Themenüberblick

Sechs Monate für Missbrauch Bewusstloser

Eine milde Strafe für einen Studenten an der kalifornischen Eliteuniversität Stanford, der eine bewusstlose Frau sexuell missbraucht hat, sorgt in den USA für Empörung. Ein Richter hatte den 20-Jährigen vorige Woche zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt - die Anklage hatte dagegen sechs Jahre Haft gefordert.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Mehr als 810.000 Menschen haben bis Donnerstagvormittag eine Onlinepetition unterschrieben, dass der Richter von seinem Amt enthoben werden solle. Der Student, ein Mitglied im Schwimmteam der Universität, war im März von Geschworenen wegen sexuellen Missbrauchs einer bewusstlosen Frau schuldig gesprochen worden.

Zeugen meldeten Missbrauch

Der Täter und sein Opfer hatten sich auf einer Party kennengelernt und Alkohol getrunken. Zwei Studenten hatten den Missbrauch im Jänner 2015 beobachtet und die Polizei alarmiert. Nach der Tat war der Mann von der Uni geflogen. Die jetzt 23-jährige Frau hatte im Gericht einen ergreifenden Brief vorgelesen, in dem sie die Tat beschreibt und die traumatischen Folgen für sich darlegt. Die mehrseitige Schilderung wurde von der US-Website Buzzfeed veröffentlicht.

Vater sorgt für Empörung

Der Richter im Bezirk Santa Clara hatte laut CNN das milde Strafmaß unter anderem damit begründet, dass der junge Täter keine Vorstrafen hat und dass eine längere Haftstrafe ernsthafte Folgen für ihn haben könnte. Der Student war auch von seinem Vater in Schutz genommen worden: Sein Sohn habe für die „20-Minuten-Aktion“ keine lange Gefängnisstrafe verdient. Vor allem die Reaktion des Vaters befeuerte die Empörung über das Urteil, schrieb die BBC.

Clinton-Sonderermittler stolpert über Affäre

Auch ein zweiter Missbrauchsfall sorgt derzeit in den USA für Schlagzeilen - vor allem weil er einen Prominenten seinen Job kostete: Dem einstigen Sonderermittler in der Lewinsky-Affäre ist nun selbst ein Skandal zum Problem geworden. Kenneth Starr, der verbissen Beweise gegen den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton zusammengetragen hatte, räumte seinen Posten als Präsident einer christlichen Privatuniversität im Bundesstaat Texas, wie die Hochschule mitteilte.

Die Baylor-Universität in Waco zog damit die Konsequenz aus jahrelangen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen Football-Spieler. Ein Untersuchungsbericht war zu dem Schluss gekommen, dass die Universitätsleitung diesen Vorwürfen nicht ausreichend nachgegangen war. Der 69-jährige Starr war seit sechs Jahren Präsident der Uni. Ganz verschwinden wird er von dort nicht: Er arbeitet künftig als Kanzler und soll auch weiter als Jus-Professor lehren.

Links: