„Freue mich, dass es so ist“
Der amtierende Bundespräsident Heinz Fischer hat Dienstagmittag seinen Nachfolger Alexander Van der Bellen an dessen künftigem Arbeitsplatz zu einem Gespräch empfangen. Die Übergabe erfolge freundschaftlich und reibungslos, man habe bereits ein Arbeitsgespräch vereinbart, sagten beide im Anschluss an das Treffen.
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Van der Bellen kam in Begleitung seines Teams kurz vor 12.00 Uhr in der Hofburg an. Nach einem kurzen Händeschütteln für die Fotografen verschwanden der Bundespräsident und der Wahlsieger hinter der Tapetentür zum Austausch.

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Fischer begrüßt seinen Amtsnachfolger
Mit Van der Bellen verbinde ihn bereits eine jahrelange Zusammenarbeit, in dieser Konstellation sei man aber noch nie hier zusammengestanden, sagte Fischer nach dem Treffen: „Ich freue mich, dass es so ist.“
„Viel zu besprechen“
Mit dem designierten Präsidenten wurde bereits ein Arbeitsgespräch vereinbart, denn „es gibt in der Tat viel zu besprechen“. Beide seien interessiert, dass es einen reibungslosen Übergang „von der Amtszeit Heinz Fischer“ zu Van der Bellen gibt, so Fischer. Dieser freundschaftliche Übergang sei nicht nur im eigenen Interesse, sondern vor allem auch im Interesse des Landes und nicht überall selbstverständlich, meinte der Bundespräsident weiter. Unterhalten habe man sich über die ersten Aufgaben und Termine, die auf den neuen Bundespräsidenten zukommen.

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Van der Bellen und Fischer vor ihrem Gespräch
Fischers „Hoppala“
Auch über die Präsidentschaftskanzlei sei gesprochen worden, so Fischer. Diese sei eine Einrichtung, die „dezent und reibungslos und auch geräuschlos bestens funktioniert“. So seien dann auch keine Pannen passiert, zog er Bilanz über seine Amtszeit und räumte lediglich ein „Hoppala“ ein, da er den Namen einer Staatssekretärin „im ersten Anlauf nicht richtig ausgesprochen“ habe, so Fischer. So war es bei der Angelobung der neuen Regierungsmitglieder kürzlich zu einem Versprecher gekommen.

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Der Medienandrang war enorm
Fischer stellte weiters fest, dass der neue Bundespräsident eigene Mitarbeiter mitnimmt, man werde aber dafür sorgen, dass es Kontinuität gebe und sich „niemand alleingelassen“ fühle. „Bissl hab’ ich noch Zeit“, er wolle sich gut überlegen, was er in den nächsten Wochen noch sagen werde, so Fischer. „Der Anfang ist gemacht, und es war, wie ich glaube, ein guter Anfang“, so Fischer.
Bundespräsident Fischer empfängt Van der Bellen
Dienstagmittag hat Bundespräsident Heinz Fischer seinen Nachfolger Alexander Van der Bellen in die Hofburg eingeladen.
Van der Bellen: Das erleichtert mein Leben
Van der Bellen bedankte sich bei Fischer für das Gespräch und zeigte sich „erleichtert“, dass bis zur Angelobung noch ein paar Wochen Zeit bleiben. Einmal mehr appellierte er an die Medien, das Wahlergebnis nicht als Spaltung zu „dramatisieren“. Österreich sei ein Land mit hoher Diversität.

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Bundespräsident Fischer übergibt am 8. Juli sein Amt an Van der Bellen
Auch Van der Bellen zeigte sich „froh“, dass die Amtsübergabe auf diese Weise erfolgt: „Das erleichtert mein Leben ungemein.“ Abschließend berichteten beide noch Anekdoten darüber, wann und wie sie einander kennengelernt haben. Van der Bellen wünschte sich schließlich weitere Gespräche mit Fischer auch über den Tag der Amtsübergabe hinaus. Fischer hatte Van der Bellen bereits unmittelbar nach der Bekanntgabe des offiziellen Wahlergebnisses gratuliert. Fischer muss verfassungsgemäß nach seiner zweiten Amtszeit aus dem Amt scheiden. Die Amtsübergabe findet am 8. Juli statt.
Fischer: „Anerkennung“ für Hofer
Seine „Anerkennung“ sprach Fischer am Montag auch Van der Bellens Kontrahenten Norbert Hofer (FPÖ) aus, der „in einem langen und spannenden Wahlkampf seine Standpunkte mit Engagement und Verve vertreten und verteidigt hat“. Am Mittwoch ist auch ein Treffen zwischen Hofer und Fischer geplant. Das knappe Ergebnis sah Fischer als gewichtiges Argument gegen das politverdrossene Vorurteil, dass es auf eine einzelne Stimme in der Demokratie nicht ankomme.
Hofer hatte bereits kurz vor der Veröffentlichung des offiziellen Ergebnisses mit den entscheidenden 740.000 Briefwahlstimmen via Facebook seine Niederlage eingestanden. Hofer war Van der Bellen rund 31.000 Stimmen unterlegen. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis erreichte der von den Grünen unterstützte 72-jährige Van der Bellen 50,3 Prozent. Hofer war auf 49,7 Prozent gekommen.
Herzchen von Juncker
EU-Kommissionpräsident Jean-Claude Juncker gratulierte Van der Bellen mit einem Herzchen via Twitter.
Kandidaten toppten Parteiergebnisse
Der frühere Grünen-Chef Van der Bellen, der als Unabhängiger mit Unterstützung der Grünen angetreten war, erreichte bei der Hofburg-Wahl Wähler weit über das Parteipotenzial der Grünen. Auch bei keiner einzigen Landtagswahl schafften die Grünen bisher einen höheren Stimmenanteil als Van der Bellen schon im ersten Wahldurchgang mit 21,34 Prozent.
Doch auch Hofer toppte trotz der Niederlage bisherige FPÖ-Ergebnisse. Mit über 35 Prozent der Stimmen übertraf er die FPÖ-Werte bei der vergangenen Wien-Wahl von 30,79 Prozent. In der Stichwahl übertraf er sogar die früheren Kärntner Ergebnisse von mehr als 40 Prozent. Bei der Nationalratswahl 2013 war es - abgesehen von der Steiermark, wo die FPÖ Erste war - noch beim dritten Rang geblieben. Aber in den Umfragen liegt seit Langem die FPÖ vorne - und Meinungsforscher halten den Sieg der FPÖ bei der regulär 2018 anstehenden Parlamentswahl nicht für ausgeschlossen.
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