Microsoft-Software für „jeden Menschen“
Microsoft will für 26,2 Milliarden Dollar (23,2 Mrd. Euro) das Online-Karrierenetzwerk LinkedIn übernehmen. Der US-Technologieriese will seinen bisher größten Deal mit Bargeld stemmen und noch in diesem Jahr über die Bühne bringen. Beide Unternehmen bestätigten das Vorhaben - der Vertrag sei bereits unterzeichnet, hieß es am Montag.
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Microsoft bietet für das Portal 196 Dollar pro Aktie. Das ist ein satter Aufpreis auf den Schlusskurs von 131,08 Dollar von Freitag. Im Vergleich zu Kursen im vergangenen Jahr ist es allerdings noch eine Art Schnäppchen: Die Aktie hatte zeitweise schon über 260 Dollar notiert.
Microsoft sichert sich 433-Mio.-User-Netzwerk
LinkedIn ist nach eigenen Angaben das weltweit größte berufliche Netzwerk mit etwa 433 Millionen Nutzern. Im deutschsprachigen Raum überschritt LinkedIn die Marke von acht Millionen Mitgliedern. Zum Vergleich: Der deutsche Konkurrent Xing hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz über zehn Millionen Mitglieder - beschränkt sich aber weitgehend auch auf diese Region.
Microsoft, erfolgreich vor allem mit seinem Betriebssystem, möchte sich mit dem Kauf von einer Softwarefirma verstärkt hin zu einem Anbieter für Cloud-Computing und Dienstleistungen entwickeln. Der Softwarekonzern versucht damit, dem Rivalen Google, aber auch dem Sozialen Netzwerk Facebook Konkurrenz zu machen.
Teil der Neuausrichtung
„Der Deal vereint die weltweit führende professionelle Cloud und das global führende berufliche Netzwerk“, erklärte Microsoft-Chef Satya Nadella. Der Kauf sei „ein Schlüssel für unsere kühne Vision, Produktions- und Wirtschaftsprozesse neu zu erfinden“. Auch die Bürosoftware Office 365 und die Unternehmenssoftware Dynamics werde mit dem Kauf wachsen - „weil wir jeden Menschen und jedes Unternehmen auf der Welt damit ausstatten wollen“.
Nadella führt Microsoft seit Februar 2014 und gab dem Unternehmen einen neuen Kurs. Traditionell lebte Microsoft vor allem davon, Windows-Software für PCs sowie seine Office-Büroprogramme zu verkaufen. Doch mit dem Schrumpfen des PC-Marktes ist die Geldmaschine Windows weniger verlässlich geworden. Und für Office gibt es günstige Konkurrenz unter anderem von Google sowie anderen Anbietern, die mobile Geräte im Visier haben. Nadella setzt auf Abos statt auf Kaufsoftware und gab das Ziel aus, Onlinedienste von Microsoft auf allen Plattformen verfügbar zu machen - also zum Beispiel auch auf Apples iPhones und iPads und Geräten mit dem Google-System Android.
Marke soll bestehen bleiben
LinkedIn soll eine eigene, unabhängige Marke bleiben, und Unternehmenschef Jeff Weiner soll seinen Posten behalten, wie der weltgrößte Softwarekonzern mitteilte. Der Kauf hat die Zustimmung von LinkedIn-Gründer und Großaktionär Reid Hoffman, wie Microsoft betonte. Bis Ende des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen sein - vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen zu.
Der Chairman des Karrierenetzwerks, Reid Hoffman, betonte: „LinkedIn wird heute noch einmal neu gegründet.“ Das Portal, gestartet 2003, gehört zu den Veteranen unter den Onlinediensten. Die Firma ist seit Frühjahr 2011 an der Börse notiert. Das Unternehmen hat im vergangenen Quartal einen Verlust von 46 Millionen Dollar (40,9 Mio. Euro) eingefahren, im abgelaufenen Jahr betrug das Minus 166 Millionen Dollar (147,5 Mio. Euro). Dem Deal blicken Aktionäre mit Vorfreude entgegen: Die Aktie von LinkedIn sprang zu Handelsbeginn in New York um 47,92 Prozent in die Höhe.
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