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Weit mehr als nur Schimanski

Der deutsche Schauspieler Götz George ist tot. Wie seine Agentin am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte, starb George bereits am 19. Juni nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren. „Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es in der Mitteilung. Von weiteren Nachfragen solle aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie abgesehen werden.

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George ist einem Millionenpublikum neben zahlreichen weiteren Rollen besonders als „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski in Erinnerung. Den schnoddrigen Polizisten aus dem Ruhrgebiet verkörperte er binnen 32 Jahren insgesamt 48-mal. Zeitlebens stand Georges Karriere im Spannungsfeld der Wünsche eines Massenpublikums und seiner eigenen schauspielerischen Vorstellungen, beginnend bei künstlerisch kaum bedeutsamen Rollen als romantischer Held in den deutschen Karl-May-Filmen.

Götz George als "Tatort"-Kommissar Schimanski

APA/dpa/Martin Athenstädt

George als Schimanski bei Dreharbeiten im Duisburger Hafen 1981

TV-Hinweis

In memoriam Götz George sind am Samstag (2. Juli) zwei Filme mit dem deutschen Schauspieler in ORF2 zu sehen: die Erbschaftskomödie „Blatt & Blüte“ (14.55 Uhr) sowie die „Schimanski“-Folge „Loverboy“ (21.50 Uhr). ORF III zeigt George zuvor bereits am Mittwoch (29. Juni, 20.15 Uhr) in einer seiner umstrittensten Rollen als Schlomo Herzl in „Mein Kampf“. Auch der „Kultur.Montag“ widmet sich um 22.30 George.

Heikles Verhältnis zu eigenem Vater aufgearbeitet

Eine seiner berühmtesten Kinorollen hatte der gebürtige Berliner als homosexueller Massenmörder Fritz Haarmann in „Der Totmacher“ von 1995. In Satiren wie „Schtonk!“ und „Rossini“ zeigte George sein komödiantisches Talent. 2007 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Sechs Jahre später spielte er im TV-Drama „George“ seinen eigenen Vater Heinrich, der wegen seiner Schauspielkarriere in der Nazi-Zeit umstritten war.

Er spielte den KZ-Arzt Josef Mengele („Nichts als die Wahrheit“) und einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer („Mein Vater“), einen Taschendieb („Das Trio“) und einen blinden Klavierlehrer („Der Novembermann“), einen Ökoaktivisten („Lüg weiter, Liebling“) und einen todgeweihten Staatsanwalt („Nacht ohne Morgen“). 2014 wurde George mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juli wäre er 78 Jahre alt geworden.

Götz George mit dem Deutschen Fernsehpreis 2007

APA/AP/Roberto Pfeil

George bei der Verleihung des deutschen Fernsehpreises im Jahr 2007

Letzter Film noch nicht ausgestrahlt

2014 hatte George gesagt, er wolle nach 65 Arbeitsjahren „Feierabend machen“ und sich aus dem Schauspielgeschäft zurückziehen. Zum Unterschied von anderen habe er nicht den „Wunsch, auf der Bühne zu sterben“. 2015 stand er zum letzten Mal vor der Kamera: Im ARD-Krimidrama „Böse Wetter“ spielte er einen Bergbaubaron - nicht wie Schimanski im Ruhrgebiet, sondern im Harz. Ein Ausstrahlungstermin für den Film steht noch nicht fest.

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