Klima und politische Situation entscheiden
Fast zwei Drittel der Österreicher planen heuer einen Sommerurlaub. Damit sind sie besonders reisefreudig, wie das Meinungsforschungsinstitut Ipsos erhob. Die politische Situation und Angst vor Terror beeinflussen teilweise die Wahl der Destination, aber nicht so stark wie das Wetter am Urlaubsort, das für 42 Prozent entscheidend ist.
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Befragt wurden 4.000 Menschen in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Belgien, Brasilien, USA und Österreich im Auftrag des Notfall- und Servicedienstleisters Europ Assistance (Generali Group). Im Schnitt der einbezogenen europäischen Länder haben 54 Prozent der Bevölkerung Reisepläne für den Sommer. Noch weniger waren es nur im Jahr 2013 mit 53 Prozent.
Österreicher mit prallster Reisekassa
Die Franzosen schmieden mit 57 Prozent aktuell am zweithäufigsten Urlaubspläne. Die Deutschen liegen mit 55 Prozent im Mittelfeld. „In Spanien (49 Prozent) drücken die nach wie vor hohe Arbeitslosenquote sowie die rigiden Sparprogramme und in Belgien (47 Prozent) die Anschläge der letzten Monate auf die Urlaubsstimmung“, berichtete Europ Assistance Österreich am Mittwoch.
Im Durchschnitt gibt jeder europäische Haushalt pro Jahr 2.247 Euro für den Urlaub aus. Verglichen mit 2015 (2.427 Euro) ist das ein deutlicher Rückgang. In Österreich stiegen die geplanten Ausgaben hingegen um 117 auf 2.727 Euro pro Haushalt. Auf dem zweiten Platz findet sich Deutschland mit einem Reisebudget von 2.468 Euro. Schlusslicht sind traditionell die Spanier mit 1.886 Euro pro Haushalt.
Mehr Geld oder teurere Destinationen?
Einen Grund für das höhere Reisebudget sieht Besim Akinci, CEO von Europ Assistance Österreich und Schweiz, in der Steuerreform, die „in den Börsen der Österreicherinnen und Österreicher angekommen“ sei. Allerdings legen die bevorzugten Reisedestinationen heuer auch andere Schlüsse nahe. 40 Prozent der Befragten haben Angst vor Anschlägen, und so wollen 33 Prozent der befragten Österreicher diesen Sommer nicht in die Türkei reisen. Bei 16 Prozent ist Ägypten gestrichen, und für acht Prozent ist Frankreich heuer keine Option.
Mit der Türkei und Ägypten fallen damit preisgünstige Optionen eher weg - vor allem für Familien, die Cluburlaube machen wollen, hört man aus heimischen Reisebüros. Alternativen etwa in Spanien seien doch empfindlich teuer. Dennoch zählt Spanien heuer zu den eindeutigen Gewinnern der Urlaubssaison. Laut Reiseveranstalter TUI hat sich der Reisestrom nach Spanien von 20 auf 35 Prozent fast verdoppelt.
Reisebüros weiter beliebt
Bei einigen Veranstaltern hat Spanien heuer die Türkei und Griechenland als Topdestination abgelöst. Bei Griechenland wiederum gibt es eine deutliche Verschiebung: Die Inseln nahe der Türkei werden ob der Flüchtlingssituation gemieden, stattdessen werden andere Ziele im Land gebucht.
In keinem anderen europäischen Land werden so viele Urlaube im Reisebüro gebucht wie in Österreich - noch immer rund ein Drittel, auch wenn hier der Anteil in den vergangenen Jahren auf Kosten der Internetbuchungen, die fast schon die Hälfte ausmachen, stetig zurückging, so Europ Assistance. Laut der Umfrage sind Kroatien und Italien die beliebtesten Reiseziele der Österreicher - das wiederum sind vor allem Urlauber, die eben nicht über Reisebüros buchen.
Eine bis zwei Wochen als Standard
Der Großteil der Österreicher verreist allerdings nicht allzu weit. Europa bleibt das bevorzugte Reiseziel. 30 Prozent der Österreicher verbringen den Sommer in der Heimat. Damit liegen sie hinter Franzosen, Spaniern und Italienern, bei denen jeweils mehr als die Hälfte Urlaub im eigenen Land machen.
In den vergangenen Jahren hat die Dauer der Kurzurlaube kontinuierlich abgenommen. 68 Prozent der Urlauber planen, für ein bis zwei Wochen zu verreisen. Länger als drei Wochen urlauben 13 Prozent, zwölf Prozent packen für vier Wochen die Koffer. Für weniger als eine Woche buchen nur neun Prozent.
Österreich besonders kulturfixiert
Und bei der Quartiersuche sind die Österreicher klassisch unterwegs: 58 Prozent urlauben im Hotel, 19 Prozent bei Freunden oder sie besitzen eine Ferienwohnung. Weitere 19 Prozent buchen eine Ferienwohnung oder ein Haus.
Die Österreicher waren weiters - vielleicht ein wenig überraschend - die Einzigen, bei deren Urlaubsplänen Kultur (37 Prozent) an oberster Stelle rangiert. Entspannen (36 Prozent) und Zeit mit der Familie verbringen (34 Prozent) wurden weniger häufig genannt.
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