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EgyptAir-Absturz als neue Mahnung

Nach dem ungeklärten Absturz einer EgyptAir-Maschine am 19. Mai mit 66 Toten läuft die Suche nach den Flugschreibern auf dem Grund des Meeres - wie so oft nach vergleichbaren Unglücksfällen. Nun kam Airbus-Vizechef und -Technikvorstand Charles Champion aber laut eigener Aussage die Einsicht: „Wenn wir einen abwerfbaren Recorder hätten, wäre er viel leichter zu finden.“

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Wie Champion bei einem Pressegespräch in Hamburg sagte, habe man allerdings „schon daran gearbeitet“. Eine kleine Untertreibung: Schon 2012 erklärte Airbus auf der Luftfahrtmesse von Farnborough, dass man entsprechende Patente bereits 2010 angemeldet und bisherige technische Probleme gelöst habe. Außerdem hieß es damals - nach dem Absturz des Air-France-Flugs AF447 -, nun dürfe wirklich keine Zeit mehr verloren werden.

Versprechungen ohne Folgen nach jedem Crash

Die Forderung nach einem „Schleudersitz“ für die Blackboxes war schon eine der Hauptschlussfolgerungen zum Absturz eines Airbus A330 der Air France im Jahr 2009 gewesen, dann kam der Crash von AF447 - und nach der Ankündigung von Airbus noch einmal das spurlose Verschwinden des Malaysia-Airlines-Fluges 370 samt Blackboxes im März 2014. Airbus-Konkurrent Boeing zeigte allerdings noch weniger Engagement, was die Entwicklung von Ideen zur besseren Dokumentation von Flugzeugunglücken betrifft.

Menschen zünden Kerzen an

Reuters/Mohamed Abd El Ghany

Mahnwache für die Opfer des EgyptAir-Absturzes in Kairo

Für die Idee, schwimmtaugliche Blackboxes mit Fallschirm im Fall eines Unglücks zu Boden zu schicken, braucht man nicht weit zu schauen. Seit Jahrzehnten ist sie im Militär gang und gäbe. Boeing und Airbus erklärten allerdings jahrelang, dass die dort verwendete Technik für die Zivilluftfahrt zu riskant wäre. Die Flugschreiber in Militärjets sprengen sich im Notfall von der Maschine ab. Das würde in der Zivilluftfahrt tatsächlich ein zu großes Risiko bedeuten, etwa bei einer brennenden Maschine vor einer Notwasserung.

Gelöste Probleme und Alternativen obendrein

Das Problem ist aber seit Jahren gelöst. Gemäß dem Patent von Airbus säßen die Blackboxes in einer nach unten offenen Röhre im Flugzeugrumpf, aufgehängt an einer Vorrichtung, die bei plötzlicher Krafteinwirkung zerbräche. Der außerhalb des Flugzeugs herrschende Unterdruck würde die Flugschreiber dann mit explosionsartiger Geschwindigkeit nach außen und weg vom Flugzeug saugen, aber eben ohne den Einsatz potenziell gefährlicher Sprengsätze.

Es gibt aber noch andere Ideen, etwa die Liveübermittlung von Flugdaten an Bodenstationen, wie Champion gegenüber dem „Wall Street Journal“ sagte. Bei normalem Flugverlauf würden nur wenige Eckdaten übermittelt, da alles andere die Grenzen der höchstmöglichen Datenübertragungsraten übersteigen würde. Bei auffälligen Änderungen von Flugdaten aber würde augenblicklich auf eine Sendung aller verfügbaren Flugdaten umgeschaltet.

Signale geortet

Dass Airbus nun seine eigenen Patente „entdeckt“, hat wohl auch mit dem endgültigen Ultimatum der UNO-Zivilluftfahrtbehörde ICAO zu tun, dass ab 2021 alle ausgelieferten Flugzeuge so ausgestattet sein müssen, dass „Schlüsseldaten“ nach Flugzeugabstürzen „zeitgerecht“ vorgelegt werden können. Schon ab 2018 müssen die Blackboxes zumindest so aufgerüstet sein, dass sie länger stärkere Signale aussenden, als es derzeit der Fall ist.

Am Mittwoch bestätigten die ägyptischen Behörden, dass man vermutlich die Signale des Flugschreibers des abgestürzten EgyptAir-Airbus aufgefangen habe. Bergen kann das vermutlich in rund 3.000 Meter Tiefe liegende Gerät allerdings nur ein Spezialschiff der Bergefirma Deep Ocean Search, das sich schon am Sonntag in Irland in Bewegung setzte, aber erst in rund einer Woche an der Unglücksstelle eintreffen wird. Dann hat der Flugschreiber möglicherweise schon zu senden aufgehört.

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