Themenüberblick

Liebe, Abenteuer und feiner Thrill

Auch diesen Sommer versprechen die Jugendbücher lehrreiche Geschichten und großartige Abenteuer - und selbst Hieronymus Bosch hält mit seinen fantastischen Bildern Einzug in die Welt der Kinderliteratur.

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Waschtag für das Hasenkind

Ein Badetag ist nicht für alle Kinder ein Spaß, besonders wenn die Haare gewaschen werden müssen. Das gilt auch für Hasenkinder. Da braucht es schon ein bisschen Hilfe, damit auch das Hasenkind seinen Spaß in der Wanne hat, denn der Schaum rinnt schnell in die Augen. Aber wenn man ihm behutsam die Nase abtupft, das Fell trockenpustet und zum Schluss noch schön eincremt, freut sich auch das Hasenkind, wieder picobello zu sein. Ein süßes Bilderbuch, mit dem der Badetag vielleicht nur noch halb so schlimm ist.

Jörg Mühle: Badetag für Hasenkind. Moritz, 22 Seiten, 9,20 Euro, ab zwei Jahren.

Wale lieben Seifenblasen

Auch für Bruno steht die Badewanne auf dem Programm. Doch in ebendieser sitzt ein Wal, der sich auch noch genüsslich mit Brunos Super-Seifenblasen-Badeschaum die Flossen schrubbt. Und natürlich will ihm niemand glauben, dass er deshalb kein Bad nehmen kann. Schließlich hat der Wal eine Idee, wie Bruno sich doch noch duschen kann, obwohl es gar keine Dusche gibt, und Mama fragt sich, warum Bruno nach dem Baden nach Fisch riecht? Eine witzige Geschichte zum kleinen großen Thema „abends waschen“.

Kylie Westaway: Der Wal in der Wanne. Esslinger, 40 Seiten, 13,40 Euro, ab drei Jahren.

Bücher in einer Sandkiste

ORF.at/Michael Baldauf

Busfahren als Abenteuer

Marianne Dubucs mit Farbstiften gezeichnete Reisegeschichte "Bus Fahren“ ist für den deutschen Jugendliteraturpreis 2016 nominiert – und das zu Recht. Endlich ein Buch der Kategorie „Fahrzeuge“, das sich nicht um Rennwagen, Polizeiautos und Baustellenbagger dreht, sondern um einen normalen Bus. In dem allerdings kann man Abenteuer erleben. So wie das Mädchen Clara, das seine erste Busfahrt allein – ohne Eltern – aus der Ich-Perspektive schildert: mit wenigen Worten und vielen zarten Buntstiftstrichen.

Marianne Dubuc: Bus Fahren. Beltz & Gelberg, 40 Seiten, 14,40 Euro, ab drei Jahren.

Ein Bilderbuch zum Nachdenken

Ein besonders gelungenes und einprägsames Bilderbuch ist dem englischen Grafiker und Illustrator Patrick George gelungen. Ganz ohne Worte, dafür aber mit clever in Szene gesetzten Folien und Illustrationen, werden Tiere einmal in Gefangenschaft und einmal in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt. So bekommen die kleinen (und großen) Betrachter ein eindringliches Bild vermittelt, wofür Tiere in der Menschenwelt oftmals herhalten müssen. Ein tolles Buch, das Kindern das Thema Tierschutz näherbringt.

Patrick George: Lass mich frei! Moritz, 54 Seiten, 13,40 Euro, ab drei Jahren.

Kinderspiele ohne Joystick

In Zeiten von Spielekonsolen sind sie fast in Vergessenheit geraten: Kinderspiele, bei denen es oft nichts weiter braucht als ein Stück Kreide. Katharina Ulbing hat die schönsten davon zusammengetragen und in einem kleinen, handlichen Büchlein vereint. Neben bekannten Spielen wie „Blinde Kuh“ und „Himmel und Hölle“ findet man auch Kuriositäten wie „Habern handeln“ oder „Die lausige Dirn“. Die Spiele sind mit kurzen Anleitungen und Spielvariationen versehen, dazu gibt es interessantes Hintergrundwissen über die Herkunft der Spiele. Die im Stil alter Zeiten gehaltenen Illustrationen runden dieses schöne Spielebuch zusätzlich ab.

Katharina Ulbing: Das große kleine Buch: Die schönsten Kinderspiele von früher. Servus, 64 Seiten, 4,99 Euro, ab vier Jahren.

Kräuter entdecken

Gänseblümchen, Löwenzahn und Brennnessel kennt eigentlich jedes Kind. Was sich aber mit diesen und anderen Kräutern alles anstellen lässt, gerät immer mehr in Vergessenheit. Das kleine Kräuterbüchlein von Ines Scheiblhofer schafft hier Abhilfe. Hier erfahren Kinder, welche Schätze im Wald und auf der Wiese zu finden sind, wie man sie erkennt und wozu die Kräuterbeute verarbeitet werden kann. Ein Buch, mit dem jeder Ausflug ins Grüne zu einem spannenden und lehreichen Abenteuer wird.

