Themenüberblick

Von Indien über Piräus nach Libyen

Griechische und US-amerikanische Fahnder haben 26 Millionen Amphetamin-Pillen in einem Container im Hafen von Piräus sichergestellt. Sie vermuten, dass die aufputschend wirkenden Pillen für Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen bestimmt waren, hieß es Anfang Juni.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die Fracht sei aus Indien angekommen - Empfänger sei eine Firma in Libyen, die verdächtigt wird, mit IS-Terroristen zu kooperieren, wie die Athener Zeitungen „Kathimerini“ und „Ethnos“ berichteten.

UNO: Gefährliches Suchtmittel

Es soll sich dabei um Captagon, ein illegales Amphetamin-Derivat, handeln. Captagon ist der Markenname eines Medikaments, das ab den 60er Jahren als Antidepressivum und zur Behandlung von Schlafkrankheiten eingesetzt wurde. Heute stuft die UNO-Drogenbehörde Captagon als gefährliches Suchtmittel ein.

Sichergestellte Drogen in Damaskus

APA/AFP/Louai Beshara

Beschlagnahmte Captagon-Tabletten in Syrien Mitte Jänner

Dschihadisten würden die Pillen nehmen, um Ängste und Müdigkeit zu überwinden, hieß aus Kreisen der Fahnder. „Wir wurden mutig und energiegeladen, die Müdigkeit und die Angst verschwanden“, beschreibt ein ehemaliger syrischer Kämpfer in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Anadolu die Wirkung von Captagon.

Die Droge, die den Krieg antreibt

Vor allem im Syrien-Krieg spielte und spielt die Droge eine große Rolle, ist aber offenbar auch in anderen, von den Dschihadisten kontrollieren Gebieten bei Kämpfen im Einsatz. Captagon, eine auf dem Wirkstoff Fenetyllin basierende Stimulanz, ist mittlerweile in einigen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens weit verbreitet, wie die Nachrichtenagentur Anadolu und die Zeitung „Hürriyet“ Ende des Jahres unter Berufung auf das türkische Innenministerium berichteten.

Vermehrt verdienen die Bürgerkriegsfraktionen an dem Mittel. Sie verteilen es an die eigenen Mitglieder, verkaufen aber die Droge auch weiter. Das herrschende Chaos erleichtert den islamistischen Drogenhändlern ihr Geschäft. Captagon wurde daher auch wiederholt als die Droge bezeichnet, die den Krieg in Syrien mit antreibt.

Beschlagnahmungen nutzen kaum

Mehrere Funde belegen auch den schwunghaften Handel mit der Droge. So etwa im November 2015 - damals hatte die türkische Anti-Drogen-Behörde nahe der syrischen Grenze knapp elf Millionen Pillen des Aufputschmittels Captagon beschlagnahmt. Bei zwei unabhängigen Razzien in der Grenzregion Hatay entdeckten Fahnder allein im November innerhalb einer Woche insgesamt knapp zwei Tonnen des Mittels.

Am 30. Dezember beschlagnahmten die libanesischen Behörden nach eigenen Angaben zwölf Millionen Captagon-Pillen und nahmen den Drahtzieher einer Schmugglerbande fest. Schlagzeilen machte im Oktober die Verhaftung eines saudischen Prinzen und weiterer vier Landsmänner im Libanon, die knapp zwei Tonnen Captagon außer Landes schaffen wollten.

2015 seien in Syrien 24 Millionen Captagon-Tabletten beschlagnahmt worden, sagte der Chef der syrischen Anti-Drogen-Behörde, General Maamoun Ammouri. Die Beschlagnahmungen nutzen kaum. Wie groß das Volumen des Captagon-Handels tatsächlich ist, kann nur geschätzt werden, darüber gibt es keine offiziellen Zahlen.

Links: