gewesen, sagte Stronach, der auch nach der TS-Gründung im Jahr 2012 einen Großteil seiner Zeit in Kanada verbrachte. Damit habe er auch nicht die Möglichkeit gehabt, „die Leute kennenzulernen“. Damit zeigte sich Stronach offensichtlich auch mit seinen Personalentscheidungen nicht gänzlich zufrieden. Man könne aber ohnehin „nicht in Leute hineinschauen“.

Er sei „nie pessimistisch, immer optimistisch“, dennoch „kann es manchmal Enttäuschung geben“, ergänzte Stronach. Als Beispiel nannte er hier „Leute, die nur wegen dem Geld dabei waren“. Stronach verwies aber auch darauf, dass er anderer Meinung sei als einige seiner Parteikollegen. Auf die Frage, ober er diese noch ausschließen werde, sagte Stronach, dass man Mitglieder des TS-Parlamentklubs nicht ausschließen und in diesem Zusammenhang auch den Klubobmann nicht festlegen könne.

„Gehen wir wieder zurück zur Wirtschaft“

Letzlich wollte Stronach ohnehin lieber über „die Wirtschaft“ als über das TS reden, was er ungeachtet der gestellten Fragen und mit reichlich Verweisen auf sein Lebenswerk Magna auch immer wieder machte. Aus seiner Sicht habe er „nur Gutes getan“ und hätte mit Blick auf Österreich noch „viel Gutes machen können“.

Sommergespräche mit Frank Stronach

ORF

Geht es nach Stronach, gibt es in Österreich „keine“ bzw. „wenig“ Demokratie

Verweis auf „Vision für Österreich“

Einmal mehr betonte Stronach, dass er sich Sorgen um Österreich mache. Deshalb habe er auch „einen Sanierungsplan entwickelt, der vielleicht sehr wichtig sein wird für Österreich“. Stronach sprach damit seine schon im Juni vorgestellte Bewegung mit dem Titel „Vision für Österreich“ an.

Zur aktuellen Politik brachte Stronach seine bekannten Konzepte: Die Politik habe sich „selbst lahmgelegt, die streiten nur“. Die Wirtschaft funktioniere nicht, daher funktioniere nichts. Zur Terrorproblematik meinte er, „wir haben zu lange nur zugeschaut“. Unverständlich sei für ihn etwa, warum Europa nicht schon lange an Ort und Stelle in den Krisenregionen eingegriffen und Schutzzonen errichtet habe.

„Wenn es gut ist, sollten wird es machen“

Skeptisch gab sich der Magna-Gründer zudem in Sachen Freihandel: Es sei nicht gut, wenn Firmen ihre Produktionsstätten nach Asien verlegen und nichts mehr vor Ort produzieren - das sei „Verrat an den Arbeitnehmern“. Gleichzeitig betonte er, nicht gänzlich gegen Freihandel zu sein.

Zu dem im Raum stehenden Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada sagte Stronach: „Wenn es gut ist, dann sollen wir es machen, wenn nicht, dann sollen wir es lassen.“ Er selbst wolle das aber nicht beurteilen. Der genannte Grund: Solche Abkommen seien „dicke Bände mit vielen Paragrafen“ und er habe keine Zeit, diese durchzulesen.

Keine Wahlempfehlung für Hofburg-Stichwahl

Zur Sprache kam auch die im Herbst vor der Wiederholung stehenden Hofburg-Stichwahl. Auf die Frage, wem er seine Stimme geben wollte, sagte Stronach: „keinem“. Befragt nach dem Grund, erneuerte Stronach seine bereits zuvor immer wieder geäußerte Kritik am politischen System. „Wir haben keine Demokratie“, kritisierte Stronach, der auf Nachfrage von Schnabl dann „keine“ mit „wenig“ ersetzte.

„Der größte Fehler beim TS war Frank Stronach“

Geht es nach dem Politologen Peter Filzmaier, der in der ZIB2 Stronachs „Sommergespräch“ analysierte, habe man vom TS-Gründer genau das erfahren, was man ohnehin zuvor schon wusste.

Filzmaier bezeichnete das TS dabei als „eine Art lebenden Leichnam“ und hörte einen Abgesang, den Stronach vor allem für Eigenlob nutzte. Angesprochen auf die von Stronach eingeräumten Fehler, sagte Filzmaier, dass „der größte Fehler“ beim Team Stronach Frank Stronach gewesen sei.

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