Ines Scheiblhofer: Das große kleine Buch: Kräuterwanderung mit Kindern. Servus, 64 Seiten, 4,99 Euro, ab fünf Jahren.

Zum Fürchten schön

In einer fantastischen und schaurig-schönen Welt findet sich der kleine Hieronymus Bosch wieder, als er eines Tages beim Spielen in eine Schlucht fällt. Auf der Suche nach seinen Sachen, die er bei seinem Sturz verloren hat, trifft er auf fremde Wesen (Hieronymus-Bosch-Figuren), die ihm nicht alle wohlgesonnen sind. Wird Hieronymus den Weg nach Hause wiederfinden? The Tjong-Khing ist längst eine der ersten Adressen im Kinderbuchsektor, wenn es um anspruchsvolle Kinderliteratur geht. Mit „Hieronymus“ legt er nun ein weiteres Werk vor, für Kinder mit dem ganz besonderen Lesegeschmack.

The Tjong-Khing: Hieronymus - Ein Abenteuer in der Welt des Hieronymus Bosch. Moritz, 48 Seiten, 15,40 Euro, ab sieben Jahren.

Omas Spätzle und Gänseglück

Zwei Dinge liebt der kleine Nick ganz besonders: Omas Spätzle und ihre Geschichten. Damit ist es aber plötzlich vorbei, als die Oma ins Krankenhaus muss. Und da liegt sie jetzt, starrt zur Decke und sagt kein Wort mehr. Für Nick steht fest, er muss seine Oma wieder aufheitern. Gemeinsam mit Nachbar Paul startet er eine abenteuerliche Aktion, bei der, so viel darf verraten werden, viel geschnattert wird. Herzerwärmend, tiefgründig und trotzdem locker und witzig, Antje Damm hat es mit „PeterSilie“ einmal mehr geschafft, ein wunderbares Kinderbuch zu zaubern.

Antje Damm: PeterSilie. Tulipan, 144 Seiten, 9,99 Euro, ab acht Jahren.

Bücher in einer Wiese

ORF.at/Michael Baldauf

Lehrreicher Hühner-Krimi

Beim Kopf eines weißen und mausetoten Huhns muss Emil seiner besten Freundin Mia schwören, ihr bei der Ergreifung des Mörders ihrer Hühnerschar zu helfen. Dieses Vorhaben gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet, denn Mia glaubt, bereits den Täter zu kennen und sinnt blind vor Wut auf Rache. Emil muss nun sehr diplomatisch vorgehen, damit kein Unschuldiger bei Mias Racheplänen zu Schaden kommt. Eine spannende Geschichte, die zeigt, dass voreilige Anschuldigungen selten zu einem guten Ende führen.

Rachel van Kooij: Beim Kopf des weißen Huhns. Jungbrunnen, 176 Seiten, 13,99 Euro, ab acht Jahren.

Wenn Worte wehtun

Dem Thema Mobbing in der Schule hat sich die US-Autorin Eleanor Estes mit der berührenden Geschichte „Die hundert Kleider“ bereits vor über 70 Jahren gewidmet. Dank der ambitionierten Übersetzerin Heidi Scheibmaier hat das Werk nun auch endlich den deutschsprachigen Raum erreicht. Estes erzählt die Geschichte der kleinen Wanda, die dem Gespött ihrer Klasse ausgesetzt ist, weil sie jeden Tag dasselbe Kleid trägt, obwohl sie behauptet, 100 schöne Kleider zu besitzen. Als Wanda eines Tages nicht mehr in die Schule kommt und sich aufklärt, was es mit den 100 Kleidern auf sich hat, ist es fast zu spät.

Eleanor Estes: Die hundert Kleider, Novum publishing, 98 Seiten, 24,90 Euro, ab acht Jahren.

Abenteuer auf dem Hummelrücken

Schon einmal auf einer Hummel geritten? Nicht? Nun, Friedrich Löwenmaul auch nicht - und das, obwohl er aus einer ruhmreichen Ahnenreihe von Hummelreitern stammt. Er kann Hummeln nicht einmal leiden. Und gerade er bekommt eines Tages von der Geheimdiensthummel Hieronymus Brumsel den Auftrag, die zwielichtigen Vorgänge im wilden Norden auszuspionieren. Und so beginnt für Friedrich ein irrwitziges Abenteuer, das ihn zu dem werden lässt, was er nie sein wollte: ein tollkühner und wagemutiger Hummelreiter! Ein hinreißender Fantasy-Roman - lustig, spannend und bestimmt nicht nur für Hummelliebhaber.

Verena Reinhardt: Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul. Beltz, 521 Seiten, 18,50 Euro, ab zehn Jahren.

Wenn ein Geheimnis ans Tageslicht kriecht

Ein verborgener Keller ist für den jungen Hidde ein stilles Refugium. Hier kann er sich ganz seiner großen Leidenschaft, dem Sammeln von lebenden Insekten, hingeben. Doch eines Tages beansprucht plötzlich Hiddes großer Bruder Jeppe den Keller für sich. Ein verbitterter Brüderstreit entflammt, der alte Wunden aufreißt und ein dunkles Familiengeheimnis zutage fördert. Eines der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Jugendbücher dieses Lesesommers mit einer mitreißenden und ergreifenden Geschichte, die nachklingt.

