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„Geht um das Bild unseres Landes“

Vor dem Anpfiff der Fußball-EM in Frankreich beherrscht in vielen Teilen von Paris der Müll das Stadtbild. Anfang der Woche erreichten die Proteste gegen die geplante Arbeitsmarktreform der Regierung auch die Müllabfuhr der französischen Hauptstadt. In der Hälfte der Bezirke sei die Entsorgung stark gestört, so die Stadtverwaltung. Oder mit anderen Worten: Auf den Straßen stapelt sich der Müll.

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„Wir sind sehr besorgt über den Mangel an Sauberkeit in einer gewissen Zahl von Bezirken“, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Bruno Jullliard, am Donnerstag in einem Interview der Sender Sud Radio und Public Senat. Die Situation habe sich im Vergleich zum Vortag weiter verschlechtert, so der Sozialist.

Müllberge in Paris

APA/AFP/Geoffroy Van Der Hasselt

Nicht nur ein optisches, sondern auch ein Geruchsproblem

Die Stadt hält das Einsammeln der Abfälle vor dem Hintergrund des zurückgehenden Seine-Hochwassers aus Gesundheitsgründen für besonders wichtig. Doch die Bedenken sind nicht allein gesundheitliche. „Darüber hinaus geht es um das Bild unseres Landes, das Bild unserer Hauptstadt“, sagte Julliard.

Streik bis Dienstag verlängert

Die Müllsäcke, die neben dem Straßenrand auf ihre Abholung warten, werden auch für viele der Fußballfans in der Stadt kaum zu übersehen sein. „Wir haben ganze Viertel, die zu offenen Müllkippen werden, das ist unmöglich“, sagte eine konservative Bezirksbürgermeisterin nach Angaben des Senders France Info.

Bereits am Mittwoch hatte die Stadt zum Ende der Streiks aufgerufen - und gegen die Blockade zweier Garagen der Müllabfuhr sogar die Polizei losgeschickt. Doch die Bemühungen der Stadtverwaltung waren bisher kaum erfolgreich. Vielmehr erklärte die Gewerkschaft am Donnerstag, die Pariser Müllabfuhr werde ihren Streik bis kommenden Dienstag verlängern.

ZIB-Korrespondentinnen berichten aus Frankreich

Eva Twaroch berichtete in der ZIB2 von der Fanzone vor dem Eiffelturm in Paris, Alina Zellhofer vom Teamquartier in Mallemort.

Air France rechnet mit bis zu 30 Prozent Ausfällen

Ebenfalls bis Dienstag wollen die Piloten der Fluglinie Air France ab Samstag streiken. Bereits am Donnerstag gab die Airline bekannt, dass bis zu 30 Prozent der Flüge ausfallen würden. Passagiere, die auf die Bahn ausweichen, könnten auch hier Pech haben. Seit über einer Woche streiken die Bahnbediensteten - und beschlossen am Donnerstag ebenfalls eine Verlängerung ihres Arbeitskampfes. Die Staatsbahn SNCF warnte bereits vor Behinderungen bei Fahrten zum Auftaktspiel der Fußball-EM am Freitag in Paris.

Arbeiter des Flughafens Roissy streiken

Reuters/Philippe Wojazer

Piloten der Air France schlossen sich den Protesten an

Der sozialistischen Regierung ist es damit nicht gelungen, die Gewerkschaften vor Beginn der Fußball-EM zu einem Ende der Streiks zu bewegen - entsprechend gereizt reagierten Minister am Donnerstag. Das „Chaos“ müsse endlich enden, sagte etwa Umwelt- und Energieministerin Segolene Royal im Sender i-Tele und verurteilte „ideologische Streiks“. Und Sportminister Patrice Kanner kritisierte mit Blick auf die EM: „Wer das Fest verdirbt, schadet dem Ansehen Frankreichs.“

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