Sonnenstrom für bequeme Kunden als Ziel
Der US-E-Autohersteller Tesla hat ein milliardenschweres Angebot für die Solarfirma SolarCity unterbreitet. Das Unternehmen des bekannten Tech-Milliardärs Elon Musk teilte am Dienstag nach US-Börsenschluss mit, ein Offert zwischen 26,50 und 28,50 Dollar pro SolarCity-Aktie abgegeben zu haben. Die geplante Übernahme ist ein klares Zeichen dafür, dass Tesla auf den Markt mit Haushaltsstrom will.
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Die beiden Firmen sind schon jetzt über die Person Musks verbunden, der größter Aktionär und Geburtshelfer beider Firmen ist. Familiäre Bande gibt es außerdem: Die beiden Chefs von SolarCity sind Musks Cousins. Mit dem Schlucken von SolarCity kann deren Konzept nun ganz in Tesla eingegliedert werden. Am Ende soll ein Sonnenstromangebot für Haushalte herauskommen, bei dem sich die Verbraucher um nichts kümmern müssen.
„Besser aussehende“ Panele und große Batterien
Schon bisher setzte SolarCity vor allem auf Bequemlichkeit bei der Installation von Dachsolarpanelen. Diese können auch nicht mehr als jene der Konkurrenz. SolarCity verspricht allerdings, dass man als einziger Anbieter die Installation in einem Tag erledigen könne - und die Panele sähen auch „besser auf dem Dach aus“ als jene der Mitbewerber. Neben Privatkunden konnten sie damit bisher etwa auch das US-Heimatschutzministerium und Firmen wie eBay und Walmart überzeugen.
Tesla wiederum hat zuletzt verstärkt auf den Energiespeichersektor gesetzt. Ende Juli will Tesla eine riesige, „Gigafactory“ genannte Batteriefabrik in Nevada eröffnen. Damit will Musk den Markt für Elektroautos auch der Konkurrenz auf eine ganz neue Ebene heben, aber nicht nur: Seit vergangenem Jahr bietet Tesla mit der „Powerwall“ Stromspeicher für Haushalte und Unternehmen an. Nun sollen „die Kernkompetenzen beider Unternehmen maximiert und ausgebaut“ werden, heißt es im Tesla-Firmenblog.
Am Ende soll alles aus einer Hand kommen
Als Ziel gibt Musk aus, Kunden zu ermöglichen, Energie so „effizient und nachhaltig wie möglich“ zu nutzen - sowohl beim Autofahren als auch in Eigenheimen, Betrieben und Geschäften. Wie SolarCity schon bisher will man Kunden vor allem mit der Bequemlichkeit einer Umstellung auf Sonnenstrom überzeugen. Am Ende steht das Konzept eines in der Früh an der Haustür klingelnden Tesla-Teams, das es am Abend mit fixfertig installierter Anlage - vom Solarpanel über den Energiespeicher bis zur Netzanbindung - wieder verlässt.
SolarCity kündigte in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC an, das Angebot sorgfältig prüfen zu wollen. Angesichts der engen Verflechtungen der Unternehmen wäre es überraschend, wenn der Deal nicht zustandekäme. Bei Anlegern sorgte das Übernahmeangebot allerdings für heftige Reaktionen. Während die Aktien von SolarCity nachbörslich zunächst um über 26 Prozent stiegen, ging es für die Tesla-Papiere zeitweise um mehr als zwölf Prozent nach unten.
Geduld der Investoren bald zu Ende?
Immerhin bedeutet die Übernahme für Tesla noch mehr rote Zahlen. Die Übernahme würde die Firmenkasse mit weiteren 2,6 bis 2,8 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro) belasten. Das ergibt sich aus dem Angebot an bisherige SolarCity-Teilhaber, ihnen ihre Aktien mit einem Aufschlag von 21 bis 30 Prozent auf den Schlusskurs von Montag abzukaufen. Tesla will den Betrag in eigenen Aktien bezahlen. Seit jeher hat das Unternehmen Geld verbrannt, die Investoren blieben aber wegen des steigenden Marktwerts an Bord.
Eine Trendumkehr könnte aber bevorstehen: Seit Jahresbeginn büßte die Aktie von Tesla, über Jahre ein hoch gehandelter Liebling der Wall Street, trotz großer Euphorie um das Ende März vorgestellten Mittelklasseauto Model 3 rund 8,5 Prozent ein. Das weitere Sinken des Aktienwerts nach der Bekanntgabe der SolarCity-Übernahme darf als die Vermutung zumindest mancher Investoren interpretiert werden, dass Musks Visionen endgültig aus dem Ruder gelaufen sind.
Aus Spaß wird Ernst
Man muss Musk allerdings lassen, dass er sogar mit abstrusesten Ideen weiter kommt als gedacht, etwa mit seinem Hyperloop-Plan. Bisher war die Idee, Menschen in extrem hoher Geschwindigkeit als überdimensionierte Rohrpost durch die Gegend zu schießen, eher für Witzeleien gut. Am Dienstag (Ortszeit) konnte Musk aber nicht nur die SolarCity-Übernahme bekanntgeben, sondern auch ein unterzeichnetes Memorandum, dass Moskau für den öffentlichen Nahverkehr einen „Hyperloop“ will.
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