Simon van der Geest: Krasshüpfer. Thienemann, 240 Seiten, 13,40 Euro, ab elf Jahren.

Atemlose Spannung

Harmonie und Zufriedenheit prägen den Alltag der kleinen Stadt Serenity - und Langeweile, wie Eli und Randy finden. Um dieser zu entkommen, beschließen die Freunde, das Grenzland der Stadt zu erkunden. Doch beim Überqueren der Stadtgrenze bricht Eli unter qualvollen Schmerzen zusammen. Als Randy plötzlich verschwindet und eine mysteriöse Botschaft hinterlässt, ist Elis Misstrauen geweckt. Wird er tatsächlich daran gehindert die Stadt zu verlassen? Gemeinsam mit seinen Freunden beginnt Eli nachzuforschen. Nach und nach bröckelt die harmonische Fassade Serenitys und gibt den Blick frei auf eine erschreckende Wahrheit. Ein Jugend-Thriller vom Feinsten.

Gordon Korman: Masterminds: Im Auge der Macht. Gulliver, 263 Seiten, 13,40 Euro, ab zwölf Jahren.

Bücher in einem Skaterpark

ORF.at/Michael Baldauf

Auf der Suche nach dem Mörder

Dass Tom Llewellyn einen Griff zum Buch wert ist, hat er bereits mit seiner verrückten Geschichte rund um „Das Haus, in dem es schräge Böden, sprechende Tiere und Wachstumspulver gibt“ bewiesen. Mit „Tick, Tack, Tot“ zeigt Llewellyn, dass er sich auch im Thriller-Genre sehr wohl fühlt. Das ohnehin schwere Leben des jungen Seth verändert sich schlagartig, als seine Mutter vergiftet aufgefunden wird. Seth will nicht wahrhaben, dass seine Vertraute, die Kneipenbesitzerin Miss Irene, die Täterin sein soll. Er beginnt auf eigene Faust nachzuforschen, doch ein brutaler Verfolger setzt alles daran, damit die Wahrheit im Verborgenen bleibt.

Tom Llewellyn: Tick Tack Tot. Thienemann, 224 Seiten, 13,40 Euro, ab 13 Jahren.

Eine Liebe ohne Worte

Ein schwerer Sturz verändert Vegas Leben für immer. Als sie aus dem Koma erwacht, kann sie weder sprechen, lesen noch schreiben. Aphasie, lautet die Diagnose. Frustriert über ihr Schicksal zieht sich Vega aus dem Leben zurück. Bis sie eines Tages Theo kennenlernt, der auch an Aphasie leidet. Es entspinnt sich eine Liebe, die ohne Worte auskommt. Songtexte werden zu Botschaftern tiefer Gefühle. Doch Vega quält eine Frage: War der Sturz ihr eigenes Verschulden oder wurde sie gestoßen? Die Suche nach Antworten wird zu einer alles verzehrenden Obsession. Eine atemberaubend schöne Geschichte über die hellen und dunklen Seiten des Lebens.

Nicole Boyle Rodtnes: Wie das Licht von einem erloschenen Stern. Beltz, 243 Seiten, 15,40 Euro, ab 14 Jahren.

Leben mit dem Tod

Mit einem beherzten Griff rettet die 15-jährige Eva eine alte Dame vor einem herannahenden Zug. Für Eva wäre die Sache damit erledigt, doch das Schicksal will es anders. Eva und Frau De Graaf begegnen einander wieder, und es entwickelt sich eine Freundschaft, die das junge Mädchen nach und nach mit Themen in Kontakt bringt, die ihr bis dahin völlig fremd und fern waren: Trauer, Einsamkeit und schließlich auch der Tod. Ein großartige Geschichte, die still und unaufdringlich zum Denken anregt.

Koos Meinderts: Lang soll sie leben. Jungbrunnen, 124 Seiten, 14,95 Euro, ab 14 Jahren.

Vom Neuanfang in der Fremde

„Die Gewissheit war unerträglich: Dürfen wir bleiben oder müssen wir gehen?“, erzählt Ena über ihre Ankunft in Deutschland. Sie floh 1993 vor dem Bosnienkrieg. Wie es ist, sein Heimatland verlassen zu müssen, erzählen Menschen unterschiedlicher Herkunft in dem Buch „Neu in der Fremde“. Es sind Geschichten von Angst, Hoffnung und Freude. Außerdem kommen Menschen zu Wort, die anderen bei ihrem Start in ein neues Leben in einer noch fremdem Welt helfen. Ein gutes und wichtiges Buch zu einem aktuellen Thema.

Carolin Eichenlaub, Beatrice Wallis (Hg.): Neu in der Fremde - Von Menschen, die ihre Heimat verlassen. Beltz, 200 Seiten, 17,50 Euro, ab 14 Jahren.

Elisabeth Nikbakhsh, ORF.at

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