Credo: „Wir haben die Kontrolle“
Die türkische Zentralbank sendet nach dem Putschversuch im Land Beruhigungssignale Richtung Kapitalmarkt. Sie werde alles Nötige tun, um die Finanzstabilität zu gewährleisten, teilte die Notenbank am Sonntag mit. Geschäftsbanken erhielten unbegrenzten Zugang zu Liquidität. Dafür müssten diese keine Gebühr zahlen.
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Auch die Regierung in Ankara versuchte Investoren zu beruhigen: „Wir haben die Kontrolle. Kein Grund zur Sorge“, schrieb der stellvertretende Ministerpräsident Mehmet Simsek auf Twitter. Die Regierung habe in Absprache mit der Zentralbank und dem Finanzministerium alle erforderlichen Maßnahmen getroffen.
Wirtschaftswachstum abgebremst
Die türkische Wirtschaft läuft seit Längerem nicht mehr so gut wie in früheren Jahren. Banken kämpfen mit faulen Krediten, weil Firmen Pleite gehen. Wegen der angespannten Sicherheitslage weichen viele Touristen zudem auf andere Ziele aus. Für heuer werden 3,5 Prozent Wirtschaftswachstum erwartet, was angesichts des Booms in den Jahren davor relativ wenig ist.
Die Zahl der Firmenpleiten ist im heurigen Jahr stark gestiegen, viele weitere Insolvenzen werden erwartet. Kleineren Firmen macht teils der gesetzliche Mindestlohn zu schaffen, der um 30 Prozent erhöht wurde. Die Banken haben immer mehr Kredite in ihren Bilanzen stehen, die sie nicht mehr einbringen können. Besonders in der Bau- und Tourismusbranche werden mehr Zahlungsausfälle erwartet.
Terror lässt Tourismus einbrechen
Letztere ist einer der größten Wirtschaftszweige des Landes und leidet angesichts wiederkehrender Terroranschläge und Reisewarnungen unter starken Einbrüchen. Ökonomen gehen davon aus, dass der Umsatz im Tourismus dieses Jahr um ein Viertel zurückgehen wird. Damit dürften dem Land Einnahmen in Höhe von umgerechnet rund sieben Milliarden Euro entgehen.
Vor Beginn der Urlaubssaison brachen die Besucherzahlen in der Türkei um rund ein Drittel ein. Im Mai seien 34,7 Prozent weniger Ausländer als im Vorjahresmonat eingereist, teilte das Tourismusministerium am Dienstag mit. Insgesamt kamen knapp 2,5 Millionen Gäste.
Mit einem Rückgang von 91,8 Prozent nahm die Zahl der Russen in der Türkei besonders dramatisch ab. Das liegt vor allem an den angespannten Beziehungen beider Länder, die monatelang auf Eis lagen. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges Ende des vergangenen Jahres hatte Russland Sanktionen gegen die Türkei verhängt und unter anderem Charterflüge gestrichen.
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