Nicht fachgerecht befestigt
Nach mehreren Todesfällen unter Kleinkindern durch umkippende Kommoden sieht sich Ikea in den USA und Kanada gezwungen, die Möbelstücke der Serie „Malm“ zurückzurufen. Dabei sei der Rückruf ganz klar auf Nordamerika begrenzt, sagte eine Sprecherin der Ikea-Gruppe am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
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Auf allen anderen Märkten, wo die Kommoden verkauft werden, erfüllten sie die „Anforderungen an die Stabilität“. Von dem Rückruf sind US-Medien zufolge nicht weniger als 29 Millionen Kommoden betroffen. Nach Angaben des schwedischen Möbelriesen wurden in den vergangenen 13 Jahren sechs Todesfälle in den USA gemeldet, drei davon seit 2014.
Befestigungssets gratis
Die Kinder starben demnach beim Erklimmen der Kommode, die dabei auf sie kippte. Das Klettern kann durch das Öffnen der Laden erleichert werden. In keinem der Fälle war die Kommode wie in der Montageanleitung vorgeschrieben an der Wand befestigt.
Ikea hatte im vergangenen Jahr in den USA und in Kanada gratis ein Set zum Befestigen der Kommoden an der Wand angeboten. Zugleich machte das Unternehmen gemeinsam mit der US-Behörde für Produktsicherheit auf die Gefahren umkippender Möbel aufmerksam. Die Behörde hatte damals mitgeteilt, dass in den USA alle zwei Wochen ein Kind stirbt, weil ein Möbelstück oder der Fernseher umkippt.
Kinder durch Schutzgitter verletzt
Erst vor wenigen Tagen musste Ikea hierzulande seine „Patrull“-Schutzgitter zurückrufen. Aufgrund eines nicht einwandfrei arbeitenden Schließmechanismus wurden Kinder bei Unfällen verletzt. Dem Konzern lägen Kundenberichte vor, wonach sich „Patrull“-Schutzgitter unerwartet geöffnet hätten und Kinder die Stiege hinuntergefallen seien.
In einigen Fällen war eine medizinische Behandlung erforderlich. Eine Untersuchung durch unabhängige Dritte ergab, dass der Schließmechanismus nicht verlässlich funktioniert: Obwohl die Produkte alle erforderlichen Sicherheitstests erfolgreich bestanden hatten, stellten sie für kleinere Kinder ein Risiko dar, hieß es in einer Aussendung.
Ikea will Umsatz um die Hälfte steigern
Dessen ungeachtet möchte Ikea binnen weniger Jahre seinen Umsatz um rund 50 Prozent auf 50 Mrd. Euro steigern. Im laufenden Geschäftsjahr werde ein Plus von acht bis zehn Prozent erwartet, sagte Konzernchef Peter Agnefjäll Anfang Juni. Mit einem solchen Zuwachs seien 50 Mrd. Euro bis 2020 machbar.
Im Ende August ablaufenden Geschäftsjahr wird die auch für ihre Billy-Regale bekannte Kette mit knapp 33 Mrd. Euro fast zwölf Prozent mehr umgesetzt haben als ein Jahr zuvor. Die Erholung in Europa, Ikeas größtem Markt, gehe weiter, sagte Agnefjäll am Rande einer Designveranstaltung in der südschwedischen Kleinstadt Älmhult, wo der weltgrößte Möbelhändler einst seine erste Filiale eröffnet hatte. Doch auch in China gewinnen die Schweden weiter Kunden: Ikea bleibe von Folgen eines langsameren Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik verschont.
Billy-Erfinder gestorben
Heuer musste Ikea jedoch einen Verlust anderer Art hinnehmen: Gillis Lundgren, der Erfinder des Billy-Regals, starb am 25. Februar im Alter von 86 Jahren. Neben dem Regalklassiker, der laut Ikea seit 1978 Teil des Sortiments ist und innerhalb der ersten 30 Jahre weltweit 41 Millionen Mal verkauft wurde, hatte Lundgren Hunderte Produkte entworfen. Lundgren war es auch, der auf die Idee kam, die Möbel in flache Pakete zu verpacken, was Ikea zufolge für die Entwicklung des Möbelhauses entscheidend war.